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© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. April 2001 |
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Preußenjahr 2001: Preußen lebt in unseren Herzen Die Burg Hohenzollern bei Hechingen von Prof. Dr. Rüdiger Ruhnau Der Südwesten des Deutschen Reiches ist das Stammland großer Herrscherhäuser. Staufer, Welfen und sogar das nach der Habsburg benannte Geschlecht hatten ihren ältesten Besitz auf den Höhen der Schwäbischen Alb. Nur knapp 50 Kilometer südlich von Stuttgart liegt am Rande der Westalb der markante Kegel des Zollernberges. Er trägt die weithin sichtbare Stammburg der Hohenzollerndynastie, die das baden-württembergische Städtchen Hechingen überragt. Die ursprüngliche Burg, die den Zollerngrafen vom 11. bis zum 15. Jahrhundert als Wohnsitz diente, galt als das "vesteste Haus in teutschen Landen", wurde aber trotz seiner starken Befestigungen durch den schwäbischen Städtebund 1423 erobert und bis auf die St. Michaelskapelle weitgehend zerstört. Die Hohenzollern sind ein altes Fürstengeschlecht, die früheste Kunde stammt aus einer mittelalterlichen Chronik des Jahres 1061. Erwähnt wird ein im Kampfe gefallener Graf Burkhard, der als Stammvater des Geschlechts anzusehen ist. Infolge seiner Heirat mit der Tochter des letzten Burggrafen von Nürnberg wurde der Zollern-Graf Friedrich im Jahre 1192 unter Kaiser Heinrich VI. mit der Burggrafschaft in Nürnberg belehnt. Die Burggrafen von Nürnberg, ursprünglich Hüter der kaiserlichen Burg, verfügten nach dem Zusammenbruch des staufischen Kaisertums nur noch über wenige Rechte. Der Wert ihres Amtes lag darin, daß sie als "Reichsfürsten" galten, die sich allerdings ihren territorialen Anspruch erst noch schaffen mußten. Diese fränkische Linie der Zollern erwarb später die Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth; ihre reichstreue Haltung hatte wesentlichen Anteil daran, daß 1273 Rudolf von Habsburg zum deutschen König gewählt wurde. Und es war Burggraf Friedrich III., der in der Schlacht auf dem Marchfeld (östlich von Wien) gegen den Böhmenkönig Ottokar die Sturmfahne des Reiches trug. Rudolf von Habsburg (12731291), erster Habsburger auf deutschem Kaiserthron, begründete nach dem Sieg über Ottokar in Österreich seine Hausmacht. Markstein der Stadtgeschichte von Konstanz am Bodensee ist die Abhaltung des Konzils, das den tschechischen Reformator Johannes Hus dem Scheiterhaufen übergab. Die Zusammenkunft weltlicher und geistlicher Fürsten in Konstanz (14141418), eine der glänzendsten Versammlungen des Mittelalters, war aber nicht bloß eine Kirchen-, sondern auch eine Reichsversammlung, auf der wichtige weltliche Angelegenheiten erledigt wurden. Noch heute kann das wuchtige Konsilgebäude am Hafen besichtigt werden. Auf der Reichsversammlung zu Konstanz versuchte Kaiser Sigismund (14101437), Ordnung in die verwirrten Reichsverhältnisse zu bringen. Sigismund, der sich auf eine ausgedehnte Territorialmacht stützen konnte, besaß Brandenburg und war durch Heirat auch Erbe des Königsreichs Ungarn geworden. Der Hohenzoller Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg, hatte Sigismund viele wertvolle Dienste geleistet. Der Kaiser hatte ihn schon 1411 zum "Verweser und obersten Hauptmann" der Mark Brandenburg bestellt, in Konstanz verlieh er ihm 1415 feierlich die Kur- und Erzkämmererwürde. Als Kurfürst von Brandenburg hieß er nun Friedrich I. (14151440). Seitdem