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28.04.01 Nur noch jeder fünfte Brite setzt auf die Monarchie

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. April 2001


Die Windsors vor dem Aus
Nur noch jeder fünfte Brite setzt auf die Monarchie
von Peter Fischer

Wenn Eliten versagen, dann folgt zumeist schnell der Niedergang eines ganzen Volkes. Als Königin Viktoria von England um die Wende des vorletzten Jahrhunderts anläßlich ihres Krönungsjubiläums noch einmal die Völkerschaften des Empires Revue laufen ließ, stand das Reich im Zenit seiner Macht. Doch nur knapp zwei Jahrzehnte später, Regierung und Krone hatten sich, wie andere Mächte auch, auf das Abenteuer eines weltumspannenden Krieges eingelassen, war die Souveränität verspielt. Nicht nur, daß nunmehr die unterjochten Völker des größten Kolonialreiches der Neuzeit Selbstbestimmung und Ebenbürtigkeit einforderten, sondern auch die Lasten des Ersten Weltkrieges hatten die Weltmacht finanziell so erschüttert, daß sie in Abhänigkeit der USA geraten war, die nunmehr alles daran setzten, auf dem Umweg über das angeschlagene Großbritannien sich selbst an die Spitze der Welt zu bringen.

Erheblichen Anteil an diesem britischen Niedergang haben die Führungsschwächen ihrer Königshäuser, die die Eskapaden ihrer Politiker nicht rechtzeitig zu bremsen vermochten. Die auflagenstarke Wochenzeitung "Welt am Sonntag" brachte unlängst unter dem polemischen Titel "Ist sie die letzte Königin?" einen aufwendigen Beitrag über die ganz offenkundige Agonie der britischen Monarchie. Nur noch jeder fünfte Brite ist der Meinung, daß das Königshaus dieses Jahrhundert übersteht. Königin Elisabeth II., die am 21. April ihren 75. Geburtstag beging, wird selbt von erheblichen Zweifeln geplagt, wie ihre Nachfolge geregelt werden soll und ob ihre Untertanen weiterhin noch bereit sind, die nicht eben geringen Apanagen für die ohne erkennbare politische Verantwortung lebenden Windsors aufzubringen. Die "Queen" erhält immerhin noch 7,9 Millionen Pfund jährlich, während sich der "Öko"-Prinz Charles mit 4,5 Millionen Pfund begnügen muß. Immerhin zahlt Prinz Charles freiwillig 40 Prozent Steuern auf seine Einkünfte, und sein Engagement für biologisch-dynamische Bodenbewirtschaftung haben ihn längst in Gegensatz zu jenen Kreisen gebracht, die industrielle Anbaumethoden in der Landwirtschaft favorisieren. Einen weiteren Angriffspunkt bietet die "bürgerliche" Geliebte des Prinzen, Camilla Parker Bowles, deren intime Gespräche mit dem Thronanwärter vor Jahren vermutlich von interessierten Geheimdiensten der Presse zugespielt wurden. Auch wenn sich der politische Einfluß des Hofes inzwischen weiter verringert hat, so erinnert – wenn auch aus anderen Gründen - das Schicksal des Prinzen Charles an das des Königs Edward VIII., der 1936 inthronisiert und alsbald durch Georg VI. abgelöst wurde.

Von offizieller Seite wurde ihm die Affäre mit der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson als Motiv seiner vorzeitigen Abdankung genannt, doch sprechen neuere Erkenntnisse dafür, daß der spätere Herzog nicht übermäßig großes Interesse am Gegengeschlecht fand, wohl aber gute Kontakte zu Deutschland nach den bitteren Erfahrungen des Ersten Weltkrieges suchte. Insbesondere dürfte ihn dabei die britische Banken- und Finanzwelt bekämpft haben, die ihre Politik auf hohe Zinsen für internationale Kredite und die Rückkehr zur Golddeckung ihrer durch den vorigen Krieg stark angeschlagenen Währung abgestellt hatten. Ein offenbar so bedeutsames Problem, wie immer wieder kolportiert wird, daß noch nach der britischen Kriegserklärung an Berlin, 1939, über eine deutsche Rückkehr zur Golddekkung im neutralen Ausland verhandelt wurde. Doch da bestimmten längst schon Churchill und seine Kreise die britische Politik, und der abgedankte Edward VIII. geriet als Spielball in das Räderwerk deutsch- britischer Interessen, wobei ihm Berlin die Rolle eines Herrschers nach der (wahrscheinlich nie beabsichtigten) Invasion auf der Insel aus propagandistischen Gründen zudachte, während London darauf aus war, den königlichen Wissensträger auszuschalten. Folgerichtig landete er schließlich auf den Bahamas , von wo er keinerlei Einfluß mehr auf den Gang der europäischen Dinge mehr nehmen konnte.

Natürlich blieben diese Machenschaften den britischen Untertanen nicht ganz verborgen. Zudem wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges deutlich, der für London der Zerfall des Empires, die Zerrüttung seiner Finanzen und die zunehmende Abhängigkeit von auswärtigen Bodenschätzen mit sich brachte, daß die Machtträume endgültig ausgeträumt waren. Eine neue Macht hatte die Erbschaft des Empire angetreten. Die Insel war nicht mehr länger das Zünglein an der europäischen Festlandwaage, vielmehr mußte sie sich einfügen in die neue Hierarchie einer immer säkularer gewordenen Welt, die nicht mehr an die Anschauungen der Vorkriegszeit anknüpfen mochte. Damit ist das Problem der Eliten nicht vom Tisch, doch bereits der Romantiker Joseph v. Eichendorff hatte das Lösewort ausgesprochen: Adel gibt sich jetzt jeder nur noch selbst.