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03.11.01 Ein Gedenkstein erinnert in der ostpreußischen Stadt an sieben gefallene deutsche Soldaten

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. November 2001


»Südwestafrika 1904-06«
Ein Gedenkstein erinnert in der ostpreußischen Stadt an sieben gefallene deutsche Soldaten

In Rastenburg erinnert auch heute noch - mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - ein Gedenkstein an sieben in Südwestafrika gefallene deutsche Soldaten. Bei dem Stein, der die beiden Weltkriege und deren Folgen unbeschadet überstanden hat, handelt es sich um einen Findling im Garten des Offizierskasinos der einstigen Hindenburg-Kaserne, die seit 1945 von der polnischen Armee genutzt wird. Am Kopf des Steins findet sich die Eingravierung „Südwest-Afrika 1904-06“, darunter folgen die Namen der Gefallenen, allesamt Angehörige des seinerzeit in Rastenburg stationierten Grenadier- Regiments König Friedrich der Große (3. Ostpreußisches) Nr. 4, des ältesten Regiments der preußischen Armee, dessen Wappen ebenfalls den Stein ziert. Unter den aufgeführten Soldaten und Offizieren sticht dem mit der Geschichte Namibias vertrauten Betrachter sofort der an oberster Stelle eingemeißelte Name des Hauptmanns a. D. Hugo von François ins Auge, Bruder von Curt v. François, dem Gründer von Windhoek. Die beiden Brüder stellten 1889 im Auftrage Bismarcks die Schutztruppe für Südwestafrika auf, mit der sie dann ins Land kamen. Curt übernahm zunächst die Aufgabe des stellvertretenden Reichskommissars, wurde bald darauf Landeshauptmann und war zugleich Kommandeur der Schutztruppe. In der letztgenannten Funktion wurde er bei seinen häufigen Reisen durch das Land durch seinen Bruder Hugo vertreten. Als Curt v. Francois 1894 nach Deutschland zurückkehrte, blieb sein Bruder Hugo zurück und ließ sich als Farmer in der Nähe von Windhoek nieder. Zu Beginn des Herero-Aufstands wurde er reaktiviert und fiel am 13. März 1904 im Gefecht von Ovikokorero.

Im Ersten Weltkrieg nahm die russische Armee am 26. August 1914 Rastenburg ein. Doch die Besetzung der Stadt war nur von achttägiger Dauer, denn der Ausgang der legendären Schlacht bei Tannenberg wendete das Kriegsglück zugunsten der Deutschen. Bereits am 3. September des ersten Kriegsjahres zogen die Russen wieder aus Rastenburg ab, setzten aber am Tag zuvor noch das Offizierskasino der Infanteriekaserne in Brand, wobei unter anderem wertvolle Gemälde zu Schaden kamen. Mitgliedern der Bürgerwehr gelang es allerdings, eine Fahne aus den Flammen zu retten, in deren Tuch der - in jener Situation besonders sinnige - Regimentsspruch eingestickt war: „Lebe bestaendig - kein Unglueck ewigk.“ Im Gegensatz hierzu wurde der Südwestafrika-Gedenkstein nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Im Zweiten Weltkrieg zog die Rote Armee Ende Januar 1945 kampflos nach Rastenburg ein, das sie jedoch nach wenigen Tagen zu einem großen Teil zerstörte und niederbrannte. Ab September desselben Jahres wurde dann die Verwaltung an die Polen übergeben, was zur Folge hatte, daß nun auch polnisches Militär in die alte deutsche Kaserne einzog. Doch sowohl die Russen als auch die Polen ließen den Südwestafrika-Gedenkstein im Kasinogarten unversehrt, obgleich - wie der Verfasser dieser Zeilen in Gesprächen vor Ort erfuhr - seine Existenz durchaus stets bekannt war.

So bildet er denn vielleicht das einzige noch erhaltene deutsche Kolonial-Kriegerdenkmal auf dem heutigen Territorium der Republik Polen. Wolfgang Reith

 

Fototext: Gedenkstein in Rastenburg: Gewidmet Hauptmann a. D. Hugo v. François, Leutnant Gerhard v. Versen, Sergeant Anton Lingk, Sanitäts-Unteroffizier Otto Axhausen sowie den Reitern Karl Latusek, Hermann Meißner und Paul Kroll Foto: Reith