19.04.2024

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20.01.01 Briefe an die Redaktion

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. Januar 2001


Briefe an die Redaktion 

Ein Volk der Slaven gab es nie

Betr.: Folge 42/00 – Leserbrief "Tannenberg"

Bei Tannenberg fochten unter der Führung des Ordens Deutsche, Polen, Balten und Söldner gegen ein Söldnerheer aus Polen, Litauern, Russen, Böhmen und Deutschen unter König Jagiello. Das Polenreich wurde von einem germanischen Fürsten gegründet unter der Lehenshoheit des deutschen Kaisers.

Die gotischen Stämme sind erst nach der Zeitenwende von Ost- und Westpreußen nach Süden ans Schwarze Meer abgezogen, wo sie im Kampf mit den Skythen ein neues Reich eroberten, das bis zum Einfall der Hunnen bestand. Allerdings war es auch nur der Adel mit seinen Gefolgen, einzelne Dorfgemeinschaften blieben zurück und durch Vermischung mit den Balten entstand das Volk der Prussen.

Ein Volk der Slaven hat es nie gegeben. Der Name ist eine falsche Übersetzung von Sklavi. Mit diesem Wort wurden die primitiven Stämme entlang der Bernsteinroute von den römischen Händlern bezeichnet. Das Wort Slaven ist erst im Mittelalter aufgekommen und vor allem durch Herder in die Umgangssprache eingegangen. Vorher waren es Pommeranen, Polonen und so weiter. Ein Zweifelsfall ist der Stamm der Wenden. Man nimmt an, daß es Reste der Wandalen sind, die zurück blieben, und der Name sich im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Horst Polakowski, Gernsheim

 

 

Politisch korrekt

Betr.: Folge 52/00 – Leserbrief "Kein germanischer Bruderkrieg"

Obengenannter Brief ist politisch korrekt, sonst nichts. Die heute so benannten "Elbslaven" waren die nicht mit abgewanderten Teile der Goten und Wandalen. Diese riefen mehrheitlich noch Odin an. Die ins Land kommenden Siedler waren römisch-katholisch, besaßen also alle Rechte der alles Leben beherrschenden Kirche. Die Ansässigen ohne Rechte waren nach dem uralten Recht Roms Sclavi. Daraus haben dann wohl die "Schwarmgeister" um Herder und Schrötzer den Begriff Slaven gemacht. Schrötzer wurde deshalb vom Zar von Rußland in den Adelsstand erhoben.

Tschechen, Kroaten und Serben haben unter dem Begriff Illirismus gegen Wien opponiert. Als vor zirka 150 Jahren Wien diesen Begriff verbot, zählte man diese Opponenten zu den Slaven. Danach wurde im ersten Slavischen Weltkongreß die Linie Stettin-Triest zur anzustrebenden Westgrenze des Slaventums gemacht.

Die Flur-, Fluß- und sonstigen Namen weisen alle auf den germanischen Ursprung hin. Hatte die Hanse ein polnisches Büro? Hat der Bischof von Bremen Polen missioniert? Alle diese Fragen sind mit einem Nein zu beantworten.

Werner Herklotz, Sarstedt

 

 

Politische Legende

Betr.: Folge 52/00 – Leserbrief "Kein germanischer Bruderkrieg"

Die Einlassungen der Autorin des obengenannten Leserbriefes darüber, wo die angeblichen Slaven in Urzeiten siedelten und sich dann nach dem Westen ausbreiteten, stimmen nicht. Sie vertritt allerdings eine politische Legende, die seit dem 19. Jahrhundert allgemein als Wahrheit verbreitet wird. Nur zu leicht argumentieren die Polen daher auch, ihr eigentliches Staatsgebiet wäre das bis zur Elbe, einschließlich Schleswig-Holsteins. Und gerade in solchen Auffassungen liegt die Gefahr des Chauvinismus, der Zank, der Unfrieden.

