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01.12.01 Hans-Joachim v. Leesen über bundesdeutsche »Geschichtspolitik« und ihre ganz alltäglichen Lügen (Teil II)

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Dezember 2001


Bilder der Vergangenheit:
Ein Instrument der Macht
Hans-Joachim v. Leesen über bundesdeutsche »Geschichtspolitik« und ihre ganz alltäglichen Lügen (Teil II)

Nicht aufzuhalten sind die immer weiter in die Öffentlichkeit dringenden Kenntnisse von den Vorbereitungen der Sowjetführung, 1941, spätestens aber 1942 einen Angriffskrieg gegen das Deutsche Reich und damit gegen Westeuropa beginnen zu wollen. Die seit dem Zusammenbruch des Sowjetsystems zu Tage gekommenen und weitere entdeckte sowjetische Dokumente werden immer häufiger Gegenstand der Forschung vor allem junger russischer, aber auch westlicher Historiker. Noch verteidigen die deutschen Massenmedien mit Klauen und Zähnen die Version vom „deutschen Überfall“, doch ist der Zusammenbruch dieser Legende der „Geschichtspolitik“ abzusehen.

Ein typisches Produkt der „Geschichtspolitik“ war die Reemtsma-Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“. Daß sie nicht allein den Marotten eines schwerreichen Einzelgängers entsprang, der mit der Belastung der deutschen Wehrmacht die nationalsozialistische Vergangenheit seiner Familie „bewältigen“ wollte, geht auch daraus hervor, daß die Ausstellung von namhaften Vertretern der heute in der BRD herrschenden politischen und militärischen Elite sowie von fast allen Medien tatkräftig unterstützt wurde - bis sie wegen von ausländischen Historikern aufgedeckter Falschdarstellungen abgebrochen werden mußte.

Das Ostpreußenblatt deckte in Folge 23 vom 9. Juni 2001 auf, daß es für die seit einiger Zeit umlaufende Behauptung, im Zweiten Weltkrieg habe man schwer verwundete deutsche Soldaten im Rahmen der Euthanasie ermordet, keine seriösen Quellenbelege gibt, sondern daß die Behauptung der britischen psychologischen Kriegführung gegen Deutschland entnommen wurde.

Am 11. November 2000 las man in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in einem Beitrag des Historikers Wolfram Wette, der vor seiner Pensionierung der „Roten Zelle“ im Militärgeschichtlichen Forschungsamt zugerechnet wurde, über einen „Menschenfreund und Offizier“, bei dessen Lektüre der kritische Leser stutzen mußte. Es ging dabei um einen Oberleutnant der deutschen Wehrmacht, der, was von wirklicher Zivilcourage zeugt, verfolgten Juden geholfen hat. Das soll beispielsweise so geschehen sein: Der Oberleutnant hatte eine jüdische Familie in seiner Wohnung in Berlin versteckt. Mitglieder der Familie hatten mehrfach eine öffentliche Telefonzelle benutzt, um andere illegal in Berlin lebende Juden abzurufen. Bei diesen Gelegenheiten hatten sie „die angerufenen Nummern, wie vorgeschrieben, in eine dort ausliegende Kladde eingetragen. Dieses Dokument wurde von einer überzeugten Nationalsozialistin verwaltet.“

Um zu verhindern, daß die Nummern überprüft und dabei die anderen Juden entdeckt würden, habe der Oberleutnant „das Beweisstück verbrannt und die Asche im Walde vergraben.“

Ältere werden sich vergeblich an „Kladden“ in Telefonzellen zu erinnern versuchen, in die man gewählte Telefonnummern eintragen mußte. Damals gab es für Verbindungen innerhalb von Großstädten den Selbstwähldienst. Ferngespräche mußten von Fernämtern vermittelt werden. Die Szene trägt alle Anzeichen einer Legende.

Immer wieder fällt auf, daß deutsche Opferzahlen heruntergerechnet werden, während Opfer der Siegerstaaten häufig in astronomische Höhen hochgerechnet werden. Bekannt ist die offenkundige Manipulation der Zahlen der Luftkriegstoten von Dresden. Tatsächlich scheinen die wirklichen Opferzahlen nicht mehr exakt feststellbar zu sein. Es dürfte aber zur „Geschichtspolitik“ gehören, wenn in dem offiziellen Begleitbuch zur Ausstellung im Stadtmuseum Dresden aus dem Jahre 1995 anläßlich des 50. Jahrestages der Angriffe, einer offiziellen Veröffentlichung, zu lesen ist, die Luftangriffe hätten „nachweisbar circa 25.000 Todesopfer“ gefordert. Bislang waren alle seriösen Darstellungen von mindestens 35.000 Toten ausgegangen, was im Vergleich zu Luftkriegsverlusten anderer Städte eher plausibel war, zumal nach Zeugenaussagen in Dresden viele Flüchtlingstrecks aus Schlesien Station gemacht hatten. Die Ansammlung dieser Flüchtlinge wird aber in der offiziellen Dresdner Veröffentlichung geleugnet.

Man bemüht sich, auch andere deutsche Opferzahlen herunterzurechnen, so zum Beispiel die Anzahl der von der Roten Armee in Nemmersdorf meist unter grauenhaften Begleitumständen ermordeten deutschen Zivilisten. Dieser erste Ort, den die Sowjets besetzen konnten, wurde nach 48 Stunden von der Wehrmacht zurückerobert. Man fand dort, was wenige Tage später eine internationale Ärztekommission bestätigte, etwa 70 ermordete Frauen, Kinder und alte Männer, in der näheren Umgebung weitere 85, darunter auch französische Kriegsgefangene. Zur Zeit kursieren Berichte, nach denen die Zahl der Toten nicht nur wesentlich kleiner war, sondern denen zufolge die Greueltaten der deutschen Seite zugeschoben werden.

