20.04.2024

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28.07.01 Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. Juli 2001


Leserbriefe

Angst vorm Wähler

Betr.: Folge 22 – "Das Schlacht-Roß Europa" und "Von der ,Konsensdemokratie‘ zur ,Räterepublik‘"

Es ist beängstigend, wie unverfroren sich Politiker in Deutschland gegenüber dem Staatsvolk (Wähler) verhalten. Ohne Scham wird tatsächlich öffentlich gefordert, das Zuwanderungsgesetz, eine Maßnahme von gravierender Bedeutung, noch vor der nächsten Bundestagswahl im kommenden Jahr durchzupeitschen, um so dem Wähler jede Einflußnahme zu nehmen. Scheinbar sind schon alle Weichen gestellt, obwohl die von der Regierung eingesetzte Zuwanderungskommission erst im Juli ihr Ergebnis vorlegte.

Dabei hätte gerade das Volk, das mit den Zuwanderern zusammenleben muß und die Auswirkungen des Gesetzes zu tragen hat, sehr gut mit seinem Votum bei der Bundestagswahl mitwirken können.

Die Angst der etablierten Parteien in Deutschland vor dem Wähler ist groß, denn sie beschränken den Volkswillen in dieser "Demokratie" nur auf das nach dem Gesetz unbedingt notwendige Maß. Selbst dieses soll noch weiter durch die angestrebte Verlängerung der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre reduziert werden. Volksentscheide und Volksbegehren, in anderen Ländern selbstverständlich, lehnen unsere Volksvertreter aus Angst ab, denn das würde zwar mehr Demokratie, aber einen gewaltigen Machtverlust für die Parteien bedeuten.

Es ist unverkennbar, daß parteipolitische Ideologien am Volk vorbei durchgesetzt werden. Vor der Wahl werden die Stimmen der Wähler unter Verwendung von nebulösen Parteiprogrammen und falschen Versprechungen erschlichen, um nach der Wahl die Bürger für unmündig zu erklären und am Volk vorbeizuregieren. Dieses ist derzeit durch die schwache und profillose Opposition umso fataler. Das geplante Zuwanderungsgesetz liegt ebenso voll im Trend der allgemeinen Entwicklung einer Parteiendiktatur wie die Abschaffung der D-Mark und die bevorstehende Osterweiterung der EU, die der ungefragte brave Steuerzahler sehr schmerzhaft zu spüren bekommen wird.

Übrigens, in diesem Zusammenhang läßt die größte Partei, die der "Nichtwähler", grüßen.

Werner Schittig, Panker

 

 

Skandalös und feige

Betr.: Folge 27 – "Verbrechen ,im Dienste‘?"

Skandalös ist die Antwort des Berliner Senats und feige dazu. Er versteckt sich hinter der "Gewerbeordnung", auf die er keinen Einfluß habe. Der wäre sicher sehr groß, wenn jemand auf die Idee käme, ein "Café Josef Göbbels" zu eröffnen. Aber wir lernen aus der beschämenden Antwort noch mehr. Ilja Ehrenburg hat seinem Land einen patriotischen Dienst erwiesen, während unsere Soldaten lediglich als Verbrecher ausgezogen sind. Dabei stelle ich fest, daß es versäumt wurde, Ilja Ehrenburg den Literatur-Nobelpreis zu verleihen, paßt er doch so schön zu Ernest Hemingway. Zwei verwandte Seelen …

Ruth Bachmann, Bad Arolsen

 

 

Betr.: Folge 23 – ",Bewußt lügen!‘"

Es gibt kaum eine Lüge, die von unserer angeblich so aufgeklärten Gesellschaft nicht willig geglaubt wird. Walter Lippmann, führender US-Journalist der 30er und 40er Jahre: "Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang in die Geschichtsbücher der Besiegten gefunden hat und von nachfolgenden Generationen geglaubt wird, kann die Umerziehung wirklich als gelungen angenommen werden." In dem hier anstehenden Fall hat sich die Lügenpropaganda eines Sefton Delmer offenbar als absolute Wahrheit manifestiert.

Der Verfasser dieses Briefes gehört zu dem Kreis, der nach Prof. Grieser 1944/45 euthanastisch hätte "entsorgt" werden müssen. Beweise kann Herr Prof. Grieser für seine These nicht erbringen – denn es gibt keine.