Es ist gefährlich auf eine "bestimmte" Geschichtswahrheit zu bestehen. In der heutigen Zeit erleben wir es am eigenen Leibe, wie geschichtliche Wahrheiten verdrängt, bewußt falsch dargestellt werden. Immer mit dem Ziel, das deutsche Volk zu demütigen, wenn nicht sogar zu entmündigen. Was die Slavenlegende angeht, so hat auch die katholische Kirche einen nicht geringen Anteil an Geschichtsklitterungen.

Klaus Glagau, Münster

 

 

Konrad Adenauer – ein Beispiel der Würde

Betr.: Folge 1/01 – "Leitfigur im Sinne der preußischen Tugenden"

Der neue Chefredakteur des Ostpreußenblattes, Herr Hans-Jürgen Mahlitz, hat in Jg. 52, Nr. 1 an herausragender Stelle eine Seite über Adenauer als "Leitfigur der preußischen Tugenden" geschrieben. Das war aus gegebenem Anlaß zu erwarten und begrüßenswert. Fast ganz möchte man dem Artikel auch zustimmen.

Er ist aber nicht bemerkenswert durch das, was drin steht, sondern durch das, was fehlt. Einen der Hauptgründe, Adenauers Verdienste im geschlagenen und zerstörten deutschen Reich nach 1945 zu unterstreichen, hat Herr Mahlitz nicht genannt: es war Adenauer – freilich neben ihm auch Andere – der uns damals ein Beispiel der Würde gab, als die Siegermächte von Deutschland nur das Benehmen von Erniedrigten erwarteten, wie es das hämisch oft reproduzierte Bild des französischen Generals König zeigt, der mit abgewandtem Gesicht einem Landesministerpräsidenten, der sich tief verbeugt, die Hand reicht. Adenauers Beispiel hat da viel bewirkt. Wer freilich nicht älter als 50 ist, wird davon nichts mehr wissen.

Mißtrauisch fragt man jedoch: Was enthält der Artikel zur Flüchtlings- und Vertriebenenfrage? Die Eingliederung von über 10 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen in die vier Zonen des Reichsrestes, um die sich freilich alle, aber eben auch Adenauer bemüht haben – war das keine Erwähnung wert? Lag darin keine preußische Verwaltungstugend?

Noch delikater ist es mit der Frage der Ostgebiete. Es ist ja bekannt, welche Abneigung Adenauer gegen das Deutschland östlich der Elbe und besonders Berlin empfunden haben soll. Das hat vielleicht alte Wurzeln. Seine Rolle bei separatistischen Tendenzen im Rheinland nach 1918 ist noch nicht geklärt. Hier ging es aber dazu noch um ostdeutsche Provinzen jenseits der Oder. Daß Herr Mahlitz sie nicht erwähnt, kontrastiert auffällig zu dem Wort "abendländlisch" in den sonst eindrucksvollen Zitaten. Wurde nicht mit der Beschwörung des "Abendlandes", die Nachdenkliche schon damals skeptisch stimmte, das Bild eines gemeinsamen Hauses entworfen, das jedesmal dann sich als Fata Morgana zu erweisen drohte, wenn vom deutschen Osten, von konkreten Rechten und Interessen Deutschlands im Osten gesprochen werden sollte? Lag nicht schon darin der Keim für die Behandlung der Enteignungsfrage in der SBZ nach 1945, die heute so unaufrichtig gehandhabt wird? War nicht die Einbeziehung der Vertriebenen gleichbedeutend mit der stillschweigenden Abwicklung ihres Anliegens und – muß man hinzufügen – des Rechtes Deutschlands östlich von Oder und Neiße? Wurden sie nicht als Konservative von Konservativen angeworben, die Anderes bewahren wollten als sie? Der Briefwechsel Adenauers gibt solchen Fragen Nahrung. Ist es womöglich das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern?

