24.04.2024

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03.03.01 In der ehemaligen Stalinallee trägt ein Café den Namen Ilja Ehrenburgs

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. März 2001


Berlin:
Einen Mokka auf die Mörder
In der ehemaligen Stalinallee trägt ein Café den Namen Ilja Ehrenburgs

Ein neu eröffnetes Café in der Karl-Marx-Allee, russisch angehaucht: Schlichte Holzstühle, eine Bar in der Mitte, viel Rauch, kaum Kuchen, junge Bedienung, wenige junge Gäste. An der hinteren Wand hoch oben Bücherregale mit antiquarisch erworbenen Büchern von Marx und Engels, Bebel und Ilja Ehrenburg, dem Namensgeber dieses Cafés. Warum dieser Name? Das wollten wir genauer wissen.

Die Frage nach den Inhabern, die wir um Rechenschaft bitten wollen, geht ins Leere – kein Hinweis nirgendwo, obwohl das vorgeschrieben ist. Man läßt mich mit der Geschäftsführerin telefonieren: Ein Architekt habe das Café künstlerisch entworfen und ausgestattet. Die Bücherei solle noch vervollständigt werden. Ehrenburg, das passe zur ehemaligen Stalinallee – der habe den russischen Schriftsteller doch umgebracht.

Ehrenburg starb 1967, also 14 Jahre nach Stalin, in Moskau. Als Kriegsberichterstatter hetzte er systematisch gegen die Deutschen. Er putschte alle Begierden der Soldaten der Roten Armee mit Haßpropaganda auf. In seinem Buch "Der Krieg" schlug er 1943 vor, alle Deutschen als Untermenschen zu behandeln.

"Wenn du einen Deutschen getötet hast, so töte einen zweiten – für uns gibt es nichts Lustigeres als deutsche Leichen."

Dies sind die Worte Ehrenburgs auf den Flugblättern der sowjetischen Soldaten, die wir kennenlernten, als der Einmarsch der Roten Armee 1944/45 erlebt und erlitten wurde. Diese Zitate fehlen in der Buchreihe des Cafés Ehrenburg. Stalins Kriegshetzer immer noch ein ehrenwerter Literat und nun sogar sein Opfer?

Bei unseren weiteren Recherchen erfahren wir den Namen des Inhabers. Er wohnt in der Nähe und betreibt vier Cafés in Berlin. Wer ist sein Teilhaber in der GbR? Ein Finanzier, ein Ausländer, ein Freund, ein Strohmann gar, der das Geld für die Ausstattung hingeblättert hat? Wer bezahlt, der bestimmt – danach bestimmt er natürlich die Geschäftspolitik. Wer aber ist so ahnungslos, daß er nicht weiß, wer Ehrenburg war und was Deutsche mit diesem Namen verbinden? Ehrenburg schrieb in der sowjetischen Zeitung:

"Die Deutschen sind keine Menschen. Von jetzt ab ist das Wort ,Deutscher‘ der allerschlimmste Fluch. Von jetzt ab bringt das Wort ,Deutscher‘ ein Gewehr zur Entladung. Wir werden nicht sprechen. Wir werden uns nicht aufregen. Wir werden töten. Wenn du nicht im Laufe des Tages wenigstens einen Deutschen getötet hast, so ist es für dich ein verlorener Tag gewesen .... Zähle nicht die Tage. Zähle nicht die Kilometer. Zähle nur eines: die von dir getöteten Deutschen. Töte den Deutschen! ..."

Ein Kriegsberichterstatter zu Zeiten Stalins mußte wohl so hetzen. Was aber der deutsche Zivilist, die deutsche Frau, das deutsche Kind, der deutsche Greis erlebten, das war so unvorstellbar, daß viele, die es erlebten, bis heute kaum darüber sprechen können. Es gab in den 1944 und ’45 von den sowjetischen Truppen eingenommenen Gebieten kein weibliches Wesen, das vor den Grausamkeiten der russischen Armee geschützt war. Vierjährige Kinder erlebten, wie ihre Mütter zu Tode vergewaltigt und wie ihre Geschwister bestialisch ermordet wurden. Mädchen ab acht Jahren mußten Vergewaltigungen über sich ergehen lassen.

