20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.09.01 Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. September 2001


Leserbriefe

Nachbarschaftliche Freundschaft mit Polen

Betr.: Folge 34 - Leserbrief „Von polnischer Mafia kontrolliert“

Der Leserbrief ist dermaßen mit Vorurteilen gespickt, daß er keinesfalls unwidersprochen bleiben darf. Der Autor behauptet, die Grenze zwischen Braunsberg und Heiligenbeil werde „total von der polnischen Mafia kontrolliert, mit vollständig integrierter polnischer Grenzpolizei“. Bei unserer letzten Fahrt nach Königsberg fertigten uns die polnischen Grenzer schnell und unbürokratisch ab und zeigten uns gegenüber keinerlei Verständnis dafür, daß uns die Russen anschließend zwei Stunden lang aus unersichtlichen Gründen haben warten lassen. Es ist auch nicht richtig, daß die Grenze zwischen dem südlichen und dem nördlichen Ostpreußen von der polnischen Mafia kontrolliert wird. Vielmehr agiert hier eine internationale Mafia, die jedoch weitgehend aus Rußland gesteuert wird. Um zu verhindern, daß die polnische Grenzpolizei mit einbezogen wird, werden deren Beamte an jener sensiblen Grenze relativ häufig komplett ausgewechselt, wie mehrfach in Fernsehsendungen berichtet und wie auch aus verschiedenen Berichten in dieser Zeitung ersichtlich wurde. Schließlich möchte Polen so schnell wie möglich der EU beitreten und weiß genau, daß es dafür Vorleistungen zu erbringen hat, insbesondere, was die Sicherheit der Ostgrenze angeht, die dann zur Außengrenze der erweiterten EU wird. Fortschritte sind dabei an den Grenzen Polens in den letzten Jahren unverkennbar.

Der Autor spricht weiterhin davon, daß man in Nikolaiken und Johannisburg dringend davor gewarnt habe, abends alleine in die Stadt zu gehen. Dies ist mir völlig unverständlich, gehen wir doch bei unseren Ostpreußen-Aufenthalten oft abends noch gerne durch die Straßen masurischer Städte spazieren. Allein in Rastenburg soll es in den späten Abendstunden schon mal zu Übergriffen auf einige Touristen gekommen sein. Ansonsten fühlen wir uns dort sicherer als in vielen deutschen Städten, in denen man Spaziergänge nach Einbruch der Dunkelheit lieber unterläßt.

Der Leserbriefschreiber stellt die These auf, „mit dem eigenen Auto nach Polen zu fahren“ sei „wie russisches Roulette zu spielen“. Woher nimmt er diese Weisheit? In den letzten Jahren reisen wir immer mit dem eigenem Pkw und obwohl ich ein sehr auffälliges Auto fahre - einen zitronengelbes Audi-Cabrio -, haben wir nicht ein einziges Mal um unseren Wagen bangen müssen. Als ich mich vor kurzem mit einem Mitarbeiter des ADAC über das Thema unterhielt, wurde mir gesagt, das Risiko, daß einem der Wagen in Südfrankreich oder in Spanien gestohlen oder aufgebrochen werde, sei inzwischen weitaus größer als in Polen.

Als Schulleiter einer Schule, die bereits seit 1990 eine sehr lebhafte Partnerschaft mit einer polnischen Schule unterhält, war ich zur Einweihung eines neuen Schulgebäudes eingeladen. Die Gastfreundschaft, die uns dabei wieder einmal entgegengebracht wurde, könnte vielen Deutschen zum Vorbild gereichen.

„Darum fährt man viel lieber nach England oder Frankreich, in zivilisierte Länder also, wo man als Gast behandelt wird“, ist eine nicht nachvollziehbare Aussage des Autors, impliziert sie doch, daß Polen weder ein zivilisiertes Land sei, noch das man dort als Gast behandelt werde.

Mit Frankreich hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich eine gute nachbarschaftliche Freundschaft entwickelt, ein ähnlicher Prozeß mit Polen ist seit 1990 im Gange und wird sich weiter herausbilden, so daß die noch existierenden Grenzen zwischen beiden Staaten schon bald keine Rolle mehr spielen werden. Eine wichtige Bedeutung kommt dabei den Landsmannschaften (der Ostpreußen, Pommern und Schlesier) und den dazugehörigen Stadt- und Kreisgemeinschaften zu, die längst zum natürlichen Bindeglied über die Grenzen hinweg geworden sind. 

