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05.05.01 Drogenpolitik: / Zahl der Todesopfer ist um zwölf Prozent angestiegen

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. Mai 2001


Drogenpolitik:
Ideologischer Ballast der 68er
Zahl der Todesopfer ist um zwölf Prozent angestiegen
Jürgen Liminski

Die Zahl der Drogentoten steigt. Jetzt sind es 2030, zwölf Prozent mehr. Auch die Zahl der Konsumenten von Cannabis, Kokain und Ecstasy, sogenannten Partydrogen, wächst. Alkoholabhängig sind 1,2 Millionen Männer und 300 000 Frauen, Tendenz steigend, vor allem bei Jugendlichen. Dagegen sinkt der Heroin-Konsum. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung spricht von gegenläufigen Trends und will die Prävention verstärken. Sie interessiere sich nicht für die Neugierkonsumenten, die neunzig Prozent der Drogennehmer ausmachten, dagegen umso mehr für die restlichen zehn Prozent an Dauerkonsumenten, denn deren Zahl steige ebenfalls. Das hört sich gut an, ist aber gegenläufig, um nicht zu sagen widersprüchlich. Die zehn Prozent Dauerkonsumenten und ihre steigende Zahl rekrutieren sich aus den neunzig Prozent, und wenn es um Prävention geht, dann sollte man sich gerade mit dieser Gruppe befassen.

Der Drogenbericht und seine Präsentation legt wieder einmal nah: Deutschland ist in Sachen Drogenmißbrauch unterentwik-kelt. Hier und da werden, etwa in Berlin oder Gießen, moderne Therapien wie der Blitzentzug mit psychotherapeutischer Nachbehandlung – übrigens jetzt auch für Nikotin und Alkohol –- angeboten, aber sie haben noch keinen Eingang in das schwerfällige Gesundheitssystem gefunden und sind deshalb relativ teuer. Mittelfristig freilich wären sie für die Gesellschaft weit billiger als die Methoden, mit denen Süchtige heute in Abhängigkeit gehalten werden, Stichwort Methadon.

Auch in der Prävention kommt man über Plakataktionen und Filmvorführungen an Schulen kaum hinaus. Dabei gäbe es auch da neue Wege, etwa Computer-spiele, die Kinder und Jugendli-che psychologisch immunisieren. Aber hier blockt man ab, schaut auf die Schweiz oder Holland, ausgerechnet die Länder, die in der Drogenpolitik versagen, weil sie die kranken Menschen aufge-ben, statt ihnen zu helfen.

Immerhin, von den Laissez-faire-Vorstellungen der Grünen scheint man sich zu lösen. Jetzt müßte der Kopf nur noch frei werden für Innovationen und For-schung. Und von ideologischem Ballast, den die Generation der Achtundsechziger seit Jahrzehnten mit sich herumschleppt und so tut, als sei zum Beispiel das Ha-schischrauchen harmlos. Die Wirklichkeit sieht anders aus.

Aber das traut sich noch keiner zu sagen. Ebensowenig, daß die Verwahrlosung der Jugendlichen, die Nicht-Erziehung, eine Ursache für den steigenden Konsum in dieser Altersgruppe ist. Diese Verwahrlosung ist eine Folge der Vernachlässigung der Familie durch die Politik. Hier wie übrigens bei der Jugendkriminalität zahlen Politik und Gesellschaft einen Preis für die Ich-Gesellschaft, den sie noch gar nicht ermessen. Vielleicht kommt das einmal in den nächsten Berichten, wenn die Gesundheitskosten in diesem Bereich weiter steigen. Preis und Geld sind das einzige, was in einem von Wirtschaftsdenken dominierten Land die Sinne bewegt – wenn sie nicht gerade ideologisch betäubt sind.