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10.02.01 Die Posthumes Jubiläum der Sanktionen gegen die Alpenrepublik / Von R.G. Kerschhofer

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. Februar 2001


Österreich – ein Jahr danach
Posthumes Jubiläum der Sanktionen gegen die Alpenrepublik / Von R.G. Kerschhofer

Ein Jahr danach" – so oder ähnlich lauteten die Überschriften zahlreicher Bilanzen und Stellungnahmen, denn dieser Tage jährten sich dramatische Ereignisse: Die trotz aller Interventionen nicht zu verhindernde Angelobung einer nichtsozialistischen Regierung in Österreich – der ersten seit drei Jahrzehnten – sowie der Auftakt zum Terror jener Tolerantisten, auf deren Keulen und Schwertern "Toleranz" eingraviert ist! Viele Hunde sind des Hasen Tod, dachten sie damals und hoffen sie noch heute. Und es gibt viele Hunde.

Eigentlich wäre auch der Stockholmer "Holocaust-Konferenz" zu gedenken, die ein ideales, weil "sakrosanktes" Forum abgab, um den Haß- und Erpressungsfeldzug vorzubereiten. Doch soll es hier nicht um eine Chronologie gehen, sondern um Berichte und Reaktionen, die ihrerseits überaus lehrreich sind!

Wie gut "Netzwerke" funktionieren, zeigt sich schon daran, daß die Medien-Giganten damals ihre Kriegsberichterstatter nach Wien entsandt hatten: Die gleichen Gesichter, die sonst vor Bomben und Raketen posieren, sollten in einer Art "Leitmotiv-Technik" der Weltöffentlichkeit signalisieren, daß in Österreich Bürgerkrieg herrsche und daß sich das Volk gegen eine  nationalsozialistische Diktatur auflehne – die vorangegangenen Wahlergebnisse fanden sich bestenfalls im "Kleingedruckten". (Auf ähnliche Weise scheint auch der SPÖ-Vorsitzende seine Wahlvergangenheit "bewältigt" zu haben, wenn er der Regierung die "demokratische Legitimierung" abspricht.)

Was sich wirklich abspielte und wie sehr manipuliert wurde, vermag nur zu ermessen, wer die Umstände vor Ort kennt. Denn geschickte Kameraführung macht eine kleine Meute zur Massenbewegung (Potemkin wäre stolz auf seine Nachfahren), und dialektisch geschulte Texter schaffen es sogar, daß Bilder von linken Exzessen beim Publikum irgendwie mit "den Rechten" assoziiert werden. Exemplarisch war auch wieder die "Jubiläums-Demo" letzten Samstag: Nicht weniger als 60 Organisationen hatten zur "Groß-Demonstration" aufgerufen, und der "parteiunabhängige" ORF betätigte sich durch wiederholte und ausführliche Vorankündigungen als Mobilisierungshelfer. Und als dann – nach lästigen Verkehrsblockaden – bloß 3000 Unentwegte zur Schlußkundgebung auf dem Ballhausplatz angetreten waren, wurde ein Kameraschwenk auf die leeren Teile dieses Platzes sorgfältig vermieden.

Der Polizeikommandant von Wien vermeldete in seinem Rückblick, daß die Exekutive in diesem einen Jahr über zweihundert Demonstrationen betreut habe. "Betreut" – das ist kein Polizei-Zynismus wie in Orwells 1984, sondern ein Zynismus höherer Ordnung, denn der von der SPÖ noch knapp vor ihrem Wahldebakel installierte oberste Wiener Polizist pflegte tatsächlich sein schulpflichtiges Töchterlein von und zu regierungsfeindlichen "Demos" zu eskortieren! In welchem anderen Land bliebe ein solcher Mann weiter in Amt und (Un)Würden? In Frankreich? In Israel? In den USA? Wahrscheinlich in der Bundesrepublik, wenn sie eine nichtlinke Regierung hätte.

Bezeichnend ist auch, daß die Linke in bezug auf den ungeliebten Regierungswechsel das Wort "Wende" peinlichst vermeidet. Wegen gewisser Assoziationen? Bürgerliche Mitläufer wie der B’nai-B’rith-Ordensträger und frühere ÖVP-Chef Busek fallen ihnen allerdings in den Rücken, wenn sie übereifrig argumentieren, es sei keine "Wende", sondern nur ein "Wandel". Jedenfalls konnte trotz intensiver Bemühungen der Journaille das gesunde Sprachempfinden noch nicht völlig ausgemerzt werden: Das eifrig getrommelte Wort "Machtergreifung" setzte sich nicht durch, wohl aber "Wende". Und die Sanktionen werden höchstens noch von Chirac, Moscovici & Co. als "Maßnahmen" verharmlost.

Die Stockholm-Konferenz, anscheinend ein Fortsetzungsroman, erlebte soeben ihren zweiten Aufguß, und auch bei diesem "Forum gegen Intoleranz" wurde wieder ein wenig "geösterreichert". Ziemlich halblustig allerdings, denn die meisten Spitzenpolitiker wollten sich nicht nochmals mißbrauchen lassen oder einer Blamage aussetzen und glänzten durch Abwesenheit. Österreich war durch Heinz Fischer vertreten, den Parlamentspräsidenten und stellvertretenden SPÖ-Chef, dem man zwei Dinge garantiert nicht vorwerfen kann: jemals gegen die Interessen Moskaus oder gegen die von Tel Aviv verstoßen zu haben. Er ist Galionsfigur aller Kämpfer gegen die Nato und für die längst substanzlos gewordene Neutralität. Und welcher Zufall – synchron mit Fischers jüngstem Auftritt meldete sich der russische Botschafter zu Wort, um ein Mitbestimmungsrecht bei der Wiener Außen- und Sicherheitspolitik einzufordern!

Damit schließt sich der Kreis: Denn wenn Brüssel die Breschnew-Doktrin anwenden durfte, warum sollte dies ausgerechnet Moskau nicht tun dürfen? Und Kollaborateure, auf deren "Hilferufe" man sich stützen kann, wird es immer geben.