Solche Fragen müssen wohl noch beantwortet werden. Dann muß aber auch der Sinn für die Fragestellung geschärft werden. Das hat Herr Mahlitz nicht getan. Sein Artikel konnte, sagen wir, im "Bayernkurier", gut erscheinen. Aber auf der auffallenden letzten Seite des Ostpreußenblattes mußte er notwendig als Kontralinie zu dem großen Leitartikel verstanden werden, in dem Wilhelm v. Gottberg die Analyse der Zukunft ganz unverhüllt gibt, dazu mit dem lesenswerten Zitat von Mario Consoli über Wahrheitsfindung. Um die geht es. Herr Mahlitz selber hat davon gesprochen, daß man sich an ihn gewöhnen müsse (Jg. 51, Nr. 52, S. 2). Was soll künftig im Ostpreußenblatt gelten?

Prof. Dr. h.c. Hans Rothe, Bonn

 

 

Mit Verdiensten, aber kein Patriot

Betr.: Folge 1/01 – "Leitfigur im Sinne der preußischen Tugenden"

Mit Interesse habe ich den Artikel anläßlich des 125. Geburtstags von Dr. Konrad Adenauer gelesen.

Er hat ohne Diskussion seine Verdienste beim Aufbau der neuen Bundesrepublik. Doch man kann ihn nicht als Patrioten bezeichnen. So hat er als Kölner Oberbürgermeister die Separatistenbewegung im Rheinland unterstützt. Diese wollte eine unabhängige Rheinische Republik schaffen, die in Wirklichkeit ein Vasallenstaat von Frankreichs Gnaden geworden wäre. Diese Bewegung brach durch den Widerstand der nationalen Kräfte zusammen. Nach dem Krieg konnten die westlichen Siegermächte einen Mann dieser Art gut gebrauchen. Als Bundeskanzler wollte er Frankreich das Saargebiet abtreten. Durch die Volksabstimmung am 28. Oktober 1955 scheiterte dieses verräterische Vorhaben. Leider sind diese Tatsachen in dem Artikel nicht erwähnt worden. Um der geschichtlichen Gerechtigkeit willen sollten diese Fakten nachträgliche Erwähnung finden.

Hartmut Schirmer, Aschersleben

 

Kanzleralternative

Betr.: Folge 43 – "National sein ist Ehrensache"

Spitze, daß Ihr Blatt den großen patriotischen preußisch-deutschen Sozialdemokraten Schumacher in Erinnerung zurückgerufen hat. Er war ein gefährlicher Gegner für Adenauer und hätte, wenn er 1952 nicht viel zu früh gestorben wäre, die Bundestagswahl 1953 gewinnen können, denn schon bei der ersten Bundestagswahl 1949 war die SPD unter seiner Führung dem Wahlsieg zum Greifen nahe. Unter seiner Führung wäre es sicher zur Wiedervereinigung mit Mitteldeutschland, vielleicht sogar zur Wiederauferstehung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 gekommen, neutral und blockfrei, kulturell selbstbewußt, ohne unsere Kultur tötenden Amerikanismus, ohne antideutsche Extrembewältigung, die heute rinderwahnsinnige Ausmaße angenommen hat, mit nationalem und geschichtlichem Selbstbewußtsein, denn unsere Geschichte umfaßt 1000 Jahre mit vielen positiven Ereignissen. Man denke nur daran, daß Preußen im 18. Jahrhundert der modernste Staat Europas gewesen ist. Und mit preußischem Kampfeswillen, das hat schon Friedrich der Große bewiesen, kann man viel erreichen. Und Schumacher hatte diesen preußischen Kampfgeist in sich, weil er aus Westpreußen stammte und begeistert sein Vaterland im Ersten Weltkrieg verteidigt hatte. Deshalb stellte er sich auch, sehr lobenswert im Gegensatz zu heutigen Nestbeschmutzern, sehr engagiert schützend vor die Erlebnisgeneration und die Frontsoldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Kai Schaffelke, Hamburg

