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28.04.01 Düstere Demographie-Prognose für Mitteldeutschland

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. April 2001


Wie im Dreißigjährigen Krieg
Düstere Demographie-Prognose für Mitteldeutschland

Als 1938 die Sachsen mit einigem Stolz registrierten, daß sie zur wohlhabendsten Region Europas zählten, ließen sie noch einmal die wirtschaftlichen Tiefschläge seit Ende des Ersten Durchgangs Revue passieren: Zusammenbruch der Monarchie, Inflation, Weltwirtschaftskrise, Arbeitslose und soziale Kämpfe.

Im Jahre 2001, 56 Jahre nach der Katastrophe des Zweiten Durchgangs, können sich die Sachsen nur mühsam mit satten Subventionen innerdeutsch behaupten, von einer innereuropäischen Spitzenpostion kann überhaupt keine Rede sein; die Bilanzen anderer mitteldeutscher Länder sehen noch übler aus. Dauert die Angleichung an die westdeutschen Länder so lange, wie die sowjetische Besatzungszeit währte, oder ist die soziale Marktwirtschaft 1990 falsch vermittelt worden? Wahrscheinlich potenzieren sich die kommmunistische Erbschaft und die Verheißung von Kohls "blühenden Landschaften" negativ. Längst aber hat sich nicht zuletzt durch die gehäuft falsche Berichterstattung tiefe Resignation in Mitteldeutschland breitgemacht, die ihr vermeintliches Ventil im Wegzug in wohlhabendere westdeutsche Länder findet.

Diese Wanderungsbilanz hat nach Ansicht des Bielefelder Direktors für Bevölkerungsforschung, Herwig Birg, Dimensionen in Friedenszeiten erreicht, wie sie zuletzt nur während des Dreißigjährigen Kriegs zu beobachten waren. Dabei ist trotz gelegentlich von interessierter Seite gestreuter Meldungen kein "Sättigungseffekt" zu erwarten. Der Forscher ist der Meinung, daß sich diese Tendenz noch verstärkt, da qualifizierte Zuwanderer den regionalen Wohlstand verstärken und ausgedünnte Gebiete umgekehrt zwangsläufig weiter verarmen. Mit einer Geburtenrate von 1,1 Kindern pro Frau ("Ausnahme in Europa" , so Birg), und einer bis zu 20prozentigen Abwanderungsrate aus Städten wie Schwerin, Rostock oder Halle gibt es keine Hoffnung auf Gegenbewegung.

Dauert diese Abwanderung an, dann könnte sich westlich von Oder und Neiße ein bevölkerungspolitisches Vakuuum entwickeln, das dann leicht durch nachströmende Polen und Tschechen im Rahmen der EU-Osterweiterung gefüllt werden könnte. Dies könnte dann zwar manche Weichenstellungen aus den 90er Jahren erfüllen, die deutsches Leben ohnehin nur am Rhein gelten lassen möchten, könnte aber mit den erwarteten sechs Millionen aus Ostmitteleuropa leicht zu einem deutschen Abgesang werden. Und dies ohne Pulver und Blei, mitten im Frieden. Peter Fischer