28.03.2024

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01.09.01 Die Schweizer Familie Plouda betrieb in Königsberg eine Marzipan-Fabrik

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. September 2001


Süße Grüße aus der Heimat
Die Schweizer Familie Plouda betrieb in Königsberg eine Marzipan-Fabrik

Es mag doch an ein kleines Wunder grenzen, wird sich unser Leser Uwe Liebert aus Bayerisch-Gmain gedacht haben, als er während eines Urlaubs in der Schweiz seiner Heimat Ostpreußen „begegnete“, genauer gesagt über sie einen interessanten Bericht las. In der Juni-Ausgabe des zweimal im Jahr erscheinenden Magazins für Südbünden, „Piz“, entdeckte er einen Artikel über Königsberger Marzipan. Peter Masüger berichtet darin fachkundig über die süße Spezialität aus dem fernen Nordosten und erzählt von einer Begegnung mit Sigrid Plouda, die lange Jahre als Lehrerin in Regensdorf tätig war.

Plouda, Plouda, wird der eine oder andere Leser nun aufmerken. Da gab’s doch in Königsberg in der Kneiphöfischen Langgasse, ganz in der Nähe der Börse das Café Plouda. Conditorei und Marzipan-Fabrik stand da zu lesen. Und so mancher wird sich auch daran erinnern, mit Mutter und Vater dort „konditorn“ gegangen zu sein. Was hat man da nicht nach Herzenslust schmengern dürfen, vielleicht als Belohnung für ein gutes Zeugnis oder zum Geburtstag ... Kaum einer aber wird damals gewußt haben, daß die Familie Plouda ihren Ursprung in der Schweiz, in Graubünden hatte.

Stephan Plouda (1850-1939) stammte aus Ftan und war auf seiner Wanderung als Geselle bis an die Ostsee gelangt. Dort, in Danzig, führte er an der Großen Allee eine Konditorei und Caféhaus, bis er 1885 in Königsberg das Geschäft an der Kneiphöfischen Langgasse eröffnete. Sigrid Plouda erinnert sich in dem Beitrag noch an ihren Großvater, dessen Spezialität neben dem Königsberger Marzipan, das er als Königlicher Hof-Konditor bis zum deutschen Kaiser nach Berlin schickte, auch der Baumkuchen war. Weiter erinnert sie sich an eine ganz besondere Kalorienbombe aus dem Hause Plouda, die Bellevue-Torte: „Sie bestand aus einem Biskuitteig und Creme patissière, eine dicke, feste Vanille-Creme, in Schichten, und oben war sie gedeckt mit normalfarbigem Marzipan.“

Die Ferien verbrachte die Familie meist in Rauschen, wo der Großvater ein Sommerhaus besaß - „Stephanshöh“ genannt. Dort saß man an den Nachmittagen zusammen und verspeiste Patisserien und Kuchen. „Und ich erinnere mich, daß mein Großvater diese Leckereien selbst gar nicht aß.“ Er bevorzugte - aus Bescheidenheit - Hafermus. Nach dem Tod des Firmengründers - er starb nach dem Genuß eines Waldmeisterwackelpuddings aus der Doktor-Oetker-Küche, die seiner Verdauung schwer zuträglich war - übernahm der jüngere Sohn Otto das Geschäft. Der Vater von Sigrid hatte Jura studiert und war später kaufmännischer Direktor der AEG-Niederlassung in Zürich. Mit dem alten Königsberg aber ging auch das Café Plouda unter ... Silke Osman