Im August 1944 geriet ich in der Normandie schwerverwundet in US-Gefangenschaft und wurde auf einem US-Hauptverbandsplatz beinamputiert und nach dem Präriestaat Oklahoma in das Glennan-General-Hospital (Okmulgee) verbracht. Von hier wurde ich im Dezember/Januar 1944/45 über das Internationale Rote Kreuz (Schweiz) gegen kampfunfähige Verwundete der USA, Englands, Kanadas und so weiter ausgetauscht. Warum diese Aktion der Heimholung Schwerverwunderter in die Heimat? Wäre es den damaligen Machthabern nicht ein Leichtes gewesen, uns ganz im Sinn von Prof. Grieser zu "entsorgen"? Das Gegenteil war der Fall. Wir wurden damals in Konstanz von der Bevölkerung sehr, sehr herzlich, fast mit überschwenglicher Freude begrüßt. Später wurden wir – soweit noch möglich – auf die Heimatlazarette verteilt. Hier wurden wir vorzüglich betreut, gepflegt und dann auch noch prothetisch versorgt.

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges hat es meines Wissens fünf Austauschverfahren von Verwundeten mit den Westmächten gegeben. Um hierüber Näheres zu erfahren – offiziöse Literatur gibt es offenbar darüber nicht – wandte ich mich 1996 an das Militärgeschichtliche Forschungsamt in Potsdam. Reaktion: Keine! Auf mehrmalige Nachfrage erhielt ich die Antwort, daß meine Anfrage einem Sachbearbeiter übergeben worden sei. Datum: 16. Januar 1997. Das war’s. Eine Antwort steht bis dato aus. Fazit: Es besteht ganz offenbar kein Interesse daran, humane Vorgänge der Kriegszeit aufzuhellen; denn die Kenntnisse hierüber stören die gängige Lehrmeinung der "willigen Helfer" eines Mister Lippmann. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Herr Prof. Dr. Grieser, offenbar ein Vertreter der modernen Historikerzunft, scheint meines Erachtens äonenweit von den Maximen eines Leopold v. Ranke entfernt zu sein. Ranke machte das Verfahren der "objektiven Quellenkritik" zur Grundlage seiner Geschichtsforschung. Er versuchte das Handeln der historischen Personen aus ihrer Zeit, aus ihrer Situation heraus zu erklären. Dadurch vermied er, historischen Vorgängen nachträglich eine subjektive Interpretation aufzupfropfen. Ranke forschte eben und indoktrinierte nicht. Vielleicht könnte Herr Prof. Dr. Grieser sich einmal wohlwollend an diesen preußischen Historiographen erinnern. Ranke ist einem Teil unserer Historiker zum Nachstreben sowieso wärmstens zu empfehlen.

Dr. rer. nat. Hans-Joachim Meyer Alfeld

 

 

Betr.: Folge 23 – ",Bewußt lügen!‘" und ",Anschwellender Bocksgesang‘"

Mein Mann, Jahrgang 1929, ist 1994 an den Folgen des "Herzkatheters" gestorben, doch kann ich Ihnen berichten, was ich aus seinen Berichten zu oben Genanntem beisteuern kann.

Als 15jähriger Heeresmusikschüler war er von Bückeburg aus, hoch motiviert (verantwortlich für das Schicksal des Vaterlandes), zum Fronteinsatz im Westen bestimmt worden. Der amerikanische Militärbericht besagt, daß der stärkste und standhafteste Widerstand auf dem ganzen Vormarsch östlich der Weser, just im Raum Bückeburg war, also von Knaben in Uniform. Mein Mann geriet in Gefangenschaft, durchlief acht offene amerikanische Gefangenenlager, unter anderem Bad Kreuznach. Es muß die Hölle gewesen sein. Die Kameraden starben dahin wie Fliegen. Nach langen Monaten wurde mein Mann mit schlimmen Hungerödemen entlassen.

Die Bevölkerung wurde gezwungen, sich amerikanische Propagandafilme anzusehen. Sie enthielten zum Teil die unwahrscheinlichsten Unterstellungen. Als mein Mann Bilder erkannte, die mit gefälschten Texten versehen waren, wollte er aufbegehren. Doch besonnene Erwachsene hinderten ihn zum Glück daran.

Auch wußte mein Mann zu berichten, daß bereits in deutscher Zeit schwerst Kriegsversehrte, den Augen der Bevölkerung entzogen, in Häusern mit guter Versorgung untergebracht waren. Es gab auch Mädchen, die diese Männer heirateten und sich ganz der Pflege ihrer Männer widmeten. 

