16.04.2024

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01.09.01 15 Frauen stehen ihren Mann / Beispielhaftes im Dienste der Landwirtschaft geleistet (III)

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. September 2001


Frauen stehen ihren Mann
Beispielhaftes im Dienste der Landwirtschaft geleistet (III)

Den bei weitem wichtigsten Wirtschaftszweig in Ostpreußen bildete die Landwirtschaft. So zählte man 1939, daß 46,8 Prozent der Erwerbspersonen in diesem Bereich beschäftigt waren, unter ihnen auch viele Frauen, die mit Fleiß und Einsatzbereitschaft ihrer Aufgabe nachgingen. Einige von ihnen wollen wir in loser Folge im Ostpreußenblatt vorstellen. Grund­lage ist der von Gerhard Fischer zusammengestellte Band mit 630 Biographien von ostpreußischen Männern und Frauen im Dienste der Landwirtschaft:

Ursula Schilke wurde am 3. Januar 1915 geboren. Sie war die Gattin des bekannten ostpreußischen Hippologen Dr. Fritz Schilke, Dommelhof, Kreis Sensburg. Nach der katastrophalen Flucht aus Ostpreußen in Richtung Westen erreichte Dr. Fritz Schilke mit seiner hochschwangeren Frau Ursula im Mai 1945 den Ort Sören, Kreis Segeberg, in Holstein. Durch Zufall stießen sie auf den völlig intakten Treck ihrer Verwandten Thesmacher aus Groß Walkowitz, Kreis Stuhm, die sich nunmehr in rührender Weise ihrer annahmen. In dieser Zeit wurde dann am 5. Juni 1945 in Bad Segeberg die Tochter Gabriele geboren, mit der das Ehepaar Schilke im Herbst 1945 nach Wiemerskamp übersiedelte.

Dort begann Dr. Fritz Schilke unter ständiger Mithilfe seiner ener­gischen Ehefrau, die mit Flüchtlingstrecks in Schleswig-Holstein und Niedersachsen angekommenen ostpreußischen Stuten zu registrieren, wozu auch 24 gerettete Stuten aus dem Hauptgestüt Trakehnen gehörten. Ständig wurde er bei diesen Bemühungen von seiner tüchtigen Gattin unterstützt, die ihm in allen Lebenslagen zur Seite stand. Sie war seine erste Stutbuchführerin in Sachen Zucht und die erste Büroangestellte in seiner kleinen Geschäftsstelle Wiemerskamp. Mit ihr hat er alle Vorbereitungen zur Gründung eines neuen Trakehner Verbandes erarbeitet, der den alten Namen nicht mehr führen durfte. Verbandsgründungstag war der 23. Oktober 1947.

Im Jahre 1950 begann der Umzug der Geschäftsstelle nach Hamburg-Farmsen, wo es dem Ehepaar Schilke gelungen war, in einer Nebenerwerbssiedlung ein Haus zu bauen, worin auch die Trakehner Geschäftsstelle untergebracht werden konnte. In mehr als 20 Jahren hatte Ursula Schilke auch hier die Zügel führend in der Hand. Überall war sie als starke Persönlichkeit dabei, wenn es galt, neue Aufgaben zu erfüllen. Der Vorstand des Trakehner Verbandes dankte Ursula Schilke mit seiner damals höchsten Auszeichnung, der Goldenen Ehrennadel, für ihre großen Leistungen und übergab ihr beim Ausscheiden aus ihrer aktiven Verbandstätigkeit ein wertvolles Geschenk.

Auch in den nachfolgenden Jahren hat Ursula Schilke ihren Gatten täglich mit Sonderarbeiten unterstützt, insbesondere beim Erstellen der vier Auflagen seines Standardwerkes „Trakehner Pferde einst und jetzt“. Sie war die erste Trägerin der „Dr. Fritz Schilke Plakette“ des Jahres 1993. Ursula Schilke starb im April 1998.

Martha Schwanke, geboren am 7. Juni 1864 in Wolla, Kreis Gnesen, kam mit vier Jahren zu ihrem Onkel Wilhelm Schultz nach Orlau, Kreis Neidenburg. Am 1. Januar 1890 heiratete sie ihren Vetter, den Ökonomierat Ernst Schwanke in Groß Koslau, der bereits 1913 starb. Sie übernahm nun die Bewirtschaftung der beiden Güter Groß Koslau und Orlau. Nach der Schlacht bei Tannenberg 1914 lagen viele verstreute Gräber deutscher und russischer Soldaten auf ihrer Feldmark. Sie hatte veranlaßt, daß die Gefallenen zusammengetragen und am Dorfeingang von Orlau auf einem Ehrenfriedhof beigesetzt wurden. Das Land für den Friedhof hatte sie unentgeltlich zur Verfügung gestellt. 1923 übergab sie Groß Koslau ihrer Tochter. Von nun an widmete sie ihre ganze Kraft als Gutsherrin der großzügigen Entwicklung des Gutes Orlau. Vielfältig waren die erfolgreich eingeführten Neuerungen auf landwirtschaftlichem und forstwirtschaftlichem Gebiet.

Auch bei der Gestaltung des Verhältnisses zu ihrem Gutspersonal war sie vielen Berufskollegen ein Vorbild. Ihrer allumfassenden erfolgreichen Tätigkeit wegen wurde ihr der Titel Ökonomierat verliehen. Martha Schwanke starb 1945 auf der Flucht.

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Weitere Biographien finden sich in dem Band Ostpreußische Frauen und Männer im Dienste der Landwirtschaft von Gerhard Fischer; 569 Seiten, geb., sw Fotos, 39,50 DM zuzüglich Porto und Versand; zu beziehen bei dem Verfasser, Schwaaner Landstraße 24 a, 18059 Rostock, Telefon 03 81/4 00 05 54. GF/os