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27.01.01 Wie Königsberg zur königlichen Residenzstadt wurde

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Januar 2001


Preußenjahr 2001:
Friedrichs folgenreiche Krönung
Wie Königsberg zur königlichen Residenzstadt wurde / Von Manuel Ruoff 

Zwanzig Tage vor der Königskrönung, am 29. Dezember 1700, traf die noch kurfürstliche Familie mit großem Hofstaat und riesigem Troß in Königsberg ein, das mit seinen ungefähr 40000 Seelen immerhin doppelt so groß war wie Berlin. Wenige Tage später ließ der Kurfürst aus dem Geschlecht der Hohenzollern die städtischen Räte und die Pfarrer offiziell über die bevorstehende Krönung in Kenntnis setzen. Am Tage vor dem großen Festakt stiftete er den Orden vom Schwarzen Adler. Der Wahlspruch dieses ersten und höchsten preußischen Ordens sollte zum Inbegriff preußischer Toleranz werden, "suum cuique", "jedem das Seine".

Die Krönung selber, an der neben dem Herrscherpaar der Hofstaat, die Deputierten der Stände, die Professoren der Universität, die Geistlichen und Spitzenvertreter der Staatsverwaltung teilnahmen, fand an einem typisch ostpreußischen Wintertag mit viel Schnee, Sonne und Kälte im Königsberger Schloß statt.

Ähnlich wie bei der Kaiserkrönung Napoleon Bonapartes gut hundert Jahre später fällt auch bei der Königskrönung Friedrichs die geringe Rolle auf, die der Kirche bei diesem Akt zugedacht wurde. Wie der Korse setzte auch der Brandenburger sich die Krone selber auf. Anschließend krönte er seine Angetraute. Beides tat er nicht etwa in der Kirche, sondern mit dem Audienzsaal in einem weltlichen Raum. Es folgte die Huldigung der Stände im Empfangssaal.

Erst der letzte Programmpunkt fand in der mit viel Gold und Scharlach geschmückten Kirche des Schlosses statt. In dem Sakralbau erfolgte die Salbung durch den reformierten Hofprediger Ursinus. Aus Statusgründen war der Geistliche extra zum Bischof ernannt worden, bevor er das vor dem Altar unter einem Thronhimmel kniende Königspaar salben durfte.

Das Volk, das vor den Toren des Schlosses bleiben mußte, wurde über das erfolgte historische Ereignis mit Pauken und Trompeten sowie Kirchenglockengeläut und Geschützdonner informiert. Es folgte ein Festprogramm, an dem im Gegensatz zum eigentlichen Staatsakt auch der Magistrat der Stadt und seine Bürgerschaft beteiligt waren. Die deutsch-reformierte Burgkirche wurde eingeweiht, die von Theodor Gehr 1697 im Geiste des Pietismus gegründete Schule als Königliches Friedrichskollegium anerkannt und ein königliches Waisenhauses für je zwölf lutherische und reformierte Jungen sowie sechs adlige Waisen gestiftet.

Bei der genannten Kircheneinweihung vom 23. Januar brachte der König die von ihm in seinem Staate der Kirche zugedachte Stellung dadurch zum Ausdruck, daß er das Gotteshaus entgegen aller Sitte mit der Krone auf dem Haupte betrat. Es war halt die Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV. und des von diesem auf die Spitze getriebenen Absolutismus.

Das absolutistische Repräsentationsbedürfnis hatte für die Residenzstadt außer Festlichkeiten auch längerfristige Folgen. Im Auftrage des Königs machte sich Joachim Ludwig Schultheiß v. Unfriedt daran, aus der Pregelstadt eine von "Regularität" und "egalen Proportionen" geprägte zeitgemäße Metropole zu machen. So schuf er beispielsweise eine königliche Baupolizei, deren Aufgabe darin bestand, sicherzustellen, daß die die Straßen einengenden Buden und Vorbauten beseitigt und Fluchtlinien eingehalten wurden.

Bezeichnend für die damalige absolutistische Zeit ist, daß sein größtes Bauvorhaben den Sitz des Herrschers, das Schloß, betraf. Das Ziel war eine Residenz im Stile des Barocks. An der Stelle der Mauern und Gräben der Ostfront entstand ein repräsentativer Schloßplatz. Vom Schloß selbst wurde allerdings nur die Südostecke fertig, da für eine Realisierung des Gesamtprojektes Friedrichs I. Regentschaft zu kurz war und sein sparsamer Nachfolger Friedrich Wilhelm I. die Arbeiten einstellen ließ. Die daraus resultierende Zusammensetzung der Ostfront des Schlosses aus einem alten nördlichen und einem neuen südlichen Teil hat bis zum letzten Jahrhundert in auffallender Weise von dieser bemerkenswerten historischen Entwicklung gezeugt.

Auch das Waisenhaus am Sackheimer Tor, das Roßgärter Tor und die Tragheimer Kirche sowie ein Hauptpostamt wurden von Schultheiß v. Unfriedt gebaut. Zu verdanken hat Königsberg ihm auch, daß allmählich die offenen Brunnen wie in Berlin durch Pumpen ersetzt, die Straßen saubergehalten, die Abwässer beseitigt und Teiche wie Gräben entschlammt wurden. Auf ihn geht auch die Förderung des Verkehrs durch den Abbruch der mittelalterlichen Stadttore zurück, doch das gelang ihm erst, nachdem Altstadt, Löbenicht und Kneiphof vereint waren, und da war König Friedrich I. schon längst durch den Tod von Preußens Throne abberufen.