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12.01.2002 Spätes Erinnern an die Leiden von Frauen und Kindern in den Wirren des Zweiten Weltkrieges

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Januar 2002


Gedenksteineinweihung: »Gegen Krieg und Gewalt«
Spätes Erinnern an die Leiden von Frauen und Kindern in den Wirren des Zweiten Weltkrieges

Am 13. November wurde auf dem ehemaligen Standortfriedhof an der Lilienthalstraße in Berlin-Tempelhof zum ersten Mal in Deutschland ein Gedenkstein, der zum Andenken an die Opfer, Leiden und Leistungen der Frauen und Kinder während des Zweiten Weltkrieges mahnt, eingeweiht. Anwesend waren die Bundesministerin für Frauen, Christine Bergmann, die zuständige Staatssekretärin des Berliner Senats, Frau Junge-Reiher, der Präsident der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, Karl-Wilhelm Lange, und zahlreiche Frauen aus dem Bund der Vertriebenen und anderen Opferverbänden.

In ihrem Grußwort schilderte die Präsidentin des Frauenverbandes im BdV, Sibylle Dreher, wie bei einer Tagung des Verbandes im vorletzten Jahr in der Bundeshauptstadt die Idee zu der Errichtung eines Gedenksteins oder zum Anbringen einer Tafel entstand, die nicht, wie allgemein üblich, an Soldaten erinnern sollte, sondern an die Leiden und die großen Leistungen der Frauen und Mädchen, die oft unvorbereitet leiden und sterben mußten. Gemeinsam mit dem Präsidenten des „Ringes deutscher Soldatenverbände Berlin e.V.“, Karl-Georg Welker, wurde der Text erarbeitet, dessen Worte nun auf einem Gedenkstein aus poliertem Granit zu lesen sind.

Er ist einem Gedenkstein in Schadrinsk (Sibirien) nachempfunden, der dort zum Gedenken an die in einem Massengrab beigesetzten Opfer des Internierungs- und Zwangsarbeiterlagers im letzten Jahr von den Bürgern der russischen Gemeinde aufgestellt worden ist. Zur Verwirklichung dieser Gedenksteinlegung hatte Hildegard Rauschenbach beigetragen, die selbst deportiert wurde und die leidvolle Zeit im Lager von Schadrinsk überlebte. Ihre Erlebnisse dort hat Hildegard Rauschenbach in mehreren Büchern festgehalten. Ihr Buch „Vergeben ja. Vergessen nie“ erschien kürzlich in einer Neuauflage im Westkreuz-Verlag, Berlin. (Das OB berichtete in Folge 1.)

56 Jahre nach Kriegsende war die Einweihung eines Gedenksteines für die vergessenen Opfer des Zweiten Weltkrieges überfällig und mag - das ist zu hoffen - dazu beitragen, daß das Schweigen über die Leiden der Frauen, Mädchen, Mütter und Kinder am Ende des Krieges und danach endlich gebrochen wird. Manuela Rosenthal-Kappi

Gedenksteineinweihung: Der Stein trägt auf der Vorderfront die Inschrift „Gegen Krieg und Gewalt / Es mahnen die Opfer von Vertreibung, Verschleppung, Vergewaltigung und Zwangsarbeit, unschuldige Kinder und Mütter, Frauen und Mädchen, ihre Leiden in den Wirren des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit sollen unvergessen bleiben - um zukünftiges Leid zu verhindern“ und auf der rechten Seite die Erläuterung „Dieser Gedenkstein ist einer Stele aus Granit nachempfunden, die die Bürger aus Schadrinsk in Sibirien (Rußland) am Gemeinschaftsgrab deutscher Mädchen und Frauen errichtet haben, die in den Jahren 1945 bis 1948 dort interniert waren und an den Folgen ihrer Haft gestorben sind / Die heimgekehrten Frauen werden ihre Toten nie vergessen“. Foto: privat