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24.03.01 Schloßturm auf wackeligem Fundament

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. März 2001


Streit um Geld und Mitspracherecht:
Schloßturm auf wackeligem Fundament
Will man die Vertriebenen aus der Gedenkstätte vertreiben?
(Rüdiger Goldmann)

"Alle Gegner einer geistreichen Sache schlagen nur in die Kohlen; diese springen umher und zünden da, wo sie sonst nicht gewirkt hätten."

J.W. Goethe

In diesem Jahr besteht die vom früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss 1951 eingeweihte Gedenkstätte des Deutschen Ostens im Batterieturm von Schloß Burg (Solingen) genau 50 Jahre. Die Einweihungsfeier fand damals am 21. Oktober statt.

Im Jahre 1993 war die Gedenkstätte wegen einer Mittelkürzung in der Gefahr, vom Schloßbauverein Burg e.V. geschlossen zu werden. Es ging um den geradezu lächerlichen Betrag von 8000 Mark, den angeblich weder das Land Nordrhein-Westfalen noch die den SBV-Burg tragenden Städte Solingen, Wuppertal und Remscheid aufbringen konnten.

Im Hintergrund standen jedoch zusätzlich politische Antigefühle von linken Gruppierungen, allen voran den Grünen, die dort keine "Wallfahrtsstätte" von Vertriebenen mehr dulden wollten.

Alle diese Bestrebungen konn-ten durch ein Bündnis von geschichtsbewußten Politikern aus CDU (Gregull, Harbich, Goldmann), SPD (Jankowski, Schmidt) und FDP (Frau Wietbrock) vereitelt werden. Durch einen gemeinsamen Beschluß des Landtags konnte 1994 nicht nur die Existenz der Gedenkstätte, sondern auch ihre weitere Ausgestaltung und verbesserte technische Ausstattung gesichert werden. Mit Mitteln des Landesverbandes des Bundes der Vertriebenen, der von zahlreichen Spendern unterstützt wurde, wurde auch die Attraktivität der Gedenkstätte erhöht.

Allerdings war die Verwaltung des Schloßbauvereins dabei nur teilweise in nützlicher Weise tätig. Allzu oft versuchte man, uns zu bevormunden und Ansichten durchzusetzen, die nicht mit dem grundlegenden Parlamentsbeschluß übereinstimmten.

In den letzten beiden Jahren erging sich der Schloßbauverein in theoretischen Entwürfen und Diskussionen, wobei die Vertriebenen, denen doch die Gedenkstätte gewidmet ist, nur am Rande berücksichtigt wurden. Sollte sich diese Haltung fortsetzen, ist neuer Streit um die Gedenkstätte zu erwarten.

Der BdV-Landesverband ist im Jahre 2000 mit mehreren Vorschlägen zur weiteren Ausgestaltung der Gedenkstätte auf Schloß Burg (Solingen) an den Schloßbauverein herangetreten. So hat er ein großformatiges Ölgemälde des sudetendeutschen Malers Jaroslaw Tschopa, der nach wie vor in Nordböhmen ansässig ist, über das Massaker von Aussig (Juli 1945) erworben und durch Reinhardt Schuster konservieren lassen. Dieses Bild hätte schon im vergangenen Jahr in der Gedenkstätte angebracht werden können.

Außerdem ist auch eine Informationstafel über die Vertreibung der Juden aus Böhmen/Mähren und aus der Slowakei nach Angaben von Dr. Rudolf Wlaschek (Mönchengladbach) hergestellt worden, die exemplarisch auf das Vertreibungsschicksal jüdischer Menschen hinweist. Ähnliche Informationstafeln sollten zu den einzelnen ostdeutschen Landschaften folgen. Dafür werden noch kompetente Verfasser gesucht.

Die Landsmannschaft Weichsel-Warthe hat dem Schloßbauverein inzwischen zweimal die Stiftung und Ausgestaltung einer Wandvitrine im oberen Rundgang des Turmes angeboten. Alle Vorschläge sind vom Schloßbauverein am 30. März 2000 mit folgendem Satz abgelehnt worden: "... Der Vorstand bittet Sie zum jetzigen Zeitpunkt, die von Ihnen vorbereiteten Objekte nicht in der Ostdeutschen Gedenkstätte aufzuhängen … Wir befinden uns in der Neukonzeption …" (Unterschrift Dr. Dirk Söchting).