Nach dem Einmarsch der Truppen wurde die Zivilbevölkerung in Sammellager gepfercht und in Viehwaggons auf wochenlange Transporte nach Sibirien verfrachtet, wo sie – wenn sie nicht verhungert und verdurstet sind oder Seuchen zum Opfer fielen – jahrelang Zwangsarbeit leisten mußten, als lebende Reparationen für den von Hitler begonnenen Krieg.

Das sind die Opfer Stalins, die noch heute unter uns leben. Deren Leid wird in unserer deutschen Öffentlichkeit so gut wie nicht zur Kenntnis genommen. Sie müssen nun erleben, wie ein russischer Volksverhetzer zu späten Ehren kommt, indem in Berlin ein Café nach ihm benannt wird.

Man möchte nur wissen, was die ahnungslose und naive deutsche Öffentlichkeit, der man ungestraft erzählen kann, Ehrenburg sein ein Opfer Stalins, wohl sagen würde, wenn am Kurfürstendamm ein Lokal eröffnet würde mit dem Namen Julius Streicher oder Alfred Rosenberg? Die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts ist gesetzlich verboten. Das ist richtig. Wird das so ausgelegt, daß die Verbreitung kommunistischen Gedankenguts nicht nur erlaubt ist, sondern inzwischen salonfähig gemacht wurde?

Wann werden wir Deutschen endlich beginnen, unsere Geschichte so aufzuarbeiten, daß neben der nationalsozialistischen auch die stalinistischen und kommunistischen Diktaturen einbezogen werden, die erlebt, erlitten und – Gott sei Dank – abgeschüttelt wurden? Was könnte man tun?

– An jedes der großen Fenster sollte man ein Flugblatt hängen, das von Ehrenburg verfaßt wurde – das wäre Aufklärung der Vorübergehenden. Eine Mahnwache mit Kerzen zur Erinnerung an die Hunderttausende Opfer der Zwangsarbeit in Stalins Arbeitslagern könnte sich vor dem Café postieren.

– Ein Büchertisch sollte vor dem Café aufgebaut werden mit Literatur: "Archipel Gulag", "Von Waldheim bis Workuta", "Sie werden die Stunde verfluchen ...", "Aus schwerer Zeit, Frauen in Königsberg" und wie sie alle heißen, die Erlebnisberichte über den Einmarsch der Roten Armee, über die jahrelangen Greuel in den sibirischen Lagern, über Tod und Vernichtung aus ideologischer Verblendung, Haß und Rache an der deutschen Zivilbevölkerung.

– Leserbriefe, nachdem ein Artikel in einer Zeitung erschienen ist.

– Fragen an die Politiker, die die Eröffnung des Cafés genehmigten.

Für die Opfer des Stalinismus, die in Zwangsarbeitslagern in Polen und Tschechien interniert waren, die nach Sibirien verschleppt wurden und nach ihrer Entlassung in der DDR bespitzelt wurden, damit sie über diese Zeit ihres Lebens nicht aussagten, für diese Opfer gibt es heute nichts als bürokratische Hürden beim Feststellen eines Anspruchs auf Anerkennung dieser Haftzeiten und ihrer gesundheitlichen und psychischen Folgen.

Es gibt einen Gesetzentwurf für eine Ehrenrente in Höhe von 1000 Mark. Nicht einmal dieser Entwurf wird anerkannt werden, weil er von der Opposition kommt und die Regierung "keine Illusionen" wecken will (Staatsminister Schwanitz). Solange Ehrenburg salonfähig ist in diesem Lande, so lange wird eine Ehrenrente wirklich Illusion für die Opfer bleiben.

Ist das Aufarbeitung der Geschichte unserer Nation im vorigen Jahrhundert, indem wir die deutschen Opfer, die unter uns leben, verschweigen, bürokratisch und finanziell unterdrücken, wenn nicht gar vergessen? Das ist verlogen, ungerecht, hartherzig und ideologisch verblendet. Sibylle Dreher (DOD)