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27.10.01 Allianzen aus der Not

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Oktober 2001


Allianzen aus der Not der Umstände

Die internationale Allianz gegen den Terrorismus ist eine Meisterleistung der amerikanischen Diplomatie - deren Krönung die Einbindung Rußlands und Rot-Chinas. Die Lobpreisungen dieser umsichtigen Politik, die so gar nicht dem Klischee von der rücksichtslosen Hemdsärmeligkeit Amerikas entspricht, darf jedoch nicht sorgenvolle Fragen nach den wahren Gründen der sensationell raschen Zustimmung Moskaus und Pekings zur Allianz übertönen.

Gewiß liegt es in ureigenstem Interesse beider Mächte, ein Übergreifen des Taliban-Fanatismus auf die labilen zentralasiatischen Staaten - auch mit westlicher Hilfe! - zu verhindern, doch Putin und Jiang Zemin geht es um mehr: Sie wollen durch ihren Beitritt zur Allianz die westlichen Demokratien zum duldenden Schweigen über die eigene menschenrechtsverachtende Politik gegen Völker ihres Machtbereiches erpressen.

Peking will ohne Kritik aus dem Westen die Unabhängigkeitsbewegung in Sinkiang niederknüppeln und in Tibet eine ganze Kultur auslöschen, Putin den blutigen kolonialen Eroberungskrieg des 19. Jahrhunderts gegen die Tschetschenen zum Ende bringen. Bush hat dies klar erkannt und beide davor gewarnt, den Kampf gegen den Terror als Vorwand zur Unterdrückung ethnischer Minderheiten zu mißbrauchen. Der deutsche Kanzler hingegen hat Putin gleich nach dessen Bundestagsrede beflissen versichert, daß man nun die Tschetschenien-Frage „differenzierter“ behandeln wolle. Wenn wundert’s dann, wenn Betroffene dies als deutschen Freibrief für Putins mörderischen Krieg gegen ein um seine ethnische Selbstbehauptung kämpfendes Volk deuten? Elimar Schubbe