20.04.2024

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12.05.01 Die "Eisheiligen" und die Folgen für die Natur

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Mai 2001


Gestrenge Herren und eine Dame
Die "Eisheiligen" und die Folgen für die Natur

Wir erleben es jedes Jahr, wenn alles Mitte Mai in vollster Blüte steht und der Frühling so richtig uns sein Sonnengesicht zeigt, dann schlägt noch einmal die Kälte zu, um uns an den Winter zu erinnern. Es gibt sogar Rückschläge mit Nachtfrösten. Der Volksmund nennt diese Kälterückfälle im Mai einfach "Eisheilige" oder auch "Eismänner" oder "gestrenge Herren". Und das sind sie weiß Gott!

Da gibt es in Deutschland am 12. Mai den heiligen Pankratius, am 13. Mai den heiligen Servatius, am 14. Mai den heiligen Bonifatius und am 15. Mai die gestrenge Dame, die "kalte Sophie". Früher galten diese Tage als heidnische Gottheiten! Doch heute sind sie zu christlichen Wetterheiligen erhoben worden. Hier erleben wir wieder einmal, wie bereits bestehende und im Volksdenken fest verwurzelte heidnische Feste zu christlichen Festen umgewandelt worden sind. Die Menschen der Vorzeit waren es gewohnt, diese plötzlich eintretende Kälte als gottgewollte Phänomene hinzunehmen und sie göttlichen Kräften und Mächten zuzuschreiben. Die christliche Kirche konnte den Heiden diesen Glauben nicht zerstören, wenn sie sie bekehren wollte. Deshalb ersetzte sie die heidnischen Götter durch christliche Heilige. So einfach machten es sich damals die Religionen! An Stelle der Götter hießen die kalten Tage im Mai jetzt Pankratius, Servatius, Bonifatius und kalte Sophie. Ein genialer Einfall Gregors des Großen, der von 590 bis 604 Papst war. Er ordnete an, daß die Feste der Heiden allmählich in christliche Feste umbenannt und nachgeahmt werden müssen. Eine kluge Entscheidung!

Jeder von uns, der einen Garten besitzt, weiß, daß diese Spätfröste in der Landwirtschaft, insbesondere bei den Obstbauern großen Schaden anrichten können, wenn die Bauern frostempfindliche Saaten bereits in der Erde haben. In früheren Jahren konnten diese Frosttage eine große Hungersnot auslösen. Deshalb werden bestimmte Pflanzen heute erst nach den Eisheiligen ins Freie gesetzt. Das ist kein Aberglaube, sondern dem Landmann und Gärtner sind es Realitäten.

Eine alte Bauernregel besagt:

"Pankrazi, Servazi, Bonifazi

sind drei frostige Stazi,

und zum Schluß fehlt nie

die kalte Sophie!"

Es kann durchaus möglich sein, daß der Mai trotz durchschnittlicher Temperaturen von +13,3 Grad plötzlich mit sporadischen Kälteeinbrüchen und nochmaligem Schneefall in höheren Lagen antwortet. Immerhin liegt die durchschnittliche Tiefsttemperatur des Monats Mai bei minus 5 Grad. Zumindest an den vier Eisheiligen ist mit starken Temperaturschwankungen zu rechnen, indem es nachts aufklart und vereinzelt zu Bodenfrost kommt. Günter Schiwy