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31.03.01 Königin Luise – warum sie zum Mythos wurde

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. März 2001


Stern in Wetterwolken
Königin Luise – warum sie zum Mythos wurde

Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert/ Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!" Mit diesen Zeilen endet das Sonett, welches Heinrich v. Kleist Königin Luise (1776 bis 1810) an ihrem 34. Geburtstag widmete. Die Königin, die bereits vier Monate später starb, war über dieses Gedicht zu Tränen gerührt. Zu Lebzeiten bereits überaus populär, setzte nach ihrem Tod ein "Luisenkult" ein, der bis in das 20. Jahrhundert hinein führen sollte und teilweise sakrale Formen annahm. Für die Dichter der deutschen Romantik, für Heinrich v. Kleist, Achim v. Arnim, Friedrich Rückert, vor allem aber auch für Maler und Bildhauer wie Johann Gottfried Schadow wurde Luise zu einer nahezu unerschöpflichen Inspirations-quelle.

Doch was ließ die Preußenkönigin zu einem solchen Mythos werden, warum erhob sie die Nachwelt des 19. und 20. Jahrhunderts zu einem anbetungswürdigen Ideal? Fragen, denen der Schriftsteller Günter de Bruyn in seinem Buch Preußens Luise – Vom Entstehen und Vergehen einer Legende (Siedler Verlag, Berlin. 144 Seiten, Leinen mit farbigem Schutzumschlag, 28 DM) nachgeht. Luises außerordentliche und von vielen Augenzeugen geschilderte Anmut und Schönheit, ihr weiches Gemüt, ihr von Höhen und Tiefen gezeichnetes Leben und letztendlich auch ihr früher Tod ließen sie zu einer Sagengestalt werden. Hinzu kam, daß die Sehnsucht nach einer identitätsstiftenden Symbolfigur zu Zeiten der Befreiungskriege sich in Luise erfüllte.

Günter de Bruyn zeichnet das Entstehen des "Luisenkultes" in Literatur, Malerei und Film nach. Doch stimmt de Bruyn nicht bedingungslos in den Lobgesang der Luisenliebhaber ein. Vielmehr führt er dem Leser auch die "andere Luise" vor Augen. Neben die pflichtbewußte Ehefrau, neben die mütterlich sorgende Königin stellt er die tanzfreudige und auf "Feste versessene" Luise. Neben der idealisierten Mutter, die alles Edle und Weibliche in sich vereint, sieht de Bruyn ebenso die "kriegerisch/politische" Königin. So entsteht ein facettenreiches und differenziertes Bild der Luise von Preußen. Das Bild einer großen Persönlichkeit –  mit Licht und Schatten. CvG