28.03.2024

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08.09.01 Rätselhafte Neigung

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. September 2001


Kommentar
Rätselhafte Neigung

Jetzt wissen wir es endlich genauer, „Onkel Toms Hütte“ stand nicht in den Südstaaten Nordamerikas, sondern in Süddeutschland, vielleicht in Blickweite von Gerabronn, dem Geburtsort unseres Außenministers Joschka Fischer. Auf der großen Weltkonferenz gegen Rassismus im südafrikanischen Durban hielt er es für angezeigt, sich im Namen der Bundesrepublik Deutschland für die „bis heute nachwirkenden Folgen der Sklaverei und der Ausbeutung durch den Kolonialismus“ zu entschuldigen. Warum eigentlich nicht, nachdem Herr Breuer von der Deutschen Bank ein Bekenntnis zur Mitschuld am jüngsten Börsenkrach abgelegt hat. Der Zusammenhang zwischen Banken und Sklaverei in der Neuzeit liegt ohnehin auf der Hand, auch wenn unser ansonsten so weltläufiger Außenminister dabei eher nur einen unterstellten deutschen Anteil im Blick gehabt haben dürfte. Da muß aber der Herr Außenminister noch gewaltig an sich arbeiten, denn jene nationale Verengung hindert ihn auch, die indianischen Belange in ihrer ganzen Breite zu erfassen. Ließ doch Fischers Amt kurzerhand die südamerikanischen Botschafter wissen, daß es sich nunmehr den „indigenen Völkern in Zentral- und Südamerika“ zuwenden werde. Doch die Südamerikaner erwiesen sich als wenig dankbar und obendrein noch denkwürdig verstockt. Von den 170 Millionen Einwohnern Brasiliens, so wandte der Gesandte Brasiliens knapp ein, seien nur 350.000 Indianer. Was er nicht ausgesprochen, aber damit gemeint hat, das Indianerproblem und damit das Problem des Völkermords ist eigentlich in den USA richtig aufgehoben. Doch genau da zeigt sich abermals diese denkwürdige Blickverengung unseres Außenministers. Warum? Auch auf der Weltkonferenz in Durban trat jene rätselhafte Krankheit unseres Außenministers deutlich hervor. Wies doch dort der senegalesische Präsident Wade auf die besondere Beteiligung der Afrikaner am Sklavenhandel hin, da sich die weißen Händler ihre Sklaven aus dem Hinterland von Schwarzen zutreiben ließen. Zugleich verwies Kenias wichtigste Tageszeitung „Daily Nation“ auf das Problem des vorkolonialen Kannibalismus. Es sei, schrieb ein Wycliffe Muga, oft unklar gewesen, ob es sich bei einem Überfall auf ein Dorf um die Gefangennahme von Sklaven oder um „die Versorgung von Frischfleisch“ gehandelt habe. So tückisch-dialektisch kann Weltgeschichte sein, da ist die Sache mit Herrn Karry ein Klacks und mit Recht keine einzige Lichterkette wert, Herr Außenminister. P. F.