Zweimal hat der Landesver-band des BdV dem Schloßbauverein Burg vorgeschlagen, den Turm für einen symbolischen Betrag von 1 DM/Jahr zu pachten. Dies wurde vom Schloßbauverein mit dem Hinweis abgelehnt, man wolle "nicht den Einfluß auf die Gedenkstätte verlieren".

Nach seinen eigenen Angaben hat der Schloßbauverein dreimal Anträge zur Finanzierung einer baulichen Sanierung gestellt (1997 und 1999), angeblich bei der falschen Stelle (!). Weder die Anträge noch die Adressaten dieser Anträge sind bekannt. Die dafür nötigen Mittel wurden auf rund 120 000 Mark geschätzt.

Der Schloßbauverein erhält seit dem Jahre 1995 jährlich 10 000 Mark vom Land für die Gedenkstätte. Die Verwendung dieser Mittel ist unbekannt. Die Stromkosten können keinesfalls so hoch sein. Der Verein selbst hat nach eigenen Äußerungen überhaupt keine Mittel für die Gedenkstätte. Allerdings veranstaltete er im Oktober 2000 eine Tagung über die Gedenkstätte und die Vertriebenenfragen. Der BdV-Landesverband wurde dazu kurzfristig nur als Teilnehmer, aber nicht als Gesprächspartner eingeladen.

Kolloquien können das allgemeine Wissen zum Thema "Vertreibung" erweitern, auch eine geplante Zeitzeugenbefragung ist sicher nützlich.

Da aber der Schloßbauverein sich um die gesamte Burg und das Bergische Museum kümmern muß, bleibt nicht genügend Kapazität für die Gedenkstätte übrig.

Dies alles habe ich in Briefen an Oberbürgermeister Franz Haug (Solingen), Landtagspräsident Ulrich Schmidt und den CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Jürgen Rüttgers kritisch angemerkt und durch eine Presseerklärung vom 24. November 2000 verdeutlicht. Die "politische Kultur" in unserem Lande sieht allerdings so aus, daß keiner dieser Briefe beantwortet wurde beziehungsweise irgendwelche Aktivitäten ausgelöst hätte. Immerhin wird sich der WDR demnächst erneut des Themas "Gedenkstätte des Deutschen Ostens und der Vertreibung" annehmen.

Es wäre sinnvoll, die Gedenkstätte der Vertreibung den Vertriebenen selbst anzuvertrauen. Darauf haben wir einen Anspruch. Die Landsmannschaften im Umkreis von Solingen und der BdV insgesamt haben die Öffnung der Gedenkstätte im Sommer und Herbst sichergestellt, dort viele Veranstaltungen durchgeführt und finanzielle Beiträge geleistet.

Dies wird auch im Jahr 2001 wieder der Fall sein. Die Information über die Gedenkstätte, aber auch die Vertreibung und die ostdeutschen Länder wird intensiviert. Das Gedenken an die Vertreibung muß den Vertriebenen übergeben werden. Das 50jährige Jubiläum der Einweihung (21. Oktober 1951) wäre ein geeignetes Datum für diese Übergabe. Danach müßte die bauliche Sanierung durchgeführt und die 1995 vorgelegte Konzeption, die immerhin der Landtag von Nordrhein-Westfalen beschlossen hat, Schritt für Schritt verwirklicht werden.

Der Schloßbauverein wird nach dieser Konzeption weiterhin Eigentümer des Batterieturms bleiben und von einer klaren Trennung der Verantwortlichkeit profitieren. Die Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus wissen, was sie ihrer Geschichte, ihrer Charta und den Menschenrechten schuldig sind. Die Gedenkstätte soll dies in aller Deutlichkeit exemplarisch zum Ausdruck bringen.

Zeitgeschichte in historischem Gemäuer: Der Batterieturm der monumentalen Anlage von Schloß Burg bei Solingen im Bergischen Land beherbergt seit nahezu fünf Jahrzehnten die Gedenkstätte des Deutschen Ostens. Damals kam noch der Bundespräsident höchstpersönlich zur Einweihung, heute drücken die öffentlichen Hände sich auch um kleinste Beträge – an einer Erhaltung dieser für die Vertriebenen so wichtigen Stätte scheint die Politik nicht sonderlich interessiert zu sein. Foto BdV-Landesverband NRW