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26.05.01 Preußen 1701–2001 Ausstellungen in Berlin und Potsdam

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Mai 2001


Preußen 1701–2001
Ausstellungen in Berlin und Potsdam

Ein Sehvergnügen der besonderen Art bietet noch bis zum 4. Juni (dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr) das Berliner Stadtmuseum im Ephraim Palais, Poststraße 16. Aus Anlaß des 200. Geburtstages des Malers Eduard Gaertner (1801–1877) am 2. Juni wird erstmals das gesamte Schaffen dieses preußischen Künstlers gezeigt, der weit über Preußens Grenzen wirkte. Er reiste nach Rußland und Paris, nach Prag und Österreich, aber auch nach Ost- und Westpreußen (1845–1853). Im Mittelpunkt seines Werkes aber stehen das aufblühende Berlin des Biedermeier und seine Architektur. Obwohl diese Retrospektive nicht im Rahmen der gemeinsamen Landesausstellung "Preußen 2001" veranstaltet wird, ist sie doch ein Glanzlicht der diesjährigen Ausstellungen in der Hauptstadt.

Noch bis zum 5. August ist in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg die große gemeinsame Landesausstellung von Berlin und Brandenburg "Preußen 1701 – Eine europäische Geschichte" zu sehen (dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, donnerstags 10 bis 22 Uhr). Gezeigt wird die Entwicklung Berlins zu einer glanzvollen Residenz nicht nur am Beispiel der repräsentativen Bauten, sondern auch die Förderung der Künste und Wissenschaften durch den König. Friedrich I. als prunksüchtiger König oder einer, der die Zeichen der Zeit erkannte? Dieser Frage geht man in dieser Ausstellung nach.

Gegner Preußens monieren immer wieder den ausgeprägten Militarismus des Staates und seiner Herrscher. Die kulturhistorischen Dimensionen des Festungsbaus vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zeigt eine Ausstellung in der Zitadelle Spandau, Kommandantenhaus (dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr, am Wochenende 10 bis 17 Uhr, bis 31. Dezember). Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Bedeutung der Festungen für die Infrastruktur des Landes, stehen die Ingenieure und ihre Leistungen im Bau- und Meßwesen, ihre Pläne und Zeichnungen.

Klatsch und Weltgeschehen wurden im 19. Jahrhundert weitgehend durch die Neuruppiner Bilderbogen bis in die Handwerkerstuben der Vorstadtviertel gebracht. Eine Ausstellung im Museum Europäischer Kulturen ist diesem liebenswerten Stück Preußen gewidmet (dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr, bis 15. Juli). Drei Verlage in Neuruppin haben in der Zeit zwischen 1825 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs insgesamt mehr als 22 000 Bilderbogen verlegt. Zu bestaunen waren Herrscherporträts und Jubiläen am Hof ebenso wie Darstellungen kriegerischer Ereignisse. Geliefert wurden diese Dokumente der Alltagsgeschichte und der Volkskunst nicht nur aufs flache Land, sondern bis nach Skandinavien und die Niederlande. Theodor Fontane schrieb: "Was ist der Ruf der ,Times’ gegen die zivilisatorische Aufgabe der Bilderbogen." – Zum Thema "Preußisches aus Neuruppin" sind außerdem zwei Sonderausstellungen in der Neuruppiner Bilderbogengalerie, August-Bebel-Straße 47, Neuruppin (dienstags bis freitags 13 bis 17 Uhr, am Wochenende 11 bis 17 Uhr), zu sehen: "Liebliche Damen und respektable Herren. Preußisches Königshaus und europäische Fürstenhäuser auf Neuruppinner Bilderbogen" (bis 24. Juni) und "Vom König in Preußen zum Deutschen Kaiser. Der Weg der deutschen Einigung aus Neuruppiner Bilderbogensicht" (18. September bis 25. November).

Den "Schönen Künsten" ist eine Ausstellung im Alten Museum auf der Museumsinsel gewidmet: "Caravaggio in Preußen – Die Sammlung Giustiniani und die Berliner Gemäldegalerie" (dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, 15. Juni bis 9. September). Erworben hatte die 157 Bilder der ursprünglich 600 Gemälde umfassenden römischen Sammlung einst König Friedrich Wilhelm III. nach der siegreichen Schlacht bei Waterloo gegen Napoleon bei einem Pariser Kunsthändler. Diese Neuerwerbung gab schließlich den entscheidenden Impuls zur Gründung einer ersten öffentlichen Gemäldegalerie. Dort, im 1830 von Schinkel errichteten Alten Museum, sind nun 70 Meisterwerke der Malerei des 15.–17. Jahrhunderts im Obergeschoß nach langer Zeit wieder zu sehen.

"Preußische Pretiosen" präsentiert die Ausstellung mit Berliner Porzellan aus Jugendstil, Art Deco und Neuer Sachlichkeit im Bröhan-Museum, Schloßstraße 1 a (dienstags bis sonntags und feiertags 10 bis 18 Uhr, bis 17. Juni). Ebenso zart und zerbrechlich wie die Beispiele angewandter Kunst aus der 1763 gegründeten Königlichen Porzellanmanufaktur sind die Fayencen, Gläser und Tapisserien aus der Zeit König Friedrich I., die das Kunstgewerbemuseum im Schloß Charlottenburg, Knobelsdorff-Flügel, zeigt (dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr, bis 5. August). Den Veranstaltern ist es hier gelungen, meist verborgene Schätze ans Licht zu holen, die in alle Welt verstreut sind. Leihgeber aus dem In- und Ausland ermöglichten die Präsentation von rund 200 Werken.

Geradezu unpreußisch geht es dann in der Neuen Nationalgalerie zu. Apokalyptische Visionen der Großstadtkunst rund um das Gemälde "Der Potsdamer Platz" von Ernst Ludwig Kirchner sollen den Untergang Preußens symbolisieren (dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr, bis 12. August).

Nach Potsdam schließlich führen zwei Ausstellungen, die als Beitrag zur Bundesgartenschau zu verstehen sind: "Wo die Zitronen blühen. Orangerien – Historische Arbeitsgeräte, Kunst und Kunsthandwerk" in der Orangerie im Neuen Garten (dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, 8. Juli bis 9. September) und "Nichts gedeiht ohne Pflege – Potsdamer Parklandschaft und ihre Gärtner" in der Orangerie im Park Sanssouci (dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, bis 19. August). Beide Ausstellungen veranschaulichen die Bedeutung der Gartenkunst als Teil der kulturellen und historischen Substanz und zeigen Potsdam als Stadt der Gartenkunst.

Nur eine kleine Auswahl der wichtigen Ausstellungen konnte an dieser Stelle berücksichtigt werden. Mit Dorffesten, Musikfesttagen, Konzerten, Lesungen und Vorträgen in ganz Brandenburg will man Besucher informieren und unterhalten und die Ge-schichte Preußens von allen Seiten beleuchten. Silke Osman

"Ortstermine" ist der Titel eines umfangreichen Kataloges, der vom Museumsverband des Landes Brandenburg e. V. herausgegeben wurde (Henschel Verlag, 368 Seiten mit einem Essay von Günter de Bruyn, 90 farbige, 230 sw Abb., geb., 78 DM) und der sich mit den Stationen Brandenburg-Preußens auf dem Weg in die moderne Welt beschäftigt. Besonders berücksichtigt werden hierbei die Themen Landwirtschaft, Industrie, Militär und Universität.