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09.06.01 Ostsee-Akademie: Weiter Streit um Fördergelder

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 09. Juni 2001


Ostsee-Akademie:
Weiter Streit um Fördergelder
Berlin will zahlen, aber Kiel blockt nach wie vor ab

Während die Bundesregierung die Förderung der Ostsee-Akademie in Lübeck-Travemünde wieder aufgenommen hat, lehnt die Landesregierung weiterhin eine Unterstützung der Vertriebenen-Einrichtung in der bisherigen Form ab.

Der Schleswig-Holsteinische Landtag hat Anfang Mai einen Antrag der SPD, FDP, Grünen und des Süd-schleswigschen Wählerverbandes angenommen, in dem an die Re-gierungen von Land und Bund appelliert wird, die Förderung der Akademie davon abhängig zu machen, daß der entlassene Akademie-Leiter Dr. Dietmar Albrecht (Das OB berichtete) wieder eingestellt und die bisherige Trägerschaft durch die Pommersche Landsmannschaft um öffentliche und private Institutionen aus Deutschland und den Ostsee-Anrainerstaaten erweitert wird.

Über diese Fragen wollen die Pommersche Landsmannschaft, das Land Schleswig-Holstein und die Bundesregierung erneut am 19. Juni in Kiel beraten. Während das Land weiter auf Wiedereinstellung von Dietmar Albrecht und einer Änderung der Trägerschaft besteht, sieht man bei den Pommern nur teilweise Spielraum. Wie die CDU-Bundes-tagsabgeordnete und stellvertretende Sprecherin der Pommer- schen Landsmannschaft, Susanne Jaffke, dazu auf Anfrage des Ostpreußenblatts mitteilte, wird eine Wiedereinstellung von Albrecht abgelehnt; über die Veränderung der Trägerschaft könne man sprechen. Sie verwies darauf, daß die juristischen Verfahren gegen Albrecht noch nicht abgeschlossen seien.

Der Arbeitgeber, die Pommersche Landsmannschaft, hatte die Kündigung des Akademieleiters mit arbeitsrechtlichen Verstößen vor Gericht begründet. Dabei soll es sich hauptsächlich um Unregelmäßigkeiten in den verschiedenen Kassen und bei Zuwendungen handeln. Die Entlassung hatte nämlich "wiederholte Verstöße gegenüber öffentlichen Zuwendungsgebern zum Anlaß", erläuterte Hartmut Saenger von der Pommerschen Landsmannschaft.

Doch entgegen ersten Hoffnungen war mit dem Vergleich vor dem Arbeitsgericht im März 2001 – das OB berichtete – der Streit um die Kündigung nicht beendet: Erstens gehen die haushalts-rechtlichen Ermittlungen und zweitens der politische Streit wei-ter.

Bei dem Streit ums liebe Geld soll es sich nach Darstellung der Pommern um diverse Eigenmächtigkeiten und Verstöße von Albrecht handeln. Wie Haushaltsexperten berichteten, seien bei-spielsweise auf einen Schlag 39 500 Mark aus der Kasse verschwunden.

Der politische Streit wurde durch einen polemischen Artikel weiter angeheizt, der in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" Mitte Mai erschien. Der Autor, Martin Thoemmes, verteidigte in seinem Artikel Dietmar Albrecht und attackierte in übler Weise die Vertriebenen. Was die "FAZ" ihren Lesern nicht mitteilte und – wie sich später herausstellte – den "FAZ"-Redakteuren auch nicht bekannt war: Der Autor war im vergangenen Jahr im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bei der Pommerschen Landsmannschaft  angestellt gewesen.

Der politische Streit innerhalb der Landsmannschaft ist inzwischen eindeutig zugunsten der Albrecht-Kritiker – dies sind hauptsächlich die beiden stellvertretenden Sprecher Susanne Jaffke und Klaus Moerler – entschieden.

Gestützt wurde und wird Albrecht innerhalb der Landsmannschaft von den drei ehemaligen PommernSprechern: Dr. Philipp von Bismarck, Günter Friedrich und Dr. Wolfgang Müller-Michaelis. Nachdem Müller-Michaelis im Sommer 2000 als Pommern-Sprecher zurückgetreten war, ist das Amt verwaist; der Verband wird seitdem von den Stellvertretern geführt.

Den Albrecht-Kritikern aber ste-hen am 19. Juni in Kiel schwere Verhandlungen bevor. Denn wer die Redebeiträge der Vertreter von SPD und Grünen im Schleswig-Holsteinischen Landtag bei der Debatte zur Zukunft der Ostsee-Akademie Anfang Mai gehört hat, der weiß, daß es nicht nur um arbeits- und haushaltsrechtliche Fragen geht. Wenn die Vertriebenen von Heimatliebe, Treue, Pommern, Vaterland und Europa sprechen, dann gehen bei vielen Sozialdemokraten und Grünen in Kiel die Jalousien herunter.

Weitere Veränderungen stehen für das Jahr 2002 ins Haus: Bund und Land sollen sich angeblich einig sein, die Arbeitsverträge künftig neu zu gestalten. Erhielt beispielsweise Dietmar Albrecht noch einen unbefristeten Arbeits-vertrag, so soll es künftig nur noch sogenannte befristete Werksverträge geben – zumindest für den Akademieleiter. R. L.