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05.05.01 Ausstellung in Berlin: Kinder als Auftraggeber für Künstler

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. Mai 2001


Quelle der Inspiration
Ausstellung in Berlin: Kinder als Auftraggeber für Künstler

Kinder haben in der Kunst seit je eine Rolle gespielt – vor allem als Modelle voller Liebreiz. Oft waren es die Kinder der Künstler, die auf Leinwand oder Papier gebannt wurden, oder aber die der Auftraggeber, die ein Porträt ihrer lieben Kleinen besitzen wollten. Kinder aber als Auftraggeber für ein bestimmtes Kunstwerk? Nun, auch diese gibt es, allerdings sollte man den Begriff "Auftraggeber" nicht ganz wörtlich nehmen, waren sie doch eher eine Quelle der Inspiration für den Künstler. Wie etwa der Sohn des Komponisten Siegfried Matthus, der noch zu später Stunde sehr munter war. Kurzerhand komponierte der aus Mallenuppen, Kreis Angerapp, stammende LO-Kulturpreisträger, ein Lied zum Einschlafen für den aktiven Sprößling. Zu sehen sind die Noten für dieses Lied in der Ausstellung "Kinder als Auftraggeber", die von der Berliner Akademie der Künste noch bis zum 20. Mai in ihren Räumen Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten (dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr, sonnabends 13 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr) präsentiert wird.

Gezeigt werden mehr als 400 Arbeiten von rund 100 Künstlern, Architekten, Malern, Schriftstellern, Komponisten, Tänzern, Fotografen und Filmregisseuren aus zwei Jahrhunderten. Namen wie Otto Dix, Boris Blacher, Franz Fühmann, Hans Werner Henze oder Bert Brecht sprechen für sich.

Die Ausstellung ist in erster Linie gedacht für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 15 Jahren. Zweifellos werden aber auch Erwachsene ihre Freude daran haben, schließlich werden im Hanseatenweg die verschiedensten, meist sehr privaten Arbeiten präsentiert – manche zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit. Viele der Spielsachen, Möbel oder Objekte waren auf dem Boden oder im Keller aufbewahrt worden, als die Kinder heranwuchsen. Andere wieder feierten später Erfolge auch beim großen Publikum.

Zu den Glanzlichtern der Ausstellung gehört zweifellos "Das Kinderalbum" von Adolph von Menzel (als Buch 1997 bei Nicolai, Berlin, herausgekommen). Die Gouachen und Aquarelle schuf der Breslauer für seine Nichte Margarethe und seinen Neffen Otto. Die Blätter stammen aus den Jahren 1860–63 und 1883. Bis auf drei, die im Zweiten Weltkrieg verlorengingen, sind die Arbeiten seit 1889 im Besitz der Berliner Nationalgalerie (Kupferstichkabinett). – Menzel war 16 Jahre alt, als sein Vater starb und er die Verantwortung für die Familie übernehmen mußte. Zu seiner Schwester Emilie pflegte er auch dann noch ein herzliches Verhältnis, als diese heiratete und Kinder bekam. Bis zu seinem Tod 1905 lebte er mit ihnen in häuslicher Gemeinschaft. Gemeinsam unternahm man auch Ausflüge in die nähere Umgebung Berlins und in den Zoo, wo viele Skizzen für die später im Atelier gemalten Bilder für das Kinderalbum entstanden. Tiere, Pflanzen und Berliner Leben hat Menzel im  Bild  festgehalten  –  unnachahmlich in seiner Art. Silke Osman