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07.04.01 Stapellauf der »Vaterland« in Hamburg

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. April 2001


Das historische Kalenderblatt: 3. April 1913
Stapellauf der »Vaterland« in Hamburg
Der für Albert Ballins Hapag bei Blohm & Voss gebaute Luxusliner war das größte Schiff der Welt

Und wenn unser Anspruch auf die Herrschaft der Meere bedroht ist, so kommt diese Drohung nicht von den deutschen Dreadnoughts, sondern von Herrn Ballin." Der Mann, der laut dem zeitgenössischen Urteil der Londoner "Daily News Leader" für die britische Seeherrschaft eine größere Gefahr darstellte als die deutschen Kriegsschiffe der "Dreadnought"-Kategorie, war der Generaldirektor der seinerzeit weltgrößten Reederei, der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag).

Nachdem Albert Ballin das von ihm geleitete Unternehmen an die Weltspitze geführt hatte, setzte er den Neubau einer standesgemäßen Schnelldampferflotte durch, die es ermöglichte, wöchentlich eine Abfahrt von Europa nach Amerika zu garantieren. Für dieses regelmäßige Angebot benötigte man drei Schiffe. So wurden bei Vulkan und Blohm & Voss drei Schwesterschiffe gebaut, die "Imperator", die "Vaterland" und die "Bismarck", eines größer als das andere. Im Gegensatz zu den kurz zuvor auf Kiel gelegten Ozeanriesen "Olympic", "Titanic" und "Gigantic" der White-Star Line sowie der "Aquitania" der Cunard Line sollten "Ballins dicke Dampfer" erstmals die 50 000-Tonnen-Grenze überschreiten.

Rund 17 Monate nachdem die bekanntere aber kleinere Namensgeberin dieser "Imperator"-Klasse auf Kiel gelegt worden war und zirka 17 Monate vor der Kiellegung der noch größeren "Bismarck" wurde der Kiel für das mittlere der drei Schwesterschiffe im November 1911 gestreckt. Im Gegensatz zur "Imperator" entstand die "Vaterland" wie die "Bismarck" bei Blohm & Voss. Hier sind in den folgenden Monaten durchschnittlich 1800 Arbeiter pro Tag mit dem Bau des Luxusschiffes beschäftigt gewesen. Im Frühjahr 1913, rund zwei Monate vor der Jungfernfahrt der "Imperator", war der Gigant soweit, daß er vom Stapel laufen und damit den Platz für die Kiellegung der "Bismarck" freimachen konnte. Bis dahin waren laut dem "Hamburger Fremdenblatt" 34 500 Tonnen gewalzter Stahl, 2000 Tonnen Gußstahl, 1000 Tonnen Kupfer und 6500 Tonnen Holz zur Verarbeitung gelangt.

Am 3. April 1913 schleuderte Prinz Ruprecht von Bayern in Vertretung seines durch einen Trauerfall verhinderten Vaters Ludwig III. "mit kräftiger Faust eine Flasche deutschen Schaumwein wider den Bug". Danach leiteten zwei Böllerschüsse den eigentlichen Stapellauf ein. Der Riese glitt ins Wasser und löste mit seinen 54 282 Bruttoregistertonnen die "Imperator" als größtes Schiff der Welt ab. Die "Vaterland" maß 276 Meter in der Länge, 30,5 Meter in der Breite und 19,75 Meter in die Tiefe. Mittelschiffs türmten sich elf Docks übereinander. 40 Meter lag die Kommandobrücke, 60 Meter die Oberkante der drei Schornsteine und 76 Meter der Flaggenknopf der beiden Maste über dem Kiel.

Im darauffolgenden Jahr erfolgte an der Ausrüstungspier der Werft der Einbau der vier Parsons-Getriebeturbinen, die eine Reisegeschwindigkeit von 22,5 Knoten ermöglichten, und der Inneneinrichtung für fast 3700 Passagiere und gut 1200 Besatzungsmitglieder. Am 29. April 1914 ist die "Vaterland" endgültig fertiggestellt. Die Probefahrten verliefen erfolgreich und gut zwei Wochen später, am 14. Mai, trat der Luxusdampfer von Cuxhaven aus seine Jungfernreise nach New York an.

