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26.05.01 Vertriebene im Visier der Stasi

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Mai 2001


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Vertriebene im Visier der Stasi
Deutsche Publizisten als willige Helfer
von Herbert Hupka

Für das Jahr 1972 waren die Olympischen Spiele nach München vergeben, und ein Jahr zuvor sollte das Deutschlandtreffen der Schlesier in der künftigen Olympiastadt stattfinden. Das aber sollte und durfte nicht sein, darum genau zwei Monate zuvor eine heftige Kampagne dagegen. Und die Betreiber dieser Kampagne gegen die Zusammenkunft der aus ihrer Heimat Vertriebenen hatten Erfolg.

Es begann mit einem offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt, Dr. Hans-Jochen Vogel, später Bundesjustizminister, Regierender Bürgermeister von Berlin und als SPD-Vorsitzender Kanzlerkandidat. Der Brief war verfaßt von Kurt Kirsch, verantwortlich für den "Pressedienst der Demokratischen Aktion", und war unterzeichnet von den Schriftstellern Bernt Engelmann, Hans Helmut Kirst, Günter Wallraff und Martin Walser. In dem Brief wurde der Oberbürgermeister dringend ersucht, den vertriebenen Schlesiern das Grußwort zu verweigern und jegliche finanzielle Unterstützung zu unterbinden.

Die zweite Zeile dieses Briefes enthielt bereits den Satz: "Bisher wurden diese Zusammenkünfte immer zu extrem nationalistischen Demonstrationen." Um die Verwerflichkeit einer solchen Zusammenkunft der Vertriebenen zu erhärten, wird auf das Jahr 1963 verwiesen, als der Fernsehjournalist Jürgen Neven duMont laut "Die Zeit" "fast gelyncht" worden sei. Schlußsatz: "Eine offizielle Begrüßung dieser Demonstration der Unversöhnlichkeit durch den Oberbürgermeister der Olympiastadt widerspräche dem Geist der Verständigung."

Eine lange Liste von über 80 Namen wird zur Bekräftigung des Verlangens gleich mitveröffentlicht, wobei der eine und andere später offenbar anderen Sinnes geworden ist: Heinrich Böll, Wolfgang Clement, Verleger Kurt Desch, Verleger Carl Hanser, Georg Herde, Erich Kästner, Dieter Lattmann, Carl Mayer-Amery, Harry Pross, Klaus Rainer Röhl, Erika Runge, die Monitor-Redaktion des WDR von Klaus Bresser bis Ulrich Wickert, die Lach- und Schießgesellschaft unter Federführung von Dieter Hildebrandt.

Was schon damals die Kundigen behauptet haben, daß hinter dem ganzen Unternehmen die Kommunisten stecken, die der SED in Ost-Berlin und der Zentrale in Moskau, ist inzwischen zur Gewißheit geworden. Dies gilt zuerst für die geistigen Drahtzieher des ganzen Unternehmens, für Kurt Hirsch und Bernt Engelmann. Beide sind als Beauftragte und Mitarbeiter der Kommunisten in der seinerzeitigen DDR entlarvt. Von Georg Herde, der als Journalist Medien von Ost-Berlin bis Moskau mit seiner Berichterstattung gegen die Vertriebenen bedient hat, war die Abhängigkeit vom kommunistischen Auftraggeber seit langem bekannt.

Der Erfolg des ganzen Unternehmens, des offenen Briefes des "Pressedienstes der Demokratischen Aktion" und all der Mitunterzeichner bestand 1971 darin, daß Münchens Oberbürgermeister das Grußwort ablehnte, ein "gutes Beispiel", das schließlich sogar bis 1995. Seit 1997 begrüßt der Oberbürgermeister von Nürnberg, Ludwig Scholz (CSU), wieder die Schlesier. Die 10 000 Mark finanzielle Unterstützung durch die Stadt München konnte allerdings nicht mehr unterbunden werden, weil man zu spät mit dem Ansinnen gekommen war, aber es erfolgte die Auflage, daß das Geld nur für kulturelle Aufgaben ausgegeben werden dürfe.

Der sozialdemokratische Bundesverkehrsminister Georg Leber ließ verkünden, daß die Sonderzüge nicht nach schlesischen Städten wie Breslau, Gleiwitz oder Glatz benannt werden dürften. Im Bayerischen Landtag brachte die SPD-Fraktion den Antrag ein, jeglichen finanziellen Zuschuß – es waren 35 000 Mark – zu streichen. Die SPD unterlag mit 53 Stimmen gegen 106 Stimmen der CSU. Der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, Barzel, bezog mit 50 Fraktionskollegen in der Öffentlichkeit Position gegen die ganze Kampagne.

Es ist schon bitter, wie leichtgläubig und schnell sich Politiker, Schriftsteller und Journalisten gewinnen lassen, wenn es gegen Vertriebene geht.

Leider steht zu befürchten, daß sich daran nicht viel geändert hat. Die Ausgrenzung der Vertriebenen, ist immer noch eine geschätzte Maxime des Agierens und Reagierens. Hoffentlich sieht mancher der Unterzeichner von damals, es geschah vor 30 Jahren, nachträglich ein, wem er auf den Leim gegangen ist und warum er die Vertriebenen in die Ecke von Nationalisten gedrängt hat.