 

Antireichsdeutsche Haltung

Betr.: Folge 1/01 – "Leitfigur im Sinne der preußischen Tugenden"

Adenauer gehörte schon nach dem Ersten Weltkrieg zur Separatistenbewegung, die das Rheinland vom Deutschen Reich lösen und Frankreich anschließen wollte. Kurz vor der Saarabstimmung am 23. Oktober 1955 rief Adenauer die Saarländer öffentlich dringend auf dem Saarstatut zuzustimmen, was in den deutschen Kreisen des Saarlandes und in Westdeutschland helle Empörung auslöste. Weil er das "heidnische Preußen" nicht mochte und eine Stärkung der SPD mit ihrem großen Einfluß in Berlin verhindern wollte, bat er vor der ersten Bundestagswahl Bidault, Frankreich solle bei den übrigen Alliierten verhindern, daß Berlin zwölftes Bundesland wird. Das kam in einer großen Anfrage der FDP 1951 im Bundestag heraus, die einen Zeugen anführte, der ein Gespräch Adenauers mit Bidault beigewohnt hatte und durch ein Aide Memoire von Adenauer und Blankenhorn an Frankreich. 1989 kam heraus, daß Adenauer bereits 1955 die Westbindung der BRD dem Wiedervereinigungsangebot der Russen vorgezogen hatte, ohne dies ernsthaft zu prüfen. Der Beleg ist eine Akte Top Secret vom 16. Dezember 1955 des britischen Staatssekretärs Kirkpatrik an den Botschafter Herwig von Bittenfeld. 1961 bestätigte Adenauer seine antireichsdeutsche Haltung, indem er ruhig seinen Wahlkampf weiterführte und erst Tage nach den Amerikanern in Berlin auftaucht, um sein "Mitgefühl" an der fast fertigen Mauer zu demonstrieren.

Dies sind nur einige Punkte "der preußischen Tugenden Adenauers" in Bezug auf die Vertretung und Durchsetzung deutscher Interessen und Ansprüche. Nachdenkenswert wäre auch die Wertung Adenauers als "Kanzler der Alliierten" durch Kurt Schumacher im deutschen Bundestag.

Karl-Gottfried Seumel, Friedrichshafen

 

 

Keine Heilung

Betr.: Folge 1/01 – "Leitfigur im Sinne der preußischen Tugenden"

Zu dem Erinnerungsbericht des Chefredakteurs Herrn Mahlitz über Adenauer, dem man voll zustimmen kann, sei angemerkt, Adenauer litt erheblich unter "Atembeschwerden", wenn es um deutsche Gebiete ging, die ostwärts der Elbe lagen. Sein Übervater, Herr Frings, half ihm leider auch nicht, diese "Behinderung" zu heilen. Sogenannte führende Politiker, bis auf den heutigen Tag, kommen bei ihrem "Luftfreisetzen" höchstens zu dem Wort Diätenerhöhung.

Hans Fischer, Lemgo

 

Anmerkung der Redaktion:

Der Beitrag war bewußt in einer eingegrenzten Thematik angelegt, um Konrad Adenauer zu würdigen als Vertreter einer betont wertkonservativen Denk- und Handlungsweise, wie sie heute in der politischen Klasse – quer durch alle Parteien – leider immer seltener anzutreffen sind. Daß die in den Briefen angesprochenen Aspekte der Politik Adenauers gerade aus Sicht der Vertreibungsopfer äußerst kritikwürdig sind, ist auch der Redaktion des Ostpreußenblattes bewußt. Wir haben diese Punkte in der Vergangenheit sehr deutlich artikuliert und werden das auch in Zukunft tun. Allerdings sind wir der Meinung, daß die Erinnerung an den 125. Geburtstag nicht der richtige Anlaß zu massiver Kritik ist. Hans-Jürgen Mahlitz

Briefe an die Redaktion

Ein Volk der Slaven gab es nie

Betr.: Folge 42/00 – Leserbrief "Tannenberg"

Bei Tannenberg fochten unter der Führung des Ordens Deutsche, Polen, Balten und Söldner gegen ein Söldnerheer aus Polen, Litauern, Russen, Böhmen und Deutschen unter König Jagiello. Das Polenreich wurde von einem germanischen Fürsten gegründet unter der Lehenshoheit des deutschen Kaisers.

