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05.01.02 ie Schüler der Schule Nummer 1, vormals Burgschule, in Königsberg feierten mit deutschen Ehemaligen ausgelassen ihr Abitur

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. Januar 2002


Auf dem besten Weg zum »Akademischen Bürger«
Die Schüler der Schule Nummer 1, vormals Burgschule, in Königsberg feierten mit deutschen Ehemaligen ausgelassen ihr Abitur

Wieder einmal stand das Fest der Abiturienten-Entlassung beim Gymnasium Nr. 1 in Königsberg auf dem Programm. Wegen der intensiven Vorbereitungen bedeutete das Geschäftigkeit bei Direktorin, Lehrerkollegium, Eltern und vor allen Dingen auch bei den Abiturienten selbst. Schließlich waren sie an der Planung stark beteiligt und so wußten sie, daß es ein sehr wichtiger Tag für sie sein würde. Denn mit dem Empfang des Abi-Zeugnisses würde ein neuer, wichtiger Abschnitt ihres Lebens beginnen.

So war schon vor dem Beginn der Feierlichkeiten bei den Abiturienten zu erkennen, daß sie die forsch-fröhliche Art des Schülerdaseins etwas abgestreift hatten und sich der Wichtigkeit des Augenblicks bewußt waren. Wie immer kamen sie dann, nachdem sie im Pausenhof vor der Aula Aufstellung bezogen hatten, zu zweit oder auch zu dritt in die Aula geschritten, wo sie schon von ihren Angehörigen, Freunden und dem Lehrerkollegium erwartet und mit kräftigem Applaus begrüßt wurden. Rührend war dabei die Freude der Eltern und die Dankbarkeit der Schüler gegenüber den Lehrern und Eltern.

Nach einer gelungenen Rede der Direktorin, Alla Shatrova, konnte anschließend der Vorsitzende der Burgschulgemeinschaft Königsberg (Pr) e.V., Dietrich Brzozowski, seine Grußworte an die Abiturienten richten, die von der Deutschlehrerin gedolmetscht wurden. Dann folgte sogleich die Überreichung der Zeugnisse durch die Direktorin, und der Vorsitzende konnte den Abiturienten, die ein gutes Examen in Deutsch abgelegt hatten, seine Alberten anstecken. Es handelt sich dabei um eine Ansteck-nadel mit dem vergoldeten Brustbild des Herzogs Albrecht von Preußen, der 1544 die Königsberger Universität, die Albertina, gegründet hatte. Die Alberte wurde dann Symbol des bestandenen Abiturs mit der Möglichkeit, die Albertina oder auch jede andere Universität zu besuchen und damit ein „akademischer Bürger“ oder, wie es auf der Alberte eingedruckt ist, ein „civis academicus“ zu werden.

Der Vorsitzende wies in seinem Grußwort darauf hin, daß die Alberte heute aber auch ein Zeichen der Verbundenheit zwischen den „alten“ Abiturienten und den jetzigen Abiturienten sein möge, denn sie wären ja alle durch die gleichen Flure gelaufen und hätten vielleicht sogar auf den gleichen Bänken gesessen. Auch die guten sportlichen Leistungen des Gymnasiums Nr. 1, von denen in einer Rede gesprochen wurde, könnte man als Fortsetzung der immer sehr guten sportlichen Leistungen der ehemaligen Burgschüler betrachten. Sie, die Abiturienten des Gymnasiums Nr. 1, sollten nun mit Stolz die Alberte tragen und nie, wenn sie jetzt in die Welt hinausgehen, den Stolz auf ihre Schule verlieren.

Nach dieser offiziellen Zeremonie begann dann der bunte Abend mit Gesang aller Abiturienten und dem hervorragenden Solo-Gesang einer besonders begabten Schülerin. Während man die Aula für ein Theaterstück umgebaute, ging Frau Shatrova mit ihren Gästen zu einem schmack-haften Imbiß in ihr Direktorzimmer.

In dem folgenden Theaterstück nahmen die Abiturienten in lustiger Form sich selbst und ihre Mitschüler aufs Korn und erzielten viele Lacher. So ging es, nachdem dann auch die Lehrer und Abiturienten ihre Essenseinladung ausgesprochen hatten, wobei wir etwas außenstehenden Gäste immer wieder in nette, sehr gemütliche Kreise integriert wurden, Schlag auf Schlag weiter. Hervorzuheben waren noch Sketche der Schüler, in denen sie die Bürokratie im eigenen und in anderen Ländern kritisierten. Und auch die Eigenarten der Lehrer kamen nicht zu kurz. Aufge- lockert wurde der lange Abend dann immer wieder mit Tänzen verschiedenster Arten, so daß es niemals Langeweile gab und jeder sich gut amüsieren konnte, selbst, wenn es vielleicht mit der sprachlichen Verständigung etwas haperte.

So zog sich die Feier bis in die Morgenstunden hin, und alle waren glücklich. Erwähnenswert ist, daß trotz der großen Ausgelassenheit und der Freude, nun das Abitur geschafft zu haben, die ganze Nacht fröhlich, aber nie ausartend gefeiert wurde. Für mich war es ein großes, nachdenklich stimmendes Ereignis. D. B.

Burgschule in Königsberg: Die Lehranstalt wurde schon 1664 gegründet. Dieses Gebäude entstand allerdings erst 1927. Foto: Archiv