24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.02.01 Die Grande Nation träumt von einer strahlenden Zukunft

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. Februar 2001


Nuklearflugzeugträger Charles de Gaulle:
Die Grande Nation träumt von einer strahlenden Zukunft
von Pierre Campguilhem

Erst im Laufe des Jahres 2001 wird man in Paris wissen, ob ein weiteres  Verteidigungsprogrammierungsgesetz zustande kommt. Ein derartiges Gesetz wäre notwendig, damit ein zweiter Flugzeugträger für Frankreich gebaut wird. Zur Zeit verfügt die französische Marine über einen einzigen Flugzeugträger, die "Charles de Gaulle", nachdem die zwei früheren, die "Foch" und die "Clemenceau", außer Betrieb gesetzt wurden. Die "Foch" wurde an Brasilien verkauft, die "Clemenceau" abgetakelt.

Man kann davon ausgehen, daß auf Drängen des Verteidungsausschusses des Pariser Senats die Entscheidung zugunsten des Baus eines zweiten Flugzeugträgers getroffen wird, allerdings nicht vor Ende 2002. Zunächst bleibt aber offen, ob dieser weitere Flugzeugträger mit einem nuklearen Triebwerk wie die "Charles de Gaulle" versehen sein wird. Da es sich dabei um ein ähnliches Nukleartriebwerk handeln würde wie das der "Charles de Gaulle", wäre der Bau eines zweiten Nuklearflugzeugträgers nicht viel kostspieliger als der eines konventionellen.

Die "Charles de Gaulle" hat 19,5 Milliarden Francs (umgerechnet 5,5 Milliarden Mark) gekostet. Bereits 1980 war beschlossen worden, die "Clemenceau" und die "Foch" zu ersetzen. Obgleich das Programm 1986 gestartet wurde, brauchten die Behörden dreizehn Jahre, um den neuen Träger fertigzustellen. Während der zweiten Amtsperiode Francois Mitterrands, zwischen 1989 und 1995, wurde eine Verspätung von 42 Monaten aufgrund Haushaltsdrosselungen registriert.

Die "Charles de Gaulle" wiegt 40 000 Tonnen, hat eine Besatzung von 2000 Mann und kann 40 Flugzeuge tragen. Sie fährt seit dem Sommer des Jahres 1999, liegt derzeit aufgrund eines Schadens an der Schraube in Toulon am Mittelmeer und soll Ende März nach den notwendigen Reparaturen wieder in See stechen.

Im französischen Verteidigungsministerium verhehlt man in diesem Zusammenhang nicht, daß Frankreich bereit zu einer Kooperation mit anderen Seemächten sei. Besonders mit Großbritannien, das zwei Flugzeugträger zu bauen beabsichtigt, seien Gespräche im Gange. Die Pressestelle des Verteidigungsministeriums verweist besonders darauf, welche Bedeutung für Frankreich eine Rüstungszusammenarbeit im Rahmen des sogenannten "OCCAR" hat, dessen Sitz in Bonn ist und der am 12. November 1996 zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich gegründet wurde.

Da für den Bau der "Charles de Gaulle" mehr als tausend Unternehmen in Anspruch genommen wurden, rechnet man in Paris damit, daß eine europäische – und auch eine transatlantische – Zusammenarbeit in der Rüstungsindustrie die Kosten der künftigen Programme bedeutsam senken könnte. Auf jeden Fall werden die Ausgaben für den Bau eines zweiten Flugzeugträgers in einer Preisspanne zwischen zwölf und 14 Milliarden Francs veranschlagt. Der Verteidigungshaushalt Frankreichs für 2001 beträgt 188,9 Milliarden Francs (zirka 57 Milliarden Mark), ohne daß neue Rüstungsprogramme vorgesehen werden.

Mit der Inbetriebnahme der "Charles de Gaulle" und eines etwaigen zweiten Flugzeugträgers scheint die französische Marine eine führende Rolle in der europäischen Rüstung spielen zu wollen. Die Tatsache allerdings, daß ohne Großbritannien nichts in der europäischen militärischen Seeschiffahrt erreicht werden kann, und die – wenn auch relative – Abhängigkeit Frankreichs von den amerikanischen Flugzeugherstellern lassen vermuten, daß zwischen Washington, Paris und London ein strategisches Dreieck ins Leben gerufen beziehungsweise weiter am Leben gehalten werden könnte.

So scheint der Nuklearflugzeugträger "Charles de Gaulle" – trotz seiner Fähigkeiten und Kapazitäten – es nicht verhindern zu können, daß während der nächsten Jahrzehnte Frankreich, wenn es sich als Seemacht behaupten will, eher mit anderen Seemächten wie den USA und Großbritannien als mit Kontinentalmächten wie Deutschland militärisch zusammenarbeiten wird.