Die gotischen Stämme sind erst nach der Zeitenwende von Ost- und Westpreußen nach Süden ans Schwarze Meer abgezogen, wo sie im Kampf mit den Skythen ein neues Reich eroberten, das bis zum Einfall der Hunnen bestand. Allerdings war es auch nur der Adel mit seinen Gefolgen, einzelne Dorfgemeinschaften blieben zurück und durch Vermischung mit den Balten entstand das Volk der Prussen.

Ein Volk der Slaven hat es nie gegeben. Der Name ist eine falsche Übersetzung von Sklavi. Mit diesem Wort wurden die primitiven Stämme entlang der Bernsteinroute von den römischen Händlern bezeichnet. Das Wort Slaven ist erst im Mittelalter aufgekommen und vor allem durch Herder in die Umgangssprache eingegangen. Vorher waren es Pommeranen, Polonen und so weiter. Ein Zweifelsfall ist der Stamm der Wenden. Man nimmt an, daß es Reste der Wandalen sind, die zurück blieben, und der Name sich im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Horst Polakowski, Gernsheim

 

 

Politisch korrekt

Betr.: Folge 52/00 – Leserbrief "Kein germanischer Bruderkrieg"

Obengenannter Brief ist politisch korrekt, sonst nichts. Die heute so benannten "Elbslaven" waren die nicht mit abgewanderten Teile der Goten und Wandalen. Diese riefen mehrheitlich noch Odin an. Die ins Land kommenden Siedler waren römisch-katholisch, besaßen also alle Rechte der alles Leben beherrschenden Kirche. Die Ansässigen ohne Rechte waren nach dem uralten Recht Roms Sclavi. Daraus haben dann wohl die "Schwarmgeister" um Herder und Schrötzer den Begriff Slaven gemacht. Schrötzer wurde deshalb vom Zar von Rußland in den Adelsstand erhoben.

Tschechen, Kroaten und Serben haben unter dem Begriff Illirismus gegen Wien opponiert. Als vor zirka 150 Jahren Wien diesen Begriff verbot, zählte man diese Opponenten zu den Slaven. Danach wurde im ersten Slavischen Weltkongreß die Linie Stettin-Triest zur anzustrebenden Westgrenze des Slaventums gemacht.

Die Flur-, Fluß- und sonstigen Namen weisen alle auf den germanischen Ursprung hin. Hatte die Hanse ein polnisches Büro? Hat der Bischof von Bremen Polen missioniert? Alle diese Fragen sind mit einem Nein zu beantworten.

Werner Herklotz, Sarstedt

 

 

Politische Legende

Betr.: Folge 52/00 – Leserbrief "Kein germanischer Bruderkrieg"

Die Einlassungen der Autorin des obengenannten Leserbriefes darüber, wo die angeblichen Slaven in Urzeiten siedelten und sich dann nach dem Westen ausbreiteten, stimmen nicht. Sie vertritt allerdings eine politische Legende, die seit dem 19. Jahrhundert allgemein als Wahrheit verbreitet wird. Nur zu leicht argumentieren die Polen daher auch, ihr eigentliches Staatsgebiet wäre das bis zur Elbe, einschließlich Schleswig-Holsteins. Und gerade in solchen Auffassungen liegt die Gefahr des Chauvinismus, der Zank, der Unfrieden.

