24.04.2024

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14.04.01 »Ein Volk mit Maulkorb …«

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. April 2001


»Ein Volk mit Maulkorb …«
von Prof. Dr. Franz W. Seidler

Die Erscheinungsform des Liberalismus in unserer Zeit ist janusköpfig. Auf der einen Seite läßt er dem Bürger ungezügelte Freiheiten, auf der anderen stranguliert er sein Freiheitsbedürfnis, wenn dieses der politischen Korrektheit zuwiderläuft. Der heutige Liberalismus ist wirklich totalitär und diktatorisch, wenn den "gängigen Wahrheiten", die in Wirklichkeit Verfälschungen sind, widersprochen wird. Wer zum Beispiel den Verbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Verbrechen der Siegermächte gegenüberstellt, wird als "Aufrechner" gebrandmarkt. Auch die Kriegsschuldfrage sollte man nicht anrühren. Es ist auch nicht opportun, öffentlich festzustellen, daß die Politiker der Bundesrepublik keinen souveränen Staat vertreten, sondern mehr oder weniger Erfüllungsgehilfen der Europäischen Kommission oder der "global players" in der Wirtschaft oder der Vormacht USA sind. Auch wer auf das Schicksal deutscher Zwangsarbeiter nach dem Zweiten Weltkrieg aufmerksam macht, kann nicht mit dem Wohlwollen der Vertreter des autoritären oder totalitären Liberalismus rechnen. Selbst konservatives Gedankengut zu äußern ist riskant, denn es droht die "Faschismuskeule" derer, die sich nur so lange liberal gebärden, solange die Grenzen der von ihnen umzäunten Liberalismus-Spielwiese nicht tangiert werden. Auf dieser Spielwiese dürfen sich die Bürger der westlichen Demokratien nach Lust und Laune tummeln: Sie dürfen mit ihrem Geld machen, was sie wollen; sie dürfen reisen, wohin sie wollen; sie dürfen Spaß haben, sooft sie wollen. In der Freude über soviel Genuß merken sie leider gar nicht, daß der Zaun von Mal zu Mal enger gezogen wird: Gewisse Bücher werden in den Buchhandlungen nicht länger verkauft; die Medien problematisieren vorrangig die Anliegen von Randgruppen; Asylbewerber werden besser betreut als deutschstämmige Zuwanderer; esoterische Kulte und fremde Religionen finden mehr Resonanz als die Anliegen des Christentums, das unseren Kontinent geprägt hat; Soldaten werden unter Einschluß der Vätergeneration zu "Mördern" gestempelt usw. Wo bleibt da der Liberalismus, wie ihn das 19. Jahrhundert geprägt hat? Er verkommt immer deutlicher zu einer totalitären Macht. Der Freiraum im politischen Bereich wird kleiner und der Freiraum im individuellen Genuß wird größer. Geblendet von den kleinen Lüsten, wird man mit der Zeit daran gewöhnt, daß man sich zu immer weniger Themen öffentlich äußern darf. Wenn eines Tages die grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit auf der Strecke bleibt, hat der totalitäre Liberalismus im Gewand der politischen Korrektheit triumphiert. Dann sind wir ein Volk mit Maulkorb.