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31.03.01 Erstes Anthropos Natur- und Umweltschutzzentrum in Hohenbruch, Kreis Labiau

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. März 2001


Exkursionen im Moosbruch
Erstes Anthropos Natur- und Umweltschutzzentrum in Hohenbruch, Kreis Labiau

Was 1998 aus einer spontanen Idee erwuchs und anfangs nur wie ein kühner Traum anmutete, gewann im Jahr 2000 immer mehr an Format und ist inzwischen zu einem festen Ziel und Bestandteil unserer Arbeit in Königsberg herangereift. Der "Anthropos e.V. – Für die Kinder dieser Welt" ist damit befaßt, in Zusammenarbeit mit seinem Schwesterverein Anthropos Sojus in Königsberg in einem der schönsten Gebiete des nördlichen Ostpreußen, in Lauknen/Hohenbruch, Kreis Labiau, ein Natur- und Umweltschutzzentrum zu errichten.

Lauknen/Hohenbruch ist nach dem Zweiten Weltkrieg auf einen bemitleidenswerten Zustand abgefallen. In dem einstmals blühenden Dorf im Zentrum des Großen Moosbruch lebten vor dem Kriege etwa 1200 Menschen. Die Fauna und Flora dieses Gebietes zog schon in früherer Zeit viele Naturfreunde an. In das Gebiet Elchwald eingebettet ist das Große Moosbruch, ein etwa 110 Quadratkilometer großes Hochmoor, im Mündungsgebiet von Laukne und Timberstrom. Einige Kilometer weiter liegen bereits das fischreiche Kurische Haff und die Kurische Nehrung – mit seiner weltbekannten Vogelwarte Rossitten. Heute stehen dort von den vor dem Krieg erbauten 200 Häusern noch etwa 70 Gebäude, in teilweise sehr schlechtem baulichen Zustand. Viele der einstmals schönen Niederungsmoor-Höfe und roten Backsteinhäuser sind verschwunden, und nur die Fundamente der Häuser blieben als stumme Zeugen zurück. Größter Arbeitgeber des Dorfes ist das "Internat" – eine Verwahranstalt für geistig und körperlich Schwerstbehinderte, von deren Existenz sogar die meisten Königsberger Bürger gar keine Ahnung haben. Ehemals weitgedehnte Wiesen spiegeln heute den Zustand der Verwahrlosung, bitterer Armut und schierer Hoffnungslosigkeit wider.

Die Moor-, Seen- und Waldlandschaft des Elchwaldes, damals mit 100 000 Hektar das größte Naturschutzgebiet des ehemaligen Deutschen Reiches, ist noch heute insbesondere im Großen Moosbruch ein Biotop von einmaliger Schönheit. Hier kann man in den Hoch- und Niedermoorgebieten noch Pflanzen wie den Sonnentau (Drosera rotundifolia) und andere schützenswerte Pflanzen finden. Den Biber treffen wir in zahlenmäßig großen Populationen an. Fischotter und Schwarzstorch sowie viele Stand- und Strichvogelarten sind zu beobachten, es ist ein Hort der Vögel. Der Wolf ist zahlenmäßig im Steigen begriffen, was für das Rehwild und Schwarzwild sowie andere Säugetierarten dieses Gebietes längerfristig ein Problem darstellen könnte. Auch das Elchwild zieht weiterhin seine Fährte in den Erlenbrüchen des Großen  Moosbruch. Mit dem Standort des Anthropos Natur- und Umweltschutzzentrums in Hohenbruch haben wir für unser Vorhaben nicht nur eine landschaftlich schöne Umgebung gefunden, sondern auch einen Ort der menschlichen Begegnung und gelebten Völkerverständigung. Für unseren Plan fanden wir sowohl in der Bürgermeisterin von Hohenbruch, Nina Stepanschenko, als auch in Juri Kusnetzow, dem Direktor des Psychoneurologischen Internates, begeisterte Anhänger, und binnen eines Jahres gelang es Jürgen Leiste, dem deutsch-russischen Koordinator des Anthropos e.V., eine fleißige und fachkundige Gruppe von Menschen zu finden, die das für dieses Unternehmen zur Verfügung gestellte Haus liebevoll und höchst professionell renovieren.

