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28.04.01 Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. April 2001


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied,

auf meinen Seminaren und Lesungen werden immer wieder Wünsche an mich herangetragen, und ich bitte dann stets, mir doch diese schriftlich zukommen zu lassen. Denn mit der Zettelwirtschaft ist das so eine Sache: Die meisten Notizen verkrümeln sich zwischen Büchern und Beiträgen, bis ich sie dann später – und manchmal zu spät – entdecke.

Unser Landsmann Paul Tollkühn ist meinem Rat gefolgt und hat mir seine Wünsche zugesandt. Und die werden sehr schwer zu erfüllen sein, aber wir können es ja einmal versuchen, denn in der letzten Zeit hat es doch allerhand Überraschungen gegeben. Die Tollkühns stammen von der Pregelinsel Spohr und wurden 1945 bis in den Kreis Schloßberg getrieben. Endstation war Mitte April Kiesdorf (Uschpiaunen). Im Herbst kam seine fünfjährige Schwester Margarete in das Schloßberger Krankenhaus, dort soll sie verstorben sein. Wobei die Betonung auf "soll" liegt, denn der Bruder weiß nichts Genaues. Er selber kam in ein Kinderheim in Altenkirch (Budwethen), aus dem er 1947 nach Litauen flüchtete. Im November 1949 wurde er mit einem Kindertransport nach Wolfen, Kreis Bitterfeld, gebracht, einen Monat später fand er seinen Vater wieder. Damals hieß es, daß die kleine Margarete in Schloßberg verstorben und in einem der um das Krankenhaus verlaufenden Schützengräben beerdigt worden sei. Deshalb hat Herr Tollkühn nie nach seiner Schwester geforscht, obgleich ihm immer wieder Bedenken kamen, die sich jetzt noch verstärkten. Darum fragt er: "Wer weiß etwas über den Tod oder den Verbleib meiner Schwester Margarete Tollkühn, * 5. April 1940 auf der Insel Spohr?"

Seinen zweiten Wunsch haben wir schon einmal veröffentlicht, aber es kam keine Resonanz. Was verständlich ist, denn die Angaben sind zu ungenau, und außerdem ist es mehr als unwahrscheinlich, daß in den Wirren der damaligen Zeit jemand Fotos mitgenommen hat, die auf einer Fensterbank in einem – wahrscheinlich nördlich des Pregels gelegenen – Ort lagen. Dort hat die Familie Tollkühn am Karfreitag 1945 die Fotos liegenlassen. Es waren Aufnahmen von der Insel Spohr, sie zeigten die Tollkühns mit deutschen Soldaten. Auf einem Bild sitzt der kleine Paul auf einem Zaunpfahl. Hat jemand die Fotos mitgenommen und bis heute verwahrt? Ich halte es für ausgeschlossen, aber ich habe unserem Landsmann versprochen, diesen Wunsch noch einmal zu bringen. (Paul Tollkühn, Lindenstraße 15 in 79576 Weil am Rhein, Ortsteil Haltingen.)

Hier wurden Fotos gefunden: Gisela Huber entdeckte sie im Nachlaß ihrer Mutter Frieda Eisenblätter, die im hohen Alter von 101 Jahren verstarb. Es handelt sich um Aufnahmen aus Preußisch Holland. Die eine zeigt "Annchens Haus 1914" an der alten Stadtmauer, die andere die Grabstelle der Familie Reinke. Beide Aufnahmen sind eingehend beschriftet von Margarete Holzweiß. Ihre Großmutter Auguste Reinke, geb. Kornblum, zog in "Annchens Haus" an der Bergstraße, nach ihrem Tod bekam es der jüngste Sohn Adolf Reinke. Die Fotos wurden von Margot Crie, geb. Reinke, gerettet. Wie die Bilder in den Besitz von Frau Eisenblätter gekommen sind, weiß Frau Huber nicht. Jedenfalls möchte sie gerne die sehr gut erhaltenen Aufnahmen den Nachkommen der Familie Reinke (Crie? Holzweiß?) übergeben. (Gisela Huber, Haslacher Straße 40 in 83278 Traunstein.)

Aus meinem Zettelkasten: Wer kennt das Vaterunser in masurischer Sprache oder weiß, wo es zu finden ist? (Jürgen Schwanke, Marienberger Straße 22 in 09125 Chemnitz.)

Eure

Ruth Geede