Es ist gefährlich auf eine "bestimmte" Geschichtswahrheit zu bestehen. In der heutigen Zeit erleben wir es am eigenen Leibe, wie geschichtliche Wahrheiten verdrängt, bewußt falsch dargestellt werden. Immer mit dem Ziel, das deutsche Volk zu demütigen, wenn nicht sogar zu entmündigen. Was die Slavenlegende angeht, so hat auch die katholische Kirche einen nicht geringen Anteil an Geschichtsklitterungen.

Klaus Glagau, Münster

 

 

Konrad Adenauer – ein Beispiel der Würde

Betr.: Folge 1/01 – "Leitfigur im Sinne der preußischen Tugenden"

Der neue Chefredakteur des Ostpreußenblattes, Herr Hans-Jürgen Mahlitz, hat in Jg. 52, Nr. 1 an herausragender Stelle eine Seite über Adenauer als "Leitfigur der preußischen Tugenden" geschrieben. Das war aus gegebenem Anlaß zu erwarten und begrüßenswert. Fast ganz möchte man dem Artikel auch zustimmen.

Er ist aber nicht bemerkenswert durch das, was drin steht, sondern durch das, was fehlt. Einen der Hauptgründe, Adenauers Verdienste im geschlagenen und zerstörten deutschen Reich nach 1945 zu unterstreichen, hat Herr Mahlitz nicht genannt: es war Adenauer – freilich neben ihm auch Andere – der uns damals ein Beispiel der Würde gab, als die Siegermächte von Deutschland nur das Benehmen von Erniedrigten erwarteten, wie es das hämisch oft reproduzierte Bild des französischen Generals König zeigt, der mit abgewandtem Gesicht einem Landesministerpräsidenten, der sich tief verbeugt, die Hand reicht. Adenauers Beispiel hat da viel bewirkt. Wer freilich nicht älter als 50 ist, wird davon nichts mehr wissen.

Mißtrauisch fragt man jedoch: Was enthält der Artikel zur Flüchtlings- und Vertriebenenfrage? Die Eingliederung von über 10 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen in die vier Zonen des Reichsrestes, um die sich freilich alle, aber eben auch Adenauer bemüht haben – war das keine Erwähnung wert? Lag darin keine preußische Verwaltungstugend?

Noch delikater ist es mit der Frage der Ostgebiete. Es ist ja bekannt, welche Abneigung Adenauer gegen das Deutschland östlich der Elbe und besonders Berlin empfunden haben soll. Das hat vielleicht alte Wurzeln. Seine Rolle bei separatistischen Tendenzen im Rheinland nach 1918 ist noch nicht geklärt. Hier ging es aber dazu noch um ostdeutsche Provinzen jenseits der Oder. Daß Herr Mahlitz sie nicht erwähnt, kontrastiert auffällig zu dem Wort "abendländlisch" in den sonst eindrucksvollen Zitaten. Wurde nicht mit der Beschwörung des "Abendlandes", die Nachdenkliche schon damals skeptisch stimmte, das Bild eines gemeinsamen Hauses entworfen, das jedesmal dann sich als Fata Morgana zu erweisen drohte, wenn vom deutschen Osten, von konkreten Rechten und Interessen Deutschlands im Osten gesprochen werden sollte? Lag nicht schon darin der Keim für die Behandlung der Enteignungsfrage in der SBZ nach 1945, die heute so unaufrichtig gehandhabt wird? War nicht die Einbeziehung der Vertriebenen gleichbedeutend mit der stillschweigenden Abwicklung ihres Anliegens und – muß man hinzufügen – des Rechtes Deutschlands östlich von Oder und Neiße? Wurden sie nicht als Konservative von Konservativen angeworben, die Anderes bewahren wollten als sie? Der Briefwechsel Adenauers gibt solchen Fragen Nahrung. Ist es womöglich das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern?