herrschten die Hohenzollern in ununterbrochener Reihenfolge in der Mark und wurden dort zu dem mächtigsten deutschen Fürstengeschlecht. Der Brandenburger war einer der sieben Kurfürsten, die man die Säulen des Reiches nannte, denn sie wählten den Kaiser, der sich von "Gottes Gnaden" nennen durfte. In der Mark Brandenburg hatten die Hohenzollern zunächst große Schwierigkeiten zu überwinden. Da es der Mark schon lange an einer starken Herrschaft fehlte, schalteten und walteten verschiedene Adelsgeschlechter im Lande, wie sie wollten. Besonders die Quitzows plünderten die Städte und drangsalierten die Bauern. Kurfürst Friedrich I. bezwang den Adel und stellte die Ordnung wieder her. Hatte man anfangs die Hohenzollern als "Nürnberger Tand" verspottet, so konnten sich diese bald Respekt verschaffen, und ihr segensreiches Wirken fand Anerkennung. Kehren wir zurück zur Hohenzollernburg in Hechingen. Während die fränkische Zollern-Linie in Brandenburg-Ansbach festen Fuß gefaßt hatte, vergrößerte die in Hechingen verbliebene schwäbische Linie ihre Besitzungen um Haigerloch und Sigmaringen. Damit vereinten die Hechinger alle schwäbischen Besitzungen in einer Hand und konnten mit Hilfe benachbarter Adelshäuser ihre Stammburg wieder aufbauen. Am 25. Mai 1454 , einunddreißig Jahre nach der Schleifung der Burg, legten sie den Grundstein zu einem neuen Bau, der in seinen Hauptteilen bereits nach sechs Jahren vollendet war. Die Teile Kaiser-, Markgrafen- und Bischofsturm wurden nach den Stiftern benannt, darunter auch der Bischof von Augsburg. In der Folgezeit stand aber kein guter Stern über der Hechinger Burg, zwar blieb sie im Bauernaufstand verschont, wechselte aber während des Dreißigjährigen Krieges wiederholt den Besitzer. Fast zweihundert Jahre herrschten die Kurfürsten mit wechselndem Erfolg in Brandenburg, da gelang ihnen durch Erbschaft des Herzogtums Preußen eine entscheidende Gebietsvergrößerung. Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, schon im Alter von zwanzig Jahren zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt, schloß sich 1525 der Reformation an, verwandelte den Deutschordensstaat Preußen in ein weltliches Herzogtum und heiratete die dänische Prinzessin Dorothea. Die Hochzeit fand in Königsberg statt. Der Zusammenhang zwischen den brandenburgischen und den preußischen Hohenzollern bahnte sich an, als Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg am 30. Oktober 1594, wiederum in Königsberg, die Ehe mit Herzogin Anna von Preußen, der Enkelin Herzog Albrechts, schloß. Um das Erbe seiner Gattin zu erhalten, blieb er in Preußen und wurde 1618, als sein geistesschwacher Schwiegervater starb, Herzog in Preußen. Die Weichen für Brandenburg-Preußens geschichtliche Bedeutung waren gestellt, zumal das Herrscherhaus mit Kleve, Mark und Ravensberg auch im Westen Deutschlands Fuß gefaßt hatte. Inzwischen nagte der Zahn der Zeit an der Zollernburg im Schwabenland, die immer mehr einen verfallenen Eindruck machte. Als der spätere König Friedrich Wilhelm IV. 1819 die Burg seiner Ahnen besuchte, fand er sie in einem trostlosen Zustand vor. Seine geistvolle Art, empfänglich für Baukunst und Poesie, veranlaßte ihn, den Wiederaufbau der Burg voranzutreiben. "Der Romantiker auf dem Thron", der bei der Grundsteinlegung zum Weiterbau des Kölner Doms (1842) von einem "Werk des Brudersinns aller Deutschen" gesprochen hatte, schloß mit den schwäbischen Hohenzollern