Wolfgang Reith, Neuss

 

 

Antrag gerettet

Betr.: „Ostpreußische Familie“

Ich bin ein begeisterter Leser des Ostpreußenblattes. Natürlich lese ich das Blatt von vorne bis hinten, und bin immer wieder überrascht über die sehr interessanten Berichte und Geschichten.

Nach dem Krieg hatten wir kaum oder gar keine persönliche Identifikation wie Geburtsurkunde oder andere Papiere mehr, da fast alles im Chaos verlorengegangen war. Ich bin 1939 in Königsberg-Ponarth geboren, was ich aber bis vor kurzem nicht wußte, da in meinem Flüchtlingsausweis der Geburtsort mit Königsberg/Preußen angegeben ist.

Als ich meine Rente beantragen wollte, stieß ich auf das Problem, daß man eine Geburtsurkunde oder einen gültigen Reisepaß benötigt, und ich habe beides nicht.

Zufälligerweise las ich dann einen Artikel in der „Ostpreußischen Familie“, wo eine Adresse angegeben war, wenn man eine Kopie der Geburtsurkunde benötigt. „Standesamt 1 in Berlin, Rueckerstraße 9, 10119 Berlin“ lautete die Anschrift, an die ich meine Anfrage stellte. Die Überraschung war groß, als ich nach ungefähr vierzehn Tagen eine Kopie meiner originalen Geburtsurkunde erhielt.

Und das habe ich Ihnen, liebe Frau Geede, zu verdanken, denn nun kann ich endlich meinen Rentenantrag abschicken. Danke!

Frank Ziegbert, Huntington Beach (USA)

 

 

Fremdwörter

Betr.: Ostpreußenblatt

Ich bin seit 1959 Bezieherin des Ostpreußenblattes und möchte die Zeitung nicht mehr missen. Aber mit fortschreitender Zeit sind immer mehr unverständliche Wörter wie zum Beispiel „heterogen“, „larmoyant“, „Paradigmen-Wechsel“ und „apodiktisch“ aufgetaucht. Ich möchte mein Ostpreußenblatt besser verstehen können, also bitte ich, bei unserer schönen deutschen Sprache zu bleiben.

Rosemarie Foltmer, Bremerhaven

 

 

Unmut wegen ständigen Wiederkäuens

Betr.: Folge 31 - „Landsmannschaft wehrt sich gegen Diffamierung“

Nicht nur „Monitor“, sondern auch führende Medien beteiligten sich an der verleumdenden Hetze gegen die Vertriebenen in den Tagen nach dem Nürnberger Treffen. Die Schlesier in der dortigen Frankenhalle kritisierten nicht Tatsachen, die vor 60 Jahren geschahen, sondern sie machten, wie kürzlich die Tochter des Bundespräsidenten, ihrem Unmut wegen des ständigen Wiederkäuens alter Vorwürfe und Sündenbock-Erklärungen an die falsche Adresse und zu beliebiger Gelegenheit Luft. Denn wenn täglich von deutscher Alleinschuld formelhaft die Rede ist, muß zugleich gefragt werden, welcher Anteil daran den vertriebenen Ostdeutschen zugeschoben werden kann. Es ist eine beabsichtigte oder unwissentliche grobe Verwechselung der Begriffe, den Zweiten Weltkrieg als Vertreibungs-„Ursache“ zu bezeichnen statt als gewollten „Anlaß“ zur Verwirklichung alliierter Wünsche zur Dämpfung und Verkleinerung Deutschlands und zur Realisierung 100 Jahre alter polnischer Träume von der Westausdehnung. Hier müßte ein Regierungsmitglied mit sauberen Unterscheidungen arbeiten könne.

