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05.01.02 Gedenktage 2002: Vom Wirken und Werk bedeutender Frauen und Männer aus dem deutschen Osten

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. Januar 2002


Ihre Spuren verwehen nie ...
Gedenktage 2002: Vom Wirken und Werk bedeutender Frauen und Männer aus dem deutschen Osten
Von Silke Osman

Wieder liegt ein Jahr wie ein unbeschriebenes weißes Blatt Papier vor uns. Die zurück-liegenden zwölf Monate waren gewiß nicht immer von Freude und eitel Sonnenschein geprägt. Viel Schreckliches, ja Unvorstellbares ist geschehen, und so gehen wir mit banger Erwartung in dieses neue Jahr. Was wird es uns bringen, dieses Jahr 2002? So mancher wird nicht nur vorausschauen wollen, sondern seine Gedanken auch zurückwandern lassen in längst vergangene Zeiten und an die Menschen denken, die vor uns waren, die Großes geleistet haben; Leistungen, auf die wir Nachgewachsenen aufbauen können. „Kein einzelner Mensch ist für sich da“, hat der Mohrunger Johann Gottfried Herder einmal erkannt. „Er ist in das Ganze des Geschlechts eingewebt, er ist nur Eins für die fortgehende Folge.“

Die Taten und Leistungen der Vorfahren zu achten, sie im Gedächtnis zu bewahren, das soll auch zu Beginn dieses Jahres wieder Ehre und Pflicht zugleich sein. Gewiß: wir leben im Heute und halten den Blick in die Zukunft gerichtet, doch sollen die Leistungen der Menschen, die vor uns waren, uns nicht gleichgültig lassen, formt sich doch aus ihnen wie aus bunten Mosaiksteinen und -steinchen das große bunte Bild unserer abendländischen Kultur.

Auch im Jahr 2002 findet sich wieder eine stattliche Reihe von Gedenktagen, anhand derer wir uns erinnern wollen an bedeutende Frauen und Männer, die aus dem deutschen Osten kamen oder dort Wichtiges geleistet haben. - Am 10. Januar vor 35 Jahren starb Charlotte Berend-Corinth, eine Künstlerin, die meist nur im Schatten ihres Mannes Lovis gesehen wird. Am 12. Januar vor 165 Jahren wurde der Komponist Adolf Jensen geboren; er hinterließ etwa 180 Lieder. Ernst Wichert, der Richter und Dichter, starb am 21. Januar vor 100 Jahren; mit seinen „Litauischen Geschichten“ wurde er über die Grenzen seiner Heimat bekannt. David Hilbert, der Physiker, wurde am 23. Januar vor 140 Jahren in Königsberg geboren. Lange Jahre wirkte er in Göttingen, wo auch die meisten seiner Schriften entstanden.

Im Monat Februar erinnern wir uns an den Tierschriftsteller und Fotografen Walter v. Sanden-Guja; er starb vor 30 Jahren am 7. Februar. 80 Jahre alt geworden wäre die Schriftstellerin Grete Fischer am 11. Februar; die Pommerin verbrachte lange Jahre in der Memelniederung und schrieb viele Erzählungen über diesen Landstrich und seine Menschen. Mit Königsberg eng verbunden sind die Namen dreier Männer, die dort entweder wirkten oder dort geboren wurden: der Biologe Johannes Abromeit (* 17. Februar 1857 in Paßleiden, Kreis Ragnit), der Mediziner, Geograph und Naturwissenschaftler Karl Ernst v. Baer (* 17. Februar 1792 auf Gut Piep in Estland) und der Architekt Max Taut, der vor 35 Jahren am 26. Februar an seinem Wirkungsort Berlin starb.

Vor 100 Jahren wurde die Graphikerin Gertrud Lerbs in Rogehnen, Kreis Pr. Holland, geboren (5. März). Die mit dem Ostpreußischen Kulturpreis Ausgezeichnete schuf Blätter von starker Ausdruckskraft, die als Sinnbilder einer aus den Fugen geratenen Welt noch heute erschüttern. 85 Jahre sind vergangen, da der Maler Karl Heinz Leidreiter in Rastenburg geboren wurde (26. März). Auch zweier Chemiker gilt es im März zu gedenken: Otto Wallach, geboren vor 155 Jahren in Königsberg (27. März), und Emil v. Behring aus dem westpreußischen Hansdorf, gestorben vor 85 Jahren in Marburg an der Lahn (30. März).

