28.03.2024

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02.06.01 Ausstellung über ostpreußische Schlösser und Gutshäuser in Demerthin eröffnet

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 02. Juni 2001


Dem Kulturverlust entgegengestellt
Ausstellung über ostpreußische Schlösser und Gutshäuser in Demerthin eröffnet

An die 200 Personen versammelten sich im Renaissanceschloß in Demerthin/Landkreis Prignitz zur Eröffnung der Ausstellung "Stationen einer Krönungsreise – Schlösser und Gutshäuser in Ostpreußen", die Auszüge aus der Forschungsarbeit von Wulf D. Wagner zeigt. Erschienen waren neben zahlreichen Ostpreußen – darunter auch Vertreter des landansässigen Adels wie die Dohnas, Eulenburgs und Belows – und Mitgliedern der "Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V." erfreulich viele Menschen der Nachkriegsgenerationen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Landrat des gastgebenden Kreises Prignitz, Hans Lange, und durch Wilhelm v. Gottberg, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, hielt Wulf D. Wagner seine Einführung. Wagner betonte, daß seine Generation die Freiheit zu einem unverkrampften Verhältnis zur preußischen Geschichte finden muß, um die Aufgaben, die sich vor allem auch in Brandenburg türmen, ideenreich zu meistern. Einseitigkeiten und Verdrängungen ganzer Themenbereiche seien zu überwinden. Daß die Ausstellung in dem verfallenen Schloß Demerthin gezeigt wird, weist darauf hin, daß nicht nur im fernen Ostpreußen, sondern in unserer unmittelbaren Umgebung unsere Kultur verlorengeht: "Jeder einzelne von uns ist daher aufgerufen, nicht die Augen vor der Zerstörung unser aller Kultur und Geschichte zu verschließen. Wer in weiter Ferne die traurige Vernichtung bedeutendster Buddhastatuen anprangert, muß auch erkennen, daß wir selbst unsere eigenen Geschichtszeugnisse lieblos mißachten. Jeder Raum der Ausstellung wird dies auf das Anschaulichste zeigen."

Anschließend  gab  Torsten Foelsch eine kurze Einführung in die Kultur- und Baugeschichte des Schlosses Demerthin, und daraufhin wurde die Ausstellung eröffnet. Die Besucher strömten aus dem in einem Nachbargebäude befindlichen Saal in das Obergeschoß des Schlosses.

Die Ausstellung präsentiert aus der reichen Sammlung und Forschungsarbeit von Wulf D. Wagner zwanzig Häuser des Barocks nebst dem Königsberger Schloß. Im Mittelpunkt stehen großformatige, farbige Computerausdrucke mit Grundrissen, alten Fotos, Porträts und einem Abriß zur Geschichte des jeweiligen Gutes. Vor allem die Grundrißrekonstruktionen mit Möblierung vermitteln auch dem Laien einen lebendigen Eindruck der Wohnkultur in jenen Häusern. Die Modernität der Ausstellungstafeln im Zusammenspiel mit den verfallenen Räumen des Schlosses ist auf ungeahnte Resonanz gestoßen.

Noch einmal versammelten sich die Besucher im Saal, um den Festvortrag "Das Zusammenwachsen von Brandenburg und Preußen und die normativen Grundlagen der Königskrönung 1701" von Prof. Dr. Dr. Matthée zu hören. Matthée zeigte wortgewaltig und mit zahlreichen spannenden Exkursen die großartigen Verbindungen Ostpreußens und Preußens zur Welt auf und entfachte einen wahren Begeisterungssturm bei den Zuhörern. Ein Ausschnitt dieses Vortrages befindet sich im Katalog zur Ausstellung.

Der Tag endete mit einem Rundgang durch die Ausstellung, wobei Wulf D. Wagner und Prof. Dr. Dr. Matthée gemeinsam vor einem Kreis Interessierter über die einzelnen Häuser sprachen und so nochmals die bedeutende Kultur und Geschichte Ostpreußens aufzeigten.

In diesem Preußenjahr mit seinen unzähligen Großausstellungen in Berlin und Brandenburg ist diese Ausstellung die einzige, die auf das Land der Krönung und seine hohe Bedeutung für die deutsche Kulturgeschichte hinweist. So schrieb Dr. Gerd-H. Zuchold, Experte für die brandenburgischen Güter, an Wulf D. Wagner: "Sie haben einen außerordentlich wichtigen Beitrag zum Preußenjahr erbracht, vielleicht sogar den wichtigsten, denn von den großen, "zentralen" Ausstellungen wird kaum ein neuer Aspekt zu erwarten sein."

Zur Ausstellung gehört ein kleiner, aber inhaltsreicher Katalog (144 S., über 250 Abb.), der in der Ausstellung oder nur direkt bei Wulf D. Wagner, Postfach 212001, 10514 Berlin, Telefon 0 30/3 92 44 52, für 29 DM zuzüglich Porto erhältlich ist. Die Ausstellung ist noch bis Ende Oktober montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr und am Wochenende von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Demerthin liegt wenige Kilometer westlich der Stadt Kyritz an der B5, der hohe Schloßturm ist schon von weitem zu sehen. (Anschrift: Renaissanceschloß Demerthin, Schulstraße 3, 16866 Demerthin, Telefon und Fax 03 39 77/8 03 44.) OB