19.04.2024

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12.05.01 Das architektonische Werk Schinkels heute

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Mai 2001


20 000 Kilometer gereist
Das architektonische Werk Schinkels heute

Als sich am 3. August 1816 der Vorhang zur Uraufführung von E.T.A. Hoffmanns Oper "Undine" im Königlichen Schauspielhaus zu Berlin hob, war man nicht nur begeistert von der Musik des Königsbergers, auch die Dekorationen erregten die Aufmerksamkeit des Publikums. Geschaffen hatte sie kein anderer als Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), der heute – als Schöpfer des preußischen Stils – gemeinhin nur noch als begnadeter Baumeister bekannt ist. 14 Aufführungen zwischen August 1816 und Juli 187 erlebten die Bühnenbilder Schinkels, dann wurden sie ein Opfer der Flammen beim Brand des Schauspielhauses.

Auch vieles, was der Baumeister Schinkel schuf, hat die Zeitläufte nicht überdauert. Zwei Weltkriege, die Umwälzungen zweier Jahrhunderte und die Abrißwut der Nachgeborenen taten das ihre. Und dennoch ist Bemerkenswertes erhalten geblieben, wird heute von der Nachwelt gehegt und gepflegt, allerdings fehlte bisher ein Überblick über die erhaltenen Bauwerke. Im Stuttgarter Axel Menges Verlag ist nun in Zusammenhang mit einer Ausstellung in der Berliner Kunstbibliothek am Kulturforum (wir berichteten) ein hervorragender Bildband (Karl Friedrich Schinkel – Das architektonische Werk heute. Hrsg. Hillert Ibbeken, Elke Blauert. 348 Seiten mit 300 Fotos, deutsch/englisch, Leinen mit Schutzumschlag, 98 Euro/191,67 DM) erschienen, der nicht allein die erhaltenen Meisterwerke Schinkels zeigt, sondern auch die vielen Schlösser und Herrenhäuser, die Grabstätten und Denkmäler, vor allem aber die vielen Kirchen, die er schuf, sei es aus Ziegeln und Fachwerk, sei es aus Feldsteinen oder verputzt.

Wer bisher gemeint hat, Schinkels Bauten hätten sich allein auf Berlin und Potsdam, allenfalls auf das östliche Deutschland beschränkt, der wird in dem Bildband mit exzellenten Schwarzweißfotos von Hillert Ibbeken eines Besseren belehrt. Von Aachen und Bonn über Hamburg und Coburg bis nach Ostpreußen (Braunsberg, Heilsberg, Lötzen, Guttstadt, Willenberg) reichte das Wirkungsgebiet des Baumeisters. Ibbeken, Geologe und Schinkel-Verehrer, ist 20 000 Kilometer gereist, um die erhaltenen Bauten mit dokumentarischen Fotos festzuhalten. Eingehende Kommentare ausgewiesener Schinkel-Kenner wie Helmut Börsch-Supan oder Bernd Evers zu den einzelnen Bauwerken ergänzen diesen wertvollen Bildband.

Es sind keine kolossalen Bauten, die Schinkel einst geschaffen oder auch nur angeregt hat. "Die Struktur seines Lebenswerkes", so Börsch-Supan, "ist ungewöhnlich. Es verzichtet auf das Spektakuläre zugunsten einer einzigartig weit ausgreifenden Breite, die immer noch nicht ganz zu überschauen ist." – Einen ersten kleinen Einblick aber gibt dieser neue Bildband. Os