25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
07.07.01 Vertriebenen-Mahnmale: Kunst oder Schrott – Vergessen oder Erinnern

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. Juli 2001


Vertriebenen-Mahnmale:
Kunst oder Schrott – Vergessen oder Erinnern
Hier ein 800 000-Mark-Klotz der Öffentlichen Hand, da eine Privatinitiative des "Münchner Bürgervereins"

Damit auch die Toten von Königsberg einen Platz im Geschichtsbuch der Deutschen finden – mit diesen Worten schloß der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, seine bewegende Rede zum 56. Jahrestag der Kapitulation königsbergs. er bezog sich bei seinem Appell auf das "Zentrum gegen Vertreibung", das der Bund der Vertriebenen in Berlin einrichten will, als "Haus der 15 Millionen ostdeutscher Heimatvertriebener".

Ort der Gedenkveranstaltung im April: der Münchner Waldfriedhof, wo auf regionaler Ebene bereits ein – im wörtlichen Sinne monumentales – Zeichen "gegen das Vergessen" gesetzt wurde. Den eindrucksvollen Worten, mit denen v. Gottberg an die beispiellose Tragödie der ostpreußischen Hauptstadt erinnerte, folgte eine Kranzniederlegung am Denkmal für die Toten von Königsberg. Dr. Kaschkat, der Vorsitzende der Ost- und Westpreußenstiftung, zitierte die Worte "Ruhet in göttlichem Frieden, ruhet, wo ihr sterbend geblieben, ruhet in eurer Erde, die wieder Heimat werde", die an dem Denkmal eingraviert sind.

Es handelt sich dabei um die letzten Zeilen des Gedichts "Den Toten von Königsberg Pr." von Günter Hagner, und das ist kein Zufall: Der Vorsitzende des Münchner Bürgervereins hat durch sein vorbildliches Engagement die Errichtung (und das heißt auch: die Finanzierung) dieses Mahnmals überhaupt erst ermöglicht. Zudem hat er nun bereits zum vierten Male eine Gedenkfeier zum Jahrestag der Kapitulation Königsbergs organisiert – sein Einsatz fand in der Mitwirkung des Sprechers der LO die angemessene Würdigung.

Bei dieser Gelegenheit sei einmal eine Gegenüberstellung erlaubt zu dem in Nürnberg erstellten offiziellen "Vertriebenen-Denkmal": Hier, in Bayerns Landeshauptstadt, das Denkmal des Münchner Bildhauers Georg Rauwolf mit starker Aussagekraft der dargestellten Frauengestalt, die in ihrer Haltung das Entsetzen des auf sie zukommenden Unheils ausdrückt. Mit angsterfülltem Blick, die Hand abwehrend vor sich haltend, aber aufrecht stehend, versucht sie, mit ihrer Linken ihr Kind zu schützen. Ein Kunstwerk mit starker Ausdruckskraft, das die Schrecken ahnen läßt, die folgten.

Dort, in der Franken-Metropole, eine Stahlkonstruktion: kalt, ausdruckslos, nichtssagend, eher ablenkend von der darzustellenden Tragödie der 15 Millionen heimatvertriebenen Deutschen. Die Passanten gehen achtlos vorüber, sie können ja gar nicht beeindruckt werden – nicht einmal andeutungsweise erfahren sie, woran sie da erinnert werden sollen. Und der Freistaat Bayern hat für dieses "Kunstwerk" 800 000 Mark gezahlt. An wen? Für was?

Das steinerne Dokument Georg Rauwolfs, finanziert durch eine große Spender-Zahl ostpreußi-scher Landsleute, wird die Zeiten überdauern und an Königsberg erinnern, wenn das Nürnberger Metallgestell schon verrottet sein wird. Sein Platz regt zum Verweilen und Nachdenken an, und die zahlreichen Spaziergänger in der Parkanlage tun das; sie schauen, verweilen, denken nach – und sie wissen, worum es hier geht: um die Tragödie einer Stadt, die für Tausende zur "Hölle auf Erden" wurde, die denen, die überlebten, aber immer geliebte Heimat bleiben wird. H.J.M.

 

Zweimal Mahnmal: In Nürnberg investierte die Öffentliche Hand viel Geld in zeitgenössisch-korrektes Kunstschaffen (linkes Foto), in München entstand aus Privatinitiative ein ebenfalls zeitgenössisches Kunstwerk, das sich aber wohltuend von den zeitgeist-korrekten Vorgaben abhebt. Fotos: Günter Hagner