Es wäre an dieser Stelle auch wissenserweiternd gewesen, bei Erwähnung des „Nazi“-Reiches zu sagen, daß die braune Epoche in West- und Süddeutschland begann, nicht in Ostdeutschland, und daß von dort mit Walter Funk nur ein (einziger) nennenswerter der etwa drei Dutzend führenden Köpfe des NS-Staates kam. Ein anderer Punkt mit Erklärungsbedarf ist der folgende. Weshalb sollten die Ostdeutschen allein das Vertreibungselend erdulden, wenn ständig von deutscher Schuld die Rede ist, die ja wohl alle Deutschen meint? Es muß niemanden wundern, wenn bei soviel Pharisäermoral einem Nichtbetroffenen endlich der Kragen platzt und er dies verbal bekundet. Die Ostdeutschen wollen nicht folgenlose Mitleidsworte, wiewohl solche freundlicher sind als die bösartige bis rassistisch-volksverhetzende Häme durch gewisse Medien in den Tagen nach Nürnberg. Gegenüber keiner anderen Gruppe in diesem Lande dürfte das so gewagt werden. Sie wollen Wahrheits- und Gerechtigkeitsbemühungen als allein dauerhaftes Fundament brauchbaren Miteinanders endlich auf deutscher und polnischer Seite. Statt dessen servierte der Minister zum Schluß einen großen europäischen Eintopf, in dem Schläger und Geschlagene, Räuber und Beraubte, Sieger und Besiegte, Slawen und Germanen und Romanen (und wohl auch schwarze und weiße, gelbe und rote Menschen) fröhlich in paradiesischer Verträglichkeit durcheinander quirlen. Danach, ob das Menü jedem behagt und bekommt, wird nicht gefragt. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Basta. 

Stephanie Heidelmeyer, Alzenau

 

 

Wo sind all die Störche hin?

Betr.: Störche in Schönbruch

Als wir vor zwei Jahren in Ostpreußen waren, kamen wir zufällig nach Schönbruch an der russischen Grenze. Wir trauten unseren Augen nicht, denn auf jedem Haus waren zwei Storchennester. Selbst auf Masten, Mauervorsprüngen und Bäumen hatten sich die Tiere niedergelassen. Es war ein ständiges Starten, Landen und Klappern. Wir waren begeistert und versuchten, sie zu zählen, doch bei dem Flugverkehr gaben wir schnell auf. Inzwischen waren wir umringt von einer großen Kinderschar, und das erhöhte unsere Begeisterung; die vielen Störche und die vielen Kinder. Wir dachten, was für ein glücklicher Ort das sei.

Dieses Jahr fuhren wir wieder in unsere Heimat und auch nach Schönbruch, um dieses Naturschauspiel noch einmal zu erleben. Aber schon am Ortseingang spürten wir, daß diesmal alles anders war. Es waren keine Störche zu sehen, nur noch wenige leere Nester auf den Dächern bewirkten einen traurigen Eindruck. Erschüttert fuhren wir durch die Straßen und hielten am Grenzpfahl. Sofort waren wir wieder von einer Schar Kindern umgeben. Diesmal bettelten sie, verlangten nach Coca Cola. Wir fragten nach den Störchen, doch die Kinder schwiegen verlegen. Erst als meine Frau Süßigkeiten verteilte, tauten sie auf und erzählten uns, daß ihre Väter die Störche schlachteten und daß das Fleisch gebraten oder auch gekocht außerordentlich gut schmeckten würde. Wir waren entsetzt und konnten es einfach nicht glauben. Wir verließen sofort das Dorf Richtung Polen. In Roggenhausen in Polen sprachen wir mit den Einwohnern über das Erlebte. Diese waren erstaunt, denn dort stehen Störche unter Naturschutz. 

Alfred Weng, Hamburg

 

 

Wahre Patrioten

Betr.: Folge 36 - „Exemplarische Geschichtsbetrachtung überwinden“

Bei den anerkannt guten „Gedanken zur Zeit“, irritierte mich, daß bei der Aufzählung von Höhepunkten deutscher Geschichte nach dem Aufkommen der Sozialdemokratie im „Bismarck-Reich“ und ihrem „Nein“ zu Hitlers Ermächtigungsgesetz nicht das patriotische Wirken des Reichsbanners „Schwarz-Rot-Gold“ erwähnt wurde. Hat das Gründe oder wurde der mutige Einsatz für das demokratische Prinzip, also Kampf gegen die Nationalsozialisten und die Kommunisten, schlicht vergessen? 

Siegmar Faust, Reichenberg