Fast jeden Tag liest man in den Zeitungen flotte, im Strom des Zeitgeistes schwimmende, für Deutschland negative Behauptungen über angeblich historische Ereignisse, ob es um die verhältnismäßig harmlose Behauptung geht, Marlene Dietrich habe „Nazi-Deutschland verlassen, um den West-Alliierten beim Kampf gegen die Barbarei beizustehen“ („Die Welt“ vom 17. Oktober 2001) - tatsächlich ging sie längst vor dem 30. Januar 1933 nach Hollywood, weil sie sich dort eine einträglichere Filmkarriere versprach - oder um eine von der „Welt“ groß aufgemachte Geschichte über den „Helden“ Dr. G. S., einen deutschen Regimentsarzt, der bei den Kämpfen um den Hürtgenwald Ende 1944 auch amerikanische Verwundete hatte versorgen lassen, obwohl das angeblich „für die Todesstrafe reichte“. Tatsächlich sei er dann zum Tode verurteilt worden, als er beim Rück-zug ein deutsches Feldlazarett, das nicht mehr abtransportiert werden konnte, den nachrückenden US-Truppen übergab. Er habe sich jedoch einer anderen Einheit unterstellt und sei so der Vollstreckung entgangen. Eine Rückfrage beim Bundesarchiv ergab, daß Dr. G. S., der heute in Berlin seinen Ruhestand genießt, nach der Stellenbesetzungsliste vom 15.2.1945 im Grenadier-Regiment 1055 als Oberarzt tätig war. Von einem Todesurteil ist dort nichts dokumentiert. Eine Verurteilung wäre auch in höchstem Maße unwahrscheinlich, denn während des ganzen Westfeldzuges haben deutsche Sanitätseinheiten, gleichgültig, ob sie vom Heer oder der Waffen-SS kamen, verwundete Briten und Amerikaner genau so versorgt wie verwundete eigene Kameraden. Das ist hundertfach dokumentiert. Und daß Feldlazarette, wenn sie denn nicht mehr zurückgeführt werden konnten, dem nachrückenden Gegner übergeben wurden, war ebenso selbstverständlich. Auch in diesem Falle wurde die deutsche Wehrmacht belastet, wenn hier auch wohl eher aus Uninformiertheit des jungen Redakteurs, der die „Story“ geschrieben hat, ohne fundierte Kenntnisse der damaligen Verhältnisse zu haben.

Zur Geschichtspolitik gehören auch die Errichtung neuer Denkmäler (die meist Hand in Hand geht mit der Zerstörung der alten) wie die Dekretierung von Gedenktagen, so beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern, wo die PDS gemeinsam mit der SPD den 8. Mai zum landesweiten „Gedenktag für die Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus“ erheben will. Sie nehmen dabei keine Rücksicht darauf, daß dieser Tag für Millionen Deutsche das Symbol ist für Not, Vergewaltigung, Tod, Demütigungen, Sklaverei, Erniedrigung. Deutet man den Tag der deutschen militärischen Niederlage um zu einem Tag der „Befreiung“, dann ist damit die von der SED, heute PDS, betriebene Politik im Geiste und zum Nutzen der Sowjetunion rehabilitiert.

„Geschichtspolitik“ soll die Herrschaft der heutigen Eliten rechtfertigen, die wiederum Geschichte instrumentalisieren, damit in ihrem Sinne Vergangenheit gedeutet, Gegenwart ver- standen und Zukunft gestaltet werden kann. Fragt man nach jenen, die die Richtlinien der „Geschichtspolitik“ bestimmen, dann trifft man in der einschlägigen Literatur auf das offene Bekenntnis, daß es sich um die politischen Eliten handelt, die als Deutungseliten „Geschichtspolitik“ gestalten zum politisch-instrumentellen Umgang mit der Ge- schichte und Geschichtswissenschaft (so Edgar Wolfrum in „Geschichtspolitik in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1989“). Geschichtspolitik dient auch der sogenannten „Erinnerungskultur“, die ebenfalls einen politischen Zweck hat und die sich bei uns „im Angesicht von Auschwitz ... in eine Erinnerungsreligion“ verwandelt (so Peter Reichel in „Politik mit der Erinnerung“).

Geschichtspolitik hat - und darin ähnelt sie der psychologischen Kampfführung - mit der Geschichtswissenschaft nur ansatzweise etwas zu tun, sehr viel aber mit „Vergangenheitsbewältigung“, einem weiteren Instrument der politischen Führung. Wer diese häufig in Geschichtsmanipulation umschlagende „Geschichtspolitik“ schwer erträgt, sollte die historischen Tatsachen dagegensetzen und ständig kritisch nachfragen, wenn er glaubt, auf verfälschende Behauptungen in der Öffentlichkeit gestoßen zu sein. Seriöse Geschichtswissenschaft hält in den allermeisten Fällen eine fundierte Darstellung der historischen Fakten parat. Sie müssen nur in die Öffentlichkeit getragen werden.

 

Von bundesdeutschen Eliten und Medien wurde sie tatkräftig unterstützt - Kritik blieb ungehört, bis ausländische Historiker eine Reihe von Falschdarstellungen öffentlich aufdeckten: Reemtsmas Anti-Wehrmachtsausstellung, hier 1997 im Münchener Rathaus Foto: dpa