28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.02.01 Das Wetter in der Heimat im Dezember / Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. Februar 2001


So mild wie selten zuvor
Das Wetter in der Heimat im Dezember / Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

Offenbach – Neuer Witterungsrekord, so verbreiteten es die Medien. Die Mitteltemperaturen des Jahres hatten in Deutschland einen neuen Spitzenwert erreicht. Für die Fläche des Landes wurde ein Wert von 9,9 Grad errechnet, wobei die Mittel an den einzelnen Stationen um diesen Wert variierten. Auch sonst in Mitteleuropa gehörte das vergangene Jahr zu den mildesten der letzten hundert Jahre. Das war auch in Ostpreußen so. Die für Königsberg berechnete mittlere Temperatur betrug 9,3 Grad. Sie übertraf damit die Werte der sehr milden Jahre 1934 und 1989 um 0,2 k. Der Rekord von 9,5 Grad, 1990 aufgestellt, wurde nur knapp verfehlt. So muß sich das letzte Jahr mit dem zweitobersten Rang seit dem Beginn der Messungen in Königsberg im Jahre 1851 begnügen; denn der Sommer und auch der kühle Herbst versagten dem möglichen neuen Rekord den Dienst. Am meisten trugen die ungewöhnlich milden Frühlings- und Herbstmonate zu dem dennoch respektablen Wert bei.

Auch der vergangene Dezember war nicht so ohne. Für ihn wurde in Königsberg ein Temperaturmittel von 2,2 Grad errechnet, womit er zum Wärmeüberschuß des Jahres beachtliche 3,2 k beisteuerte. Ähnliche Werte zeigten die küstennahen Stationen wie Memel und Elbing. Die Orte im Binnenland, wie z. B. Allenstein, waren wie gewöhnlich um etwa 1 Grad kühler. Die Niederschläge fielen meist in Form von Regen und summierten sich recht unterschiedlich, zwischen 40 mm in der Rominter- und Johannisburger Heide und 118 mm in Königsberg. Das waren 80 bis 200 Prozent des Erwartungswertes. Die Dauer der aktiven Sonne könnte man im Dezember, dem Monat mit den kürzesten Tagen, fast vernachlässigen. Sie schien in Memel statt 33 nur zwölf Stunden. Auch in den anderen Gebieten mag sie sich ähnlich rar gemacht haben.

Der mildeste Witterungsabschnitt lag gleich am Anfang des Monats. Während dieser Zeit wurde das Wetter von atlantischen Tiefausläufern bestimmt, die milde Meeresluft bis ins östliche Mitteleuropa heranführten. Die Nächte waren frostfrei. Am Tage stiegen die Temperaturen auf 4 bis 8 Grad. Am freundlichsten war gleich der zweite Tag, als die Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Wolken zur Erde fanden.

Die mildeste Zeit des ganzen Monats brachten die Tage vom 12. bis 14. Dezember. Die Maxima erreichten nun frühlingshafte 8 bis 11 Grad und gingen während der Nächte kaum unter sechs Grad zurück.

Dann endlich zog der Winter – zwar nur sachte – nach Ostpreußen ein und beendete die vierwöchtige milde Periode. Er begann mit leichten Nachtfrösten zunächst im Binnenland. Am 18. Dezember erfaßten sie auch die küstennahen Gebiete. Das war der erste Nachtfrost dieses Winterhalbjahres in Königsberg. Selten zuvor ist er hier so spät eingetroffen. Einen Tag später breitete sich der Dauerfrost im ganzen Lande aus. Schließlich hüllten leichte Schneefälle die Landschaft in ein weißes Kleid. Diesen Wetterumschwung hatte ein Tief über Skandinavien eingeleitet. Als es nach Rußland gezogen war, lenkte es auf direktem Wege Polarluft nach Mitteleuropa. Als sich, ebenfalls über Skandinavien, ein Hoch aufgebaut hatte, zogen die Fröste an. Während dieser Zeit wurde die tiefste Temperatur des ganzen Monats gemessen. Am 22. Dezember froren die Allensteiner bei minus 12,6 Grad.

Pünktlich am Heiligen Abend lud der Ausläufer eines Tiefs bei Estland in Königsberg eine Menge Schnee ab. Dort bildete er schließlich eine Decke von 20 cm, eine wahre Freude für die Kinder. In den anderen Gebieten hatte es dagegen nur wenig geschneit. Mit dem Tiefausläufer hatte sich die Höhenströmung auf Südwest umgestellt. Damit wurde es in Ostpreußen milder. Jedoch stiegen die Temperaturen tagsüber nur gelegentlich über den Gefrierpunkt. Zeitweise schneite es wieder.

Den Schlußpunkt zu Silvester setzte ein Tief, das diesmal von der Adria kam und sich in der Nacht zum neuen Jahr genau über Ostpreußen gelegt hatte. Es schneite wie es schien ohne Ende. Im Samland mischte sich zwischendurch auch Regen darunter. Die Stationen Elbing und Rastenburg meldeten schließlich eine Schneehöhe von 30 cm. So schlummerte die Heimat tief verschneit ins neue Jahr hinein.