einen Vertrag zur gemeinsamen Wiedererrichtung der Stammburg. Die Bauarbeiten übernahm der Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler, dessen Pläne Reinhold Persius zu Ende führte. Nach zwanzigjähriger Bauzeit wurde der Neubau von König Wilhelm I. am 3. Oktober 1867 feierlich eingeweiht. Vom Burgtor grüßte der alte Wahlspruch "Vom Fels zum Meer". Fast eine Million Besucher kommen jedes Jahr in den mit neugotischen Mauern, Zinnen, Türmen und Erker ausgestatteten Stammsitz der Hohenzollern. Den reich dekorierten Schauräumen wie Grafensaal, Kaiserhalle, Bibliothek schließen sich zahlreiche Privatgemächer an. In der Schatzkammer sind wertvolle Erinnerungsstücke aufbewahrt: die preußische Königskrone, Gegenstände von Friedrich dem Großen, der Königin Luise und Kaiser Wilhelm II., Gemälde, Portraitstiche, kostbare Interieurs und kulturhistorische Stücke aus den preußischen Schlössern Mittel- und Ostdeutschlands erinnern an die stolze Geschichte des Hauses Hohenzollern. Nach dem gewaltsamen Ende Preußens wurde die Hechinger Burg Zufluchtsort der Hohenzollern. Einige Zeit wohnte Kronprinz Wilhelm in zwei Räumen der Burg, die französische Besatzungsmacht hatte ihn dort unter militärische Aufsicht gestellt. Der Kronprinz starb mit 69 Jahren, sein Grab befindet sich unter freiem Himmel im Offiziersgarten der Burg. Kaiser Wilhelm II. und der Kronprinz hatten 1918 nur für ihre Person, nicht aber für ihre Nachkommen auf die Krone verzichtet. Auch Prinz Louis Ferdinand, von 1951 bis 1994 Chef des Hauses Hohenzollern, wohnte zeitweise auf der Burg, wo verschiedentlich Konzerte und Empfänge stattfanden. Als eine seiner letzten Handlungen ließ er die Särge des Soldatenkönigs und Friedrichs des Großen von der Burg nach Potsdam überführen. Prinz Louis Ferdinand, selbst Heimatvertriebener aus Cadinen bei Elbing, umriß einmal die preußische Idee und das Recht auf Heimat mit den Worten: "Der Staat Preußen wurde durch Machtspruch der Siegermächte von der Landkarte gestrichen. Aber als menschliche und geistige Kraft lebt Preußen weiter. Wir Heimatvertriebenen werden nie auf unsere Heimat verzichten." Schon früh bestimmte Louis Ferdinand seinen Enkel, Prinz Georg Friedrich, zu seinem Nachfolger. Zwar befolgten die Hohenzollern schon seit Jahrhunderten die Regel, wonach nur der älteste Nachkomme Erbe wird, Voraussetzung ist aber eine standesgemäße Eheschließung. Diese Klausel im Erbvertrag ist 1938 von Kaiser Wilhelm II., Kronprinz Wilhelm und Louis Ferdinand vereinbart worden. Prinz Georg Friedrich von Preußen, der zukünftige Chef des Hauses Hohenzollern, diente freiwillig bei den Gebirgsjägern der Bundeswehr. Der 1,93 Meter große Prinz studiert im sächsischen Freiberg bei Dresden und ist vierundzwanzig Jahre alt. Sobald er das Alter von dreißig Jahren erreicht, soll er das Kaiser-Erbe antreten. Der Nachlaß ist beträchtlich, er umfaßt zwei Drittel der Burg Hohenzollern bei Hechingen, das restliche Drittel gehört den katholischen Sigmaringer Hohenzollern; die Villa "Monbijou" in Berlin-Grunewald und der Wümmehof bei Bremen. Das gesamte Kaiser-Erbe, einschließlich kostbarer Gemälde, Antiquitäten und Wertpapiere wird auf 100 Millionen Mark geschätzt. Beide Weltkriege hat die Hohenzollernburg unbeschadet überstanden, größere Schäden traten erst auf, als 1978 ein Erdbeben den Vulkankegel, der die Burg trägt, erschütterte. Im Preußenjahr wird eine kleine Bildersammlung den Besuchern gezeigt. |