Solche Fragen müssen wohl noch beantwortet werden. Dann muß aber auch der Sinn für die Fragestellung geschärft werden. Das hat Herr Mahlitz nicht getan. Sein Artikel konnte, sagen wir, im "Bayernkurier", gut erscheinen. Aber auf der auffallenden letzten Seite des Ostpreußenblattes mußte er notwendig als Kontralinie zu dem großen Leitartikel verstanden werden, in dem Wilhelm v. Gottberg die Analyse der Zukunft ganz unverhüllt gibt, dazu mit dem lesenswerten Zitat von Mario Consoli über Wahrheitsfindung. Um die geht es. Herr Mahlitz selber hat davon gesprochen, daß man sich an ihn gewöhnen müsse (Jg. 51, Nr. 52, S. 2). Was soll künftig im Ostpreußenblatt gelten?

Prof. Dr. h.c. Hans Rothe, Bonn

 

 

Mit Verdiensten, aber kein Patriot

Betr.: Folge 1/01 – "Leitfigur im Sinne der preußischen Tugenden"

Mit Interesse habe ich den Artikel anläßlich des 125. Geburtstags von Dr. Konrad Adenauer gelesen.

Er hat ohne Diskussion seine Verdienste beim Aufbau der neuen Bundesrepublik. Doch man kann ihn nicht als Patrioten bezeichnen. So hat er als Kölner Oberbürgermeister die Separatistenbewegung im Rheinland unterstützt. Diese wollte eine unabhängige Rheinische Republik schaffen, die in Wirklichkeit ein Vasallenstaat von Frankreichs Gnaden geworden wäre. Diese Bewegung brach durch den Widerstand der nationalen Kräfte zusammen. Nach dem Krieg konnten die westlichen Siegermächte einen Mann dieser Art gut gebrauchen. Als Bundeskanzler wollte er Frankreich das Saargebiet abtreten. Durch die Volksabstimmung am 28. Oktober 1955 scheiterte dieses verräterische Vorhaben. Leider sind diese Tatsachen in dem Artikel nicht erwähnt worden. Um der geschichtlichen Gerechtigkeit willen sollten diese Fakten nachträgliche Erwähnung finden.

Hartmut Schirmer, Aschersleben

 

Kanzleralternative

Betr.: Folge 43 – "National sein ist Ehrensache"

Spitze, daß Ihr Blatt den großen patriotischen preußisch-deutschen Sozialdemokraten Schumacher in Erinnerung zurückgerufen hat. Er war ein gefährlicher Gegner für Adenauer und hätte, wenn er 1952 nicht viel zu früh gestorben wäre, die Bundestagswahl 1953 gewinnen können, denn schon bei der ersten Bundestagswahl 1949 war die SPD unter seiner Führung dem Wahlsieg zum Greifen nahe. Unter seiner Führung wäre es sicher zur Wiedervereinigung mit Mitteldeutschland, vielleicht sogar zur Wiederauferstehung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 gekommen, neutral und blockfrei, kulturell selbstbewußt, ohne unsere Kultur tötenden Amerikanismus, ohne antideutsche Extrembewältigung, die heute rinderwahnsinnige Ausmaße angenommen hat, mit nationalem und geschichtlichem Selbstbewußtsein, denn unsere Geschichte umfaßt 1000 Jahre mit vielen positiven Ereignissen. Man denke nur daran, daß Preußen im 18. Jahrhundert der modernste Staat Europas gewesen ist. Und mit preußischem Kampfeswillen, das hat schon Friedrich der Große bewiesen, kann man viel erreichen. Und Schumacher hatte diesen preußischen Kampfgeist in sich, weil er aus Westpreußen stammte und begeistert sein Vaterland im Ersten Weltkrieg verteidigt hatte. Deshalb stellte er sich auch, sehr lobenswert im Gegensatz zu heutigen Nestbeschmutzern, sehr engagiert schützend vor die Erlebnisgeneration und die Frontsoldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Kai Schaffelke, Hamburg

