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16.06.01 Gebührt Marx ein Denkmal?

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. Juni 2001


Gebührt Marx ein Denkmal?
Bremens Bürger wünschen Umbenennung von Straßen

Gehört Marx ein Denkmal gesetzt?", so lautetete das Thema einer Veranstaltung der Jungen Union in Bremen. Zuvor hatte Pastor Jens Motschmann, Pfarrer an der altehrwürdigen St. Martini Gemeinde, in einem offenen Brief an die Senatorin für Bau und Umwelt angeregt, die Karl-Marx- und die Friedrich-Engels-Straße umzubenennen, da Marx und Engels, "diese beiden Väter der kommunistischen Ideologie", Haß und Gewalt gepredigt haben: "Die Wirkungsgeschichte ihrer Ideen endete in grausamer Diktatur. Abermillionen Menschen wurden Opfer der marxistisch-kommunistischen Ideologie."

In der Tat: Marx nannte Menschen, die nicht in sein "humanistisches" Weltbild paßten, "Menschenkehricht", "erbärmliches Gesindel", "Schweinehunde", "Erzlumpen", "Arbeiterpack", "Saupack", "Fortschrittsschweine" oder einfach nur "Schufte". Für Marx war das "Lumpenproletariat" der "Abhub der verkommenen Subjekte aller Klassen".

Professor Konrad Löw, München, als profunder Marx-Kenner bezeichnete denn auch in seinem "Rotbuch der kommunistischen Ideologie" Marx und Engels als "die Väter des Terrors". In diesem Buch verweist Löw auch auf antisemitische Ausfälle von Marx, für den Lassalle "ein jüdischer Nigger" war. Die deutsche Nation nannte er "die Scheiße an und für sich". Seine Menschenverachtung kam auch darin zum Ausdruck, daß für ihn der Tod eines Verwandten seiner Frau ein "very happy event" war.

Mit seiner Initiative hatte Motschmann einen Stein ins Wasser geworfen und schon damit ein erstes Ziel erreicht: Wie zu erwarten, gab es in der Presse viele Stimmen pro und contra. Mit ihrer Veranstaltung zog die Junge Union weitere Kreise, als sie das Thema in einer Podiumsdiskussion vertiefte. Auf dem Podium saßen die Professoren Imanuel Geiss und Konrad Löw.

Geiss gehörte zu denen, die sich gegen die Initiative Motschmanns ausgesprochen hatten. Bei seiner Berufung nach Bremen galt er als "Linksaußen" seines Faches, der Neuesten Geschichte. Wilhelm Hennis sprach damals die Warnung aus, die Berufung von Geiss komme "einer gesetzlich beschlossenen Umfunktionierung der Bremer Universität in eine Parteischule gleich."

Um so größer die Sensation: Gleich zu Beginn seiner Stellungnahme äußerte Geiss, er sei kein profunder Kenner von Marx. Zur Einstimmung auf den Abend habe er in Löws "Rotbuch der kommunistischen Ideologie" gelesen. Die Fakten, die da aufgetischt werden, ließen gar keine andere Wahl, als sich gegen jede Ehrung von Marx auszusprechen. Wer es nicht glaube, möge die Probe aufs Exempel machen und das "Rotbuch" selbst lesen. Dann sei er von allen Marxschwärmereien geheilt. So blieb die erwartete heiße Debatte aus.

Nur ganz am Rande sei vermerkt, daß um 1835 Friedrich Engels bei einem Amtsvorgänger von Motschmann, bei dem Pastor Georg Gottfried Treviranus, in Kost und Logis lebte. Ein weiterer Amtsvorgänger war Joachim Neander (1650–1680), nach dem das Neandertal benannt ist. Er hat das berühmte Kirchenlied getextet: "Lobet den Herren ..." – "Lobet den Herren" hätte wohl auch Pastor Motschmann angestimmt, als er hörte, wie sich ein wackerer Gegner von einst der zwingenden Einsicht – was Marx betrifft – gebeugt hat. E. B.