Es ist geplant, daß bereits im Juni des nächsten Jahres die ersten Kinder und Jugendlichen aus den vom "Anthropos e.V. – für die Kinder dieser Welt" seit vielen Jahren betreuten Sozialwaisenhäusern aus der Stadt Königsberg dort erlebnisreiche Ferien mit Exkursionen in die Natur des Großen Moosbruchs verbringen und sich mit Themen des Natur- und Umweltschutzes beschäftigen. Durch eine Zusammenarbeit mit der  weltbekannten Vogelwarte in Rossitten und dem Museum  auf der Kurischen Nehrung wollen wir in Hohenbruch neben den Schulungen und Ferienaufenthalten auch ein kleines Museum erreichten, um damit den Kindern und Jugendlichen den Gedanken des Naturschutzes sowie tiefere Kenntnisse zur Flora und Fauna dieses Gebietes besser vermitteln zu können.

Letztlich wird das Natur- und Umweltschutzzentrum in Hohenbruch ein Angebot darstellen, den Gedanken des Natur- und Umweltschutzes als eine Brückenfunktion der Völkerverständigung in diesem Gebiet zu verstehen. In der Zukunft soll das Zentrum ein Treffpunkt der internationalen Jugend werden, um gemeinsame Naturschutz- und Umweltprojekte im Großen Moosbruch zu realisieren. Natürlich sind auch Synergieeffekte erwünscht. Das gesamte Gebiet wäre nämlich bestens dafür geeignet, für einen sanften Natur- und Umwelttourismus erschlossen zu werden, um damit unter anderem auch der dortigen Bevölkerung Arbeitsplätze und eine Chance für die Zukunft zu bieten. Weder der russische Staat noch die Regierung des Königsberger Gebiets verfügen jedoch zur Zeit über die entsprechenden finanziellen Mittel, ein derartiges Projekt unter staatlicher Direktive ins Leben zu rufen, obwohl einzelne Projektideen in der Vergangenheit bereits vorlagen. Aus diesem Grunde verfielen wir auf die Idee, die Projekte mit selbsttragenden privatwirtschaftlichen Komponenten zu versehen und durch projektbezogene Spenden finanziell zu unterstützen.

Um nun vor allem die immer noch mit ihrer früheren Heimat geistig und seelisch eng verbundenen ehemaligen Bewohner dieses Gebietes anzusprechen – viele davon haben in den letzten zehn Jahren auch ihre ehemalige Heimat ein- oder mehrmals besucht – soll unsere Konzeption in möglichst vielen Zeitschriften und Magazinen erscheinen, um die heute noch sehr aktiven ostpreußischen Verbände zu erreichen und diese zur Zusammenarbeit einzuladen. In diesem Sinne möchten wir in Hohenbruch, unmittelbar mit dem Natur- und Umweltschutzzentrum verbunden, eine Heimatstube zur Geschichte des Großen Moosbruchs und dem Schicksal seiner Menschen einrichten. Auch sind einige Gästezimmer für gern gesehene Besucher bereits in Vorbereitung. Daneben wollen wir internationalen Fördervereinen und -verbänden unsere Ideen unterbreiten, um diese damit zu einem grenzüberschreitenden völkerverbindenen Team zusammenzubringen, mit Hilfe dessen wir wirklich die Chance hätten, einem ehemals bedeutenden Naturschutzgebiet wieder den Platz zukommen lassen, den es verdient.

Da sowohl der deutsche "Anthropos e.V. – Für die Kinder dieser Welt" als auch der russische Schwesterverein "Sojus Anthropos Kaliningrad" als gemeinnützige Organisation anerkannt sind, können für alle Zuwendungen finanzieller oder materieller Art Spendenquittungen ausgefüllt werden. Darüber hinaus soll aber auch interessierten Vereinen und Organisationen die Möglichkeit geboten werden, in praktischer Mithilfe und in gemeinsamen Projekten das dortige Gebiet neu zu erschließen. Wer also einige Wochen oder Tage seiner Urlaubszeit bzw. Freizeit im dortigen Gebiet verbringen und uns mit Fachkunde  und Fleiß zur Seite stehen möchte, ist hierzu recht herzlich eingeladen. Wir werden zur Realisierung des Vorhabens alle erdenkliche Hilfe geben.

Weder der deutsche noch der russische Anthropos e.V. verfügen über nachhaltiges Vermögen. Schon aus diesem Grunde entfällt die Möglichkeit, alle diese Pläne in konventioneller Weise (beispielsweise über Banken) zu finanzieren. Insofern bleibt nur die Möglichkeit, öffentliche Fördergelder und Zuschüsse zu beantragen – was bekanntermaßen nicht ganz einfach ist. Jürgen Leiste

Informationen über "Anthropos" e.V. über Herrn Jürgen Leiste, Mollstraße 28, 10249 Berlin, Telefon/Fax 030 / 2 41 52 60, oder bei Frau Stefanie Brun, Brahmsstraße 24a, 81677 München, Telefon 089 / 41 60 07 21.