 

Antireichsdeutsche Haltung

Betr.: Folge 1/01 – "Leitfigur im Sinne der preußischen Tugenden"

Adenauer gehörte schon nach dem Ersten Weltkrieg zur Separatistenbewegung, die das Rheinland vom Deutschen Reich lösen und Frankreich anschließen wollte. Kurz vor der Saarabstimmung am 23. Oktober 1955 rief Adenauer die Saarländer öffentlich dringend auf dem Saarstatut zuzustimmen, was in den deutschen Kreisen des Saarlandes und in Westdeutschland helle Empörung auslöste. Weil er das "heidnische Preußen" nicht mochte und eine Stärkung der SPD mit ihrem großen Einfluß in Berlin verhindern wollte, bat er vor der ersten Bundestagswahl Bidault, Frankreich solle bei den übrigen Alliierten verhindern, daß Berlin zwölftes Bundesland wird. Das kam in einer großen Anfrage der FDP 1951 im Bundestag heraus, die einen Zeugen anführte, der ein Gespräch Adenauers mit Bidault beigewohnt hatte und durch ein Aide Memoire von Adenauer und Blankenhorn an Frankreich. 1989 kam heraus, daß Adenauer bereits 1955 die Westbindung der BRD dem Wiedervereinigungsangebot der Russen vorgezogen hatte, ohne dies ernsthaft zu prüfen. Der Beleg ist eine Akte Top Secret vom 16. Dezember 1955 des britischen Staatssekretärs Kirkpatrik an den Botschafter Herwig von Bittenfeld. 1961 bestätigte Adenauer seine antireichsdeutsche Haltung, indem er ruhig seinen Wahlkampf weiterführte und erst Tage nach den Amerikanern in Berlin auftaucht, um sein "Mitgefühl" an der fast fertigen Mauer zu demonstrieren.

Dies sind nur einige Punkte "der preußischen Tugenden Adenauers" in Bezug auf die Vertretung und Durchsetzung deutscher Interessen und Ansprüche. Nachdenkenswert wäre auch die Wertung Adenauers als "Kanzler der Alliierten" durch Kurt Schumacher im deutschen Bundestag.

Karl-Gottfried Seumel, Friedrichshafen

 

 

Keine Heilung

Betr.: Folge 1/01 – "Leitfigur im Sinne der preußischen Tugenden"

Zu dem Erinnerungsbericht des Chefredakteurs Herrn Mahlitz über Adenauer, dem man voll zustimmen kann, sei angemerkt, Adenauer litt erheblich unter "Atembeschwerden", wenn es um deutsche Gebiete ging, die ostwärts der Elbe lagen. Sein Übervater, Herr Frings, half ihm leider auch nicht, diese "Behinderung" zu heilen. Sogenannte führende Politiker, bis auf den heutigen Tag, kommen bei ihrem "Luftfreisetzen" höchstens zu dem Wort Diätenerhöhung.

Hans Fischer, Lemgo

 

Anmerkung der Redaktion:

Der Beitrag war bewußt in einer eingegrenzten Thematik angelegt, um Konrad Adenauer zu würdigen als Vertreter einer betont wertkonservativen Denk- und Handlungsweise, wie sie heute in der politischen Klasse – quer durch alle Parteien – leider immer seltener anzutreffen sind. Daß die in den Briefen angesprochenen Aspekte der Politik Adenauers gerade aus Sicht der Vertreibungsopfer äußerst kritikwürdig sind, ist auch der Redaktion des Ostpreußenblattes bewußt. Wir haben diese Punkte in der Vergangenheit sehr deutlich artikuliert und werden das auch in Zukunft tun. Allerdings sind wir der Meinung, daß die Erinnerung an den 125. Geburtstag nicht der richtige Anlaß zu massiver Kritik ist. Hans-Jürgen Mahlitz