Als das Passagierschiff das vierte Mal in der US-Metropole war, brach der Erste Weltkrieg aus. Da es für den Kriegsfall als Hilfskreuzer vorgesehen war, wurde es von den Vereinigten Staaten interniert. Nach dem Kriegseintritt der USA wurde es am 6. April 1917 von diesen beschlagnahmt. Beide Seiten hatten für diesen Fall bereits Vorkehrungen getroffen. Die US-Behörden hatten im Mai 1915 mit der Begründung, Opiumschmugglern auf der Spur zu sein, den Schnelldampfer vom Zoll durchsuchen und anschließend die Mannschaftsräume und die Verpflegung von der Gesundheitspolizei kontrollieren lassen. Die Deutschen ihrerseits hatten Teile der Maschinenanlage zerstört und die an Bord befindlichen Schiffs- und Maschinenpläne vernichtet. Der Großdampfer konnte deshalb erst am 25. Juli 1917 von der US-Navy übernommen werden. Am 6. September wurde er in "Leviathan" umbenannt, und zwei Wochen darauf begann die erste Reise mit 15 000 Mann an Bord als Truppentransporter nach Europa. Gut ein Jahr später waren die Kampfhandlungen in Europa zu Ende, und das Dampfschiff wurde nun in umgekehrter Richtung zum Truppentransport eingesetzt.

Auch nach dem Frieden von Versailles, der Deutschland fast seine gesamte Handelsflotte kostete – vor dem Kriege immerhin die drittgrößte der Welt –, blieb der Riese als Reparationsleistung in den Händen der US-Amerikaner. Im November 1919 wurde er von der US-Navy dem US-Shipping Board übergeben, der den zwischenzeitlich stark heruntergekommenen Dampfer vorerst stillegte. Erst 1922 wurde der Truppentransporter bei der Newport News Shipbuilding & Dry Dock zum Passagierdanpfer zurückgebaut. Bei dieser Gelegenheit wurde das bis zum Stapellauf der "Bismarck" größte Schiff der Welt um rund 5000 Bruttoregistertonnen vergrößert. Ab 1923 wurde das nunmehr wieder größte Schiff der Welt für gut ein Jahrzehnt von der United States Line entsprechend seiner ursprünglichen Bestimmung als ziviler Passagierliner zwischen der alten und der neuen Welt genutzt. Anschließend wurde es in New York abermals stillgelegt, um drei Jahre später nach Großbritannien zum Abbruch verkauft zu werden. Am 14. Februar 1938 wurde nach der letzten Atlantiküberquerung der Abbruchplatz im schottischen Rosyth erreicht, wo die Metal Industries Ltd. den Koloß für den Hochofen zerlegte. Manuel Ruoff

Derart groß waren die Schäden, die die transportierten Soldaten und die hinsichtlich Dampfern dieser Größe unerfahrene US-Besatzung an dem ehemaligen Luxusliner angerichtet hatten. Zudem hatten die Sieger es in Versailles versäumt, von den Deutschen außer den Schiffen der "Imperator"-Klasse auch die zugehörigen Baupläne und Unterlagen zu fordern. So dauerte es bis um drei Jahre spätereingesetztdiente und 1, so es nun wieder Weltrekordhalter war.daß nach der "Vaterland" nun auch die "Leviathan" ehemals gr1922 vergessen, fehlteDieses konnte mit dem ehemaligen Luxusliner über Jahre nichts rechtes anfangen und legte ihn vorerst still. Nachdem mit sich Bereits vor ihrem offiziellen Kriegseintritt machten sich die USA ein Bild von dem Schiff, indem sie es vom Zoll mit der Begründung durchsuchenJe stärker die USA für Deutschlands Gegner Partei zu ergreifen begannen, detso größer wurde ihr Bedürfnis die deutsche "Vaterland" auszuspionieren. Im Mai 1915 durchsuchtezu Deutschland wurdenFall der Mobilmachung Nach der Fertigstellung verliefen die Probefahrten vom 28. bis 30. April erfolgreich Ende April 1914 steht die "Vaterland" zu den Probefahrten bereit. Hierbei kommt es zu keinen nennenswerten Beanstandungen und Die Erste Klasse bekam 752 feste Metallbetten einschließlich Dienerbetten und eine entsprechende Anzahl Sofabetten. Dazu kamen zwei Kaisersuiten und zehn Staatszimmer. Die Zweite Klasse hatte 850 feste Betten