Sigrid Dembik-Hagen, Alfeld

 

 

Treffende Analyse

Betr.: Folge 17 – "Schröders ,Recht auf Faulheit‘"

Ihre Analyse ist so treffend, daß ich Ihnen hierzu gratuliere. Ich lese seit Jahren "Hamburger Abendblatt", "Harburger Anzeigen und Nachrichten", "Die Zeit", zum Teil "Süddeutsche Zeitung" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sowie seit Herbst letzten Jahres noch Das Ostpreußenblatt. Noch nie habe ich einen Hinweis gelesen, 1990 gleich zu Beginn dem Staat den direkten Eingriff in die DDR-Wirtschaft zu übertragen, abgesehen von Statements des O. Lafontaine. Das war ein kapitaler Fehler, der der Wirtschaft in die Farben spielte, der uns Steuerzahler aber noch endlose Jahre zur Kasse bittet.

Ich bin 1938 in Ostpreußen geboren; 1944 wurden wir vertrieben und kamen nach Cainsdorf/Zwickau. 1948 zogen die Eltern mangels Lebensmittel mit uns nach Hamburg. In die alte DDR kam ich nur bis Salzwedel und erst 1990 in das Erzgebirge zurück. Sie brauchten nur einen Bleistift und Karoblock, um zu erkennen, daß der Umbau der Wirtschaft ohne staatlichen Direkteingriff 30 bis 50 Jahre dauern würde. Das Kapital geht nur dahin, wo satte Renditen zu erwarten sind. Aldi und Rewe karren lieber ihre Waren von West nach Ost, statt dort Fabriken entstehen zu lassen. Nach einer Übergangszeit von etwa zehn Jahren wäre der freie Markt dran gewesen. 20 bis 25 Prozent Arbeitslose sind heute ein sozialer Sprengstoff, der nur durch das gleiche Wunder wie die Wiedervereinigung beendet werden kann. Darauf sollte kein Politiker warten!

Im Gespräch mit einem jungen Mann aus dem Ost-Harz im Jahre 1990 sagte ich, zirka 30 Jahre kann und wird die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Ost und West brauchen. Ich entschuldige mich und sage heute, die Chance ist gleich null. Leid tut mir insbesondere die Jugend, die teilweise ohne jegliche Perspektive aufwächst. Fast jedes Jahr fahren wir zu einem alten Schulfreund ins Erzgebirge. Die neugebauten Bundesstraßen und Autobahnen sind ein Lichtblick, aber sonst ist alles trostlos, gerade wenn man die stillgelegten Fabriken sieht.

Herr v. Leesen, danke für obige Kolumne. Sie war und bleibt ein Leckerbissen. 

Hans Aschmotat, Hamburg

 

 

Rettung von Juden

Betr.: Folge 27 – Leserbrief "Keine Beliebigkeit"

Das zitierte Kanzlerwort ist von "ab 75jährigen" mit Nachsicht zu genießen. Ich selbst – heute 83 Jahre – war Soldat jüdischer Herkunft in der Uniform der Wehrmacht des Großdeutschen Reiches. Immerhin war durch diese Konstellation – diesen feldgrauen Waffenrock – eine "Rettung von Juden" möglich. Das Zentrum für Antisemitismus-Forschung (unter Herrn Prof. Wolfgang Benz) schenkte mir hohe Beachtung, um so mehr, als ich jüdisch aufwuchs (Brith Mila und Barmizwa) und durch Tolstois Zitat "Soldaten sind Mörder" in einen tiefen seelischen Konflikt geriet.

Hans-Joachim Lehmann, Norderstedt

 

 

Untergang der "Lusitania": Hierzu schreibt unser Leser Prof. Dr. H.-J. Maurer aus Bodolz: "Seit langem ist bekannt, daß die ,Lusitania‘ unter anderem Munition geladen hatte. Die US-amerikanischen potentiellen Passagiere waren durch eine Zeitungsanzeige der Kaiserlich Deutschen Botschaft davor gewarnt worden, zur Reise nach Großbritannien ein britisches Schiff zu benutzen. Aus dem Originalmanuskript von Commander Kennworthy (The Freedom of Seas, 1927) geht hervor, daß die "Lusitania‘ ,bewußt‘ in die U-Boot-verseuchte Zone geschickt wurde, um ,die internationale Legalität und den Erfolg der deutschen U-Boot-Offensive vor dem Gerichtshof der öffentlichen Meinung testen zu lassen‘. Inwieweit Churchill, damals Erster Lord der Admiralität, hierfür verantwortlich gemacht werden kann oder muß, muß offen bleiben. Auf jeden Fall war die Versenkung der ,Lusitania‘ Anlaß, die Stimmung in den USA gegen das kaiserliche Deutschland aufzuheizen und deutscherseits den U-Boot-Krieg wieder einzuschränken."