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29.09.01 Das Geistliche Wort zum Erntedankfest

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. September 2001


Haben wir das Danken verlernt?
Das Geistliche Wort zum Erntedankfest
von Andreas Neidel

Ein Großteil der Leserschaft dieser Zeitung kann seine familiären Wurzeln in einen eher landwirtschaftlich geprägten ländlichen Raum zurückverfolgen und weiß insofern noch recht genau, was eine „Ernte“ eigentlich ist. Auf der anderen Seite ist einem nicht unerheblichen Teil der jüngeren Stadtbevölkerung dieses Wissen weitgehend abhanden gekommen.

Dieses Unwissen um Grundlagen der landwirtschaftlichen Produktion ist notwendigerweise mit einer gewissen Unfähigkeit zum Dank für die so selbstverständlich hingenommenen landwirtschaftlichen Produkte, unsere Nahrungsmittel, gepaart. Genau darum aber geht es bei „Erntedank“. Hinzu kommt noch, daß das Essen heutzutage dabei ist, zu bloßer Energiezufuhr zu verkommen. Wer hat schon noch die Zeit, in Ruhe und Beschaulichkeit zu essen, von einem jeder Mahlzeit vorausgehenden Tischgebet ganz zu schweigen? Schließlich sollte man den Dank für Speise und Trank nicht auf das Erntedankfest beschränken. „Es warten alle auf dich, daß du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit“ (Ps 104, V 27). Warum gedenken wir unseres Schöpfers nicht mehr, wenn wir die Gaben des Feldes essen? Warum ist alles selbstverständlich geworden? Liegt es vielleicht daran, daß die Nachkriegsgenerationen keine wirklich „schlechten Zeiten“ durchgemacht haben? Muß es uns erst wieder einmal richtig mies gehen, bevor wir begreifen, daß Gott uns nichts schuldet? Ja, wir sind von Gott abhängig. Es bedarf viel mehr als der fleißigen Arbeit unserer Landwirte auf den Feldern. Ohne den Segen des Herrn werden wir nicht essen! Ohne Gottes Segen und Barmherzigkeit gibt es kein Sattwerden. Insofern bezieht sich Erntedank eben nicht nur auf den Dank für die Ernte vor unserer eigenen Haustür, sondern für alle Ernten weltweit. Die Kommunisten prägten einmal den Slogan „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein!“ Nun, dies sollte, wie wir alle wissen, nicht der einzige kommunistische Trugschluß bleiben. Was zeichnet Christen im Vergleich zu nichtreligiösen Menschen unter anderem aus? Zum Beispiel die Fähigkeit, von Herzen zu danken. Welcher „übergeordneten Instanz“ sollte ein Atheist auch danken? Jede Sekunde, die wir Atem holen dürfen, ist des Dankes wert. Denn Gott steht nicht in unserer Schuld. Umgekehrt ist es. Allein aus seiner Gnade und Barmherzigkeit sind wir, was wir sind. Dafür darf man schon ab und an einmal danken.

Haben wir das Danken verlernt? Dabei sind der Anlässe zum Danken so viele, wenn man sie doch nur sähe! Als Schlosserlehrling in meiner vogtländischen Heimat mußte ich in der Kartoffelernte aushelfen und mit Traktor und Anhänger die „Erdäpfel“ von den Erntemaschinen abtransportieren. Sicher, es war eine Plackerei, für die Frauen auf den Maschinen noch viel mehr als für uns im warmen Traktor. Aber wissen Sie, welch im wahrsten Sinne des Wortes „himmlischen“ Duft eine 5-t-Ladung mit Heißdampf behandelter Futterkartoffeln verströmt?

In Psalm 65 heißt es: „Du suchst das Land heim und bewässerst es und machst es sehr reich; Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle.“ Die Psalmdichter, denen es aus rein materieller Sicht bei weitem noch nicht so gut ging wie uns heute, wußten noch zu beten und zu danken. Warum nur ist uns diese Fähigkeit weitgehend abhanden gekommen? Warum haben wir eine Erwartungshaltung unserem Heiland gegenüber? Jemand sagte einmal, wenn du betest, verwende 70 Prozent der Zeit, um zu danken, weitere 25 Prozent, um Fürbitte für die Bedürftigen zu halten und die restlichen fünf Prozent, um von Jesus etwas zu erbitten, denn dein Herr weiß sowieso, was du nötig hast ... Nun, über die Prozente läßt sich sicher trefflich streiten, aber die Tendenz ist klar: „Halleluja! Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“ (Ps 106, V 1).

Herr, wie sind deine Werke so groß und viel. Du hast sie alle weise geordnet und die Erde ist voll deiner Güter. Er hat sie in der Tat weise geordnet. Daran werden auch die politischen Verschlimmbesserer nichts ändern, die sich derzeit die Macht im Staate teilen und am liebsten alle konservativ-christlichen Werte im Laufe ihrer hoffentlich letzten Legislaturperiode abschaffen wollen, wobei alle Andersdenkenden in bewußt unpräziser Darstellung als Rechtsradikale diffamiert werden. Ich werde das Gefühl nicht los, daß diese sogenannten „progressiven Denker“ mit dem Dank an ihren Schöpfer eher wenig am Hut haben. Leider sympathisieren mit diesen politischen Strömungen links der Mitte, wobei das Spektrum mittlerweile bis an den äußersten linken Rand der Gesellschaft reicht, auch viele Christen, die die militant-atheistischen Attitüden des Kommunismus nur allzu schnell vergessen haben. Das stimmt traurig und macht betroffen.

Er hat bereits die Kommunisten in der Versenkung verschwinden lassen. Wenn und wann es ihm gefällt, wird Er auch jene dezidiert antichristlichen Kräfte, die von denen mit dem Slogan von Gott und Sonnenschein gar nicht mehr so weit entfernt sind, von der politischen Bühne abtreten lassen. Beten Sie mit mir dafür.