Im April gilt es, gleich an drei Träger des Ostpreußischen Kulturpreises zu erinnern: den Volkskundler Erhard Riemann (* 3. April 1907), die Schriftstellerin Gertrud Papendick († 6. April 1982) und den Komponisten Heinz Tiessen (* 10. April 1887). Vor 85 Jahren wurde der Graphiker und Dichter Johannes Bobrowski geboren (9. April) und vor 120 Jahren der Maler Waldemar Rösler (* 21. April). 95 Jahre sind vergangen, daß der Maler Gerhard Eisenblätter in Königsberg geboren wurde (28. Mai). Zwei „Meister der Feder“ wurden ebenfalls im Mai geboren: Ernst Wiechert am 18. Mai 1887 in Forsthaus Kleinort, Kreis Sensburg, Walther Heymann am 19. Mai 1882 in Königsberg. Ebenfalls in Königsberg erblickte der Dichter Rudolf Borchardt das Licht der Welt - am 9. Juni vor 125 Jahren. 100 Jahre sind vergangen, daß der Graphiker Hans Fischer in der Stadt am Pregel geboren wurde (4. Juli). 35 Jahre zuvor hatte dort auch die Wiege einer Frau gestanden, die mit ihren graphischen und bildhauerischen Arbeiten noch heute die Menschen beeindruckt: Käthe Kollwitz (8. Juli). Dore Kleinert, die Keramikerin aus Tilsit, hätte am 1. August ihren 80. Geburtstag begehen können. Auch an die Maler Karl Eulenstein aus Memel (* 25. August 1892), Robert Hoffmann-Salpia aus dem Kreis Sensburg (* 26. August 1887), Ernst Mollenhauer aus Tapiau (* 27. August 1892) und Hans Kallmeyer (* 1. September 1882), der aus Erfurt nach Ostpreußen kam, wird man sich erinnern.

Des 90. Todestages des Literaten Ludwig Passarge, der meist ein wenig im Schatten seines berühmten Sohnes Siegfried, des Geographen, steht, gedenken wir am 19. August. Am Ende des nächsten Monats steht ein Dichter und Dramatiker im Mittelpunkt des Interesses: Hermann Sudermann, geboren vor 145 Jahren in Matziken, Kreis Heydekrug (30. September). Sein Stiefsohn, der Dichter Rolf Lauckner, wurde vor 115 Jahren, am 15. Oktober 1887 in Königsberg geboren. Er, der stets im Schatten des berühmteren Sudermann stand, schrieb Dramen und Gedichte, aber auch Drehbücher für Filme.

Die Malerin Louise Rösler, die Tochter der Maler Waldemar Rösler und Oda Hardt-Rösler, hätte am 8. Oktober ihren 95. Geburtstag begehen können. Ihre Stadtlandschaften zeichnen sich durch klare, leuchtende Farben aus. Ebenfalls 95 Jahre alt geworden wäre der Maler Stephan Preuschoff (29. Oktober) aus Braunsberg, in dessen Werk der Mensch breiten Raum einnimmt. Die menschliche Gestalt stand auch im Mittelpunkt des Schaffens eines Mannes, dessen bildhauerisches Werk das Gesicht der Stadt Königsberg mit geprägt hat: Stanislaus Cauer, geboren vor 125 Jahren in Bad Kreuznach (18. Ok-tober). Der aus einer weitverzweigten Künstlerfamilie, die nicht weniger als elf Bildhauer hervorbrachte, stammende Cauer wirkte mehr als drei Jahrzehnte in Königsberg als Lehrer an der Kunstakademie und als freischaffender Künstler. Im November gedenken wir des 95. Geburtstages des Komponisten Günther Suckow, der am 22. November in Posen geboren wurde, seine Jugend jedoch in Allenstein und Königsberg verbrachte. 1963 wurde er für sein Schaffen mit dem Ostpreußischen Kulturpreis ausgezeichnet. Suckow starb vor 25 Jahren, am 20. Dezember 1977 in Wiesbaden. Ein anderer Komponist, der als Hofkapellmeister dreier Preußenkönige berühmt wurde, der Königsberger Johann Friedrich Reichardt, erblickte vor 250 Jahren das Licht dieser Welt. Seine Vertonungen von Goethe-Gedichten, seine Balladen und Kinderlieder („Schlaf, Kindchen, schlaf“) werden noch heute gern gehört. 145 Jahre sind vergangen, da der Schauspieler Adalbert Matkowsky in Königsberg geboren wurde (6. Dezember). Der Zeitgenosse des großen Josef Kainz stand immer ein wenig im Schatten seines berühmten Kollegen Paul Wegener, doch hat auch er Theatergeschichte als Darsteller großer Rollen geschrieben. Auch an Max von Schenkendorf gilt es sich zu erinnern. Der „Sänger der Befreiungskriege“ aus Tilsit starb vor 185 Jahren - am 11. Dezember; es war sein 34. Geburtstag. Zu guter Letzt sei noch Kuno Felchner erwähnt; der Schriftsteller, der mit seinem Roman „Der Hof in Masuren“ einen großen Leserkreis fand, wurde vor 100 Jahren, am 29. Dezember 1902, im Szameitkehmen, Kreis Tilsit, geboren.

Das Erbe dieser Frauen und Männer zu pflegen, es an die Nachgeborenen weiterzugeben, sei auch in Zukunft Verpflichtung und Freude. Ein Erbe, das es zu bewahren gilt, für uns, für Europa.