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26.01.02 Ein Traum hat sich erfüllt

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Januar 2002


Ein Traum hat sich erfüllt
Zum Malen auf die Kurische Nehrung - Bericht über eine ganz besondere Reise

Eine außergewöhnliche Reise führte uns im vergangenen Sommer auf die Kurische Nehrung. Eine harmonische Gruppe von zehn Malern hatte sich zusammengefunden, um nach Motiven und Spuren bekannter Künstler wie Corinth, Pechstein oder Thomas Mann zu suchen, die zwischen 1900 und 1945 ihre Sommer in der Niddener Künstlerkolonie verbracht hatten. Der einstige Gasthof Blode mit der berühmten Veranda ist noch erhalten, jedoch ist die Aussicht nicht nutzbar.

Die Teilnehmer der Reise waren aus Hamburg, Hannover, Berlin, Ansbach, Stuttgart, Freiburg gekommen. Sie bezogen ihr Quartier in einer familiären Pension, eine alte Villa im typischen Niddener Stil.

Da wir vor der Natur malen wollten, stellte sich jeden Morgen die Frage nach dem Licht und der Windrichtung. Dementsprechend wurde beim morgendlichen Treff im Gartenhaus der Ort des Motivs an das Haff oder die Ostsee, den Nehrungswald oder die Fischerhäuser gelegt. Wir malten das Thomas-Mann-Haus auf dem Schwiegermutterberg und von dort oben auch den berühmten „Italienblick“.

Eine Herausforderung war das Aquarellieren im „Tal der Stille“ mitten in der „Hohen Düne“: weiße Sandberge, kobaltblauer Himmel. Mit welcher Farbe lege ich die Schatten an? Wie stelle ich die Spuren im Sand dar? Wie fange ich die Atmosphäre ein? Geborgenheit, Eingeschlossensein, weite Stille fanden sich bei der Bildbesprechung wieder.

Ein ähnliches Thema erwartete die Teilnehmer nach einem Fußweg über Dünenkämme, durch Wüstentäler in den „Toten Dünen“. Am Ende des mit Holzstegen ausgelegten Pfades öffnete sich der Blick zum grünblauen Haff; im Blick zurück erschien die blaue Ostsee. Der Himmel bot phantastische Wolkenformen. An diesem Aussichtspunkt installierten wir unsere Malutensilien. Hier gab es den dunklen Wald als Kontrast zu den hellen Dünen, und für die Heide war Magenta angesagt. Es wurde mitten im Landschaftsschutzgebiet gemalt zur Freude mancher Fotografen, die die Malergruppe als willkommenen Vordergrund betrachteten.

Farbigkeit bot am sonnigen Vormittag auch das Panorama von Nidden: Von der Mole über den Segelhafen geblickt, die Fischerhäuser vor dem Kiefernwald und obenauf der rotweiße Leuchtturm - das erfreut ein Malerherz. Mitten im schönsten Fischerhausgarten erlaubte man uns, die Tagetes, Funkien, Stockmalven zu malen. Als Dank hinterließ man ein Aquarellchen.

Mit Wasser zu aquarellieren bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Experimente wurden im Trockenen versucht, um dann am sonnigen Strand die Sintflut aufs Papier zu bringen oder sich gleich in die Flut der wogenden Ostsee zu stürzen. Die Entscheidung fiel zugunsten des salinischen Wassers aus.

Besonders hervorzuheben sind die malerischen Himmel über Ostsee und Haff. Eine Vielfalt der Wolkenformen und Farben steht zur Verfügung. Es bieten sich alle Blautöne an.

Nicht täglich war „Arbeiten“ angesagt. Einmal spannten wir den Wind vor den behäbigen breiten Kurenkahn und ließen uns im flachen Haff ganz nahe an die russische Haffküste treiben. Leichter Nervenkitzel kam auf. Staunen lenkte ab: Von hier aus konnte man besonders gut die imposante Schönheit der unberührten Düne aufnehmen.

Während der zwei Wochen fiel im Ort unsere Gruppe der Maler mit ihrem typischen Gepäck von Malhocker, Zeichenmappe, Ruck-sack auf. Ein Film- und Fernseh-team entdeckte die Aquarellisten gerade während der Bildbesprechung im Garten. Die Arbeiten hingen auf der Leine. Ein malerischer Anblick allemal. Ein Interview mit der Gruppe lief schließlich im litauischen Fernsehen, auch wird sie in einem Dokumentarfilm über die Kurische Nehrung zu sehen sein. Da ist besonders der Anfänger stolz.

Oft wurde den Malern über die Schulter geschaut. Es liefen bereits Preisverhandlungen, bevor das Aquarell überhaupt getrock-net war ...

Als im August 2001 der Anfang der historischen Bernsteinstraße in Nidden eingeweiht wurde, feierte man auf der Haffseite bei dem eingerammten, langen Holzpfahl mit viel Wein, Wodka und besonderen Grillwürsten dieses Ereignis. - Der Bernsteinweg geht weiter durch das Königsberger Gebiet, Polen, Tschechien, Österreich, Italien (Triest) und führt nach Süden an der Westküste Italiens bis zur Stiefelspitze ans Mittelmeer. Auf diesem Weg begleitet der findige Initiator der Bernsteinstraße 2001 seine edlen Exponate in einer Ausstellung durch die Länder.

Da alle Aquarellmaler von der Malweise, der Landschaft, den Motiven, von Nidden, dem besonderen und anderen Flair dieses Ortes und den vielen großen und kleinen Erlebnissen begeistert waren, werde ich diese Reise vom 27. Juli bis 10. August 2002 erneut anbieten. Die Teilnehmerzahl ist allerdings auf 12 begrenzt. Anmeldung bis 31. April möglich. Infos bei Karina Stängle, Rosmarinweg 11, 73733 Esslingen, Tel. 07 11/3 70 10 45, Fax 07 11/3 70 85 78. K. S.

Karina Stängle: Haus in Nidden (Aquarell)