20.04.2024

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15.12.01 Polizei auf der Anklagebank

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Dezember 2001


Vergangenheitsbewältigung:
Polizei auf der Anklagebank
»Absurdes Theater« in Schleswig-Holstein

Während überall in der Welt Kriege toben, bei denen weder das Völkerrecht noch die Gesetze der Menschlichkeit beachtet werden, wird in Deutschland immer noch die Vergangenheit des Zweiten Weltkrieges bewältigt. Reemtsma schickt seine jämmerlich gescheiterte Wehrmachtsausstellung noch einmal auf Tournee, und in seinem Windschatten versuchen Trittbrettfahrer, ein paar Brosamen, die von Jan-Philipps Tische fallen, zu erhaschen.

So haben Kreise, die der schleswig-holsteinischen Landesregierung nahe stehen, die Landespolizei entdeckt, deren Vergangenheit unbedingt bewältigt werden muß, hat sie doch von 1933 bis 1945 im Dienste der damals nationalsozialistischen deutschen Regierung gestanden.

Zunächst errichtete man vor der Tür des 1. Kieler Polizeireviers für 55.000 DM ein Mahnmal, weil hier vor 65 Jahren eine Gestapo-Dienststelle untergebracht war (siehe auch Ostpreußenblatt, Folge 5, vom 5. Februar 2000). Auf Verständnis der heutigen Beamten stieß man dabei nicht; sie hätten sich für das Geld lieber eine zweite Toilette gewünscht, weil auch Beamtinnen dort Dienst tun. Doch dafür waren keine Mittel vorhanden.

Dann initiierte das sozialdemokratisch geführte Innenministerium eine Vortragsreihe, in der sich die schleswig-holsteinische Landespolizei „der Geschichte stellen“ mußte. Daraus entstand ein Buch, von einem „Förderverein Freundeskreis zur Unterstützung der Polizei Schleswig-Holstein e.V.“ herausgegeben und von der Landesregierung finanziert, in dem all die längst bekannten Thesen der Vergangenheitsbewältiger wiedergekäut werden, ohne in den allermeisten Fällen auf die schleswig-holsteinischen Polizisten einzugehen, um die es - angeblich - geht. Das hat weniger mit Geschichtsschreibung zu tun als mit dem „Kampf gegen Rechts“. Mehrmals wird in dem Buch gemahnt, man müsse sich mit den Verbrechen des NS-Regimes befassen, ja es sei sogar unverzichtbar, weil „gerade in den letzten Jahren“ der Rechtsextremismus erstarkt sei. Tatsächlich aber weisen die Verfassungsschutzberichte des schleswig-holsteinischen Innenministeriums aus, daß die Gewalttaten „mit erwiesener oder vermuteter rechtsextremistischer Motivation“ von 1993 bis 2000 von damals 86 auf 35 um 60 Prozent gesunken sind.

Trotz allem jedoch muß „aufgeklärt“ werden. Die Polizei habe „schwere Schuld“ auf sich geladen, aber nicht nur sie, sondern, wie man in dem Buch erfährt, auch die deutschen Frauen, haben sie doch „durch ihr tägliches Funktionieren“ den Nationalsozialismus „aktiv unterstützt“, obgleich sie angeblich im Dritten Reich „als minderwertig gegolten“ hätten. Martin Walser wird angegriffen, weil er die Mahnung ausgesprochen hat, die Vergangenheitsbewältigung werde instrumentalisiert. Kurz, alles was man aus der Mottenkiste der Vergangenheitsbewältiger kennt, wird wieder aufgewärmt.

Wie wenig ernst man diese Art der ritualisierten Vergangenheitsbewältigung selbst nimmt, illustriert ein Vorfall im Gymnasium Kiel-Wellingdorf. Dort erscheint Ministerpräsidentin Heide Simonis, im Schlepptau ein höherer Polizeibeamter, um mit den Schülern anhand des Buches „Täter und Opfer unter dem Hakenkreuz - Eine Landespolizei stellt sich der Geschichte“ zu diskutieren. Es stellt sich heraus, daß kein Schüler das Buch kennt; in der Schule ist nur ein Exemplar vorhanden. Aber nicht nur das: Auch die Ministerpräsidentin hat das Buch nicht gelesen (nur finanziert), ebenso wenig wie der sie begleitende Polizeibeamte.

So verkommt diese Art Vergangenheitsbewältigung zum absurden Theater, und da gehört sie auch hin. Jonny Düsternbrook