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21.07.01 Freya Kliers Kampf gegen »blinde Flecken« der Geschichte

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 21. Juli 2001


Deutsche Zwangsarbeiter:
Gerechtigkeit für alle Opfer
Freya Kliers Kampf gegen »blinde Flecken« der Geschichte

Zu Hunderttausenden haben die Nationalsozialisten in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter zu Sklavenarbeit genötigt; die – vorwiegend jüdischen – Opfer dieses im deutschen Namen begangenen Verbrechens erhalten jetzt insgesamt zehn Milliarden Mark Entschädigung. So wird unter einer historischen Rechnung ein Schlußstrich gezogen, allerdings unter beschämenden Be-gleitumständen: Die Opferanwälte bedienten sich erpresserischer Methoden, um dann in verdächtiger Eile millionenschwere Honorare einzutreiben.

Ebenfalls zu Hunderttausenden haben die Kommunisten in der Sowjetunion, aber auch in Polen und der Tschechoslowakei, nach Kriegsende Zivilisten in Arbeitslager deportiert; die – in diesem Falle deutschen – Opfer dieser im Namen der Sieger begangenen Verbrechen erhalten auch weiterhin keinen Pfennig Entschädigung. Beschämend: Selbst moralische Wiedergutmachung wird ihnen verwehrt, über ihr Schick-sal soll möglichst nicht einmal geredet werden.

Die deutschen Opfer des Frondienstes in russischen, polnischen und tschechischen Arbeitslagern waren weit überwiegend Frauen und minderjährige Mädchen. Da sie bislang keine "Lobby" hatten, wurden sie von Politik, Öffentlichkeit und veröffentlichter Meinung praktisch nicht wahrgenommen. Das soll sich nun ändern. Eine mutige Frau hat sich zur Fürsprecherin dieser vom Schicksal geschlagenen Frauen gemacht: Freya Klier, Schriftstellerin, Dokumentarfilmerin, bekannt geworden als furchtlose DDR-Bürgerrechtlerin, in "politisch korrekten" Kreisen gefürchtet, weil sie auch im wiedervereinigten Deutschland immer wieder auf unüberhörbare Weise nicht-konforme Meinungen äußert.

Gemeinsam mit Sibylle Dreher, Präsidentin des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen, und unterstützt von BdV-Präsidentin Erika Steinbach hat Freya Klier jetzt eine Unterschriftenaktion gestartet, mit der das Schicksal der von Zwangsarbeit betroffenen deutschen Frauen endlich ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden soll. Ziel ist es, dem Bundeskanzler einen Offenen Brief zu überreichen. Darin wird die Entschädigung für Zwangsarbeiter des NS-Regimes ausdrück-lich begrüßt, zugleich aber an Opfer erinnert, "deren Leid bis heute verschwiegen wird – jene Hunderttausende deutscher Zivilisten (vor allem Frauen, darunter viele minderjährige Mädchen), die zu Kriegsende als ‚lebende Reparationen’ in sowjetische, polnische und tschechische Arbeitslager deportiert wurden, um die Schuld an einem Krieg zu tilgen, für den sie nicht verantwortlich waren".

Weiter heißt es in dem von Frau Klier formulierten Schreiben: "Auch für diese Frauen fordern wir nach über 50jährigem Schweigen endlich eine Öffentlichkeit und die sichtbare Zuwendung von Politik und Gesellschaft. Denn auch sie tragen, so sie die Deportation überlebt haben, noch immer schwer an den physischen und psychischen Folgen der Zwangsarbeit."

An Bundeskanzler Schröder wird appelliert: "Historische Glaubwürdigkeit schließt eine Aufrechnung von Opfern ebenso aus wie das Übergehen bestimmter Opfergruppen. Am Ende sind immer die Zivilisten die Leidtragenden von Geschichtsklitterungen – ungeachtet der Nationalität, der sie angehören. Wir bitten die Bundesregierung daher dringend, sich auch der zur sowjetischen, polnischen und tschechischen Zwangsarbeit deportierten deutschen Zivilisten anzunehmen."

Der mit möglichst vielen Unterschriften versehene Offene Brief soll am 9. November anläßlich eines Symposiums zum Thema "Blinde Flecken unserer Geschichte 1938 – 1948" in Berlin überreicht werden. Dieses Symposium wird übrigens von Deutschen, Russen, Polen und Tschechen gemeinsam getragen.

Ähnlich wie Freya Klier und Sibylle Dreher hat auch die Landsmannschaft Ostpreußen eine Aktion zugunsten deutscher Zwangsarbeit-Opfer eingeleitet (über deren erfreulich breite Resonanz wir in Kürze in einer ausführlichen Sonderbeilage berichten werden).

Ob allerdings die Betroffenen auch in Politik und "politisch korrekten" Medien endlich die wohlwollende Aufmerksamkeit finden, die sie verdient hätten, ist eher zweifelhaft. Als nämlich vor wenigen Wochen der Fuldaer CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann es wagte, während der Debatte über die Entschädigung von Zwangsarbeitern des NS-Regimes im Deutschen Bundestag auch an das Schicksal deutscher Opfer zu erinnern, reagierte die "linke" Seite des Hohen Hauses mit wütendem Protest, und auch in der eigenen Fraktion rührten sich nur beschämend wenige Hände zur Unterstützung. Offenbar wird hier immer noch mit zweierlei Maß gemessen – bei Tätern wie bei Opfern. Hans-Jürgen Mahlitz