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26.01.02 Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Januar 2002


Leserbriefe

Die Suche nach der alten Peller Kanzel

Betr.: Der verlorene Engel der Peller Kirche

Die Peller Kirche hatte den Krieg gut überstanden und wurde - so wird erzählt - als Lagerhaus so lange genutzt, bis man sie und die meisten noch vorhandenen Gebäude von Pellen wegen Baufälligkeit oder wegen der Grenznähe zu Rußland schleifen mußte. Klosterbrüder der Kreuzkirche Braunsberg, die Redemtoristen, sollen beizeiten Altar und Kanzel geborgen haben. Eine Peller Glocke wurde auf dem „Glockenfriedhof“ bei Hamburg gefunden und wird seit 1952 in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Hameln geläutet. Eine weitere Glocke soll heute in der Kirche in Eichholz/Debowiec sein, die einzig erhaltene Kirche im Kreis Heiligenbeil. In der in den Jahren 1994-97 wiedererrichteten Kirche in Eisenberg/Zelazna Gora hat der Peller Altar wieder eine Funktion gefunden. Aber wo sind die Kanzel, die Treppe mit dem Baldachin am Aufgang, die Figuren und die Engel geblieben?

Lange wurde gesagt, die Kanzel in der Eichholzer Kirche sei die Peller Kanzel. Die Ähnlichkeit ist wirklich groß. Das wurde im Kopernikusmuseum in Frauenburg anhand alter Unterlagen und Zeichnungen der Peller Kirche eingehend überprüft. Die Kanzel in Eichholz kann aber nicht aus Pellen sein, da in Pellen die Treppe von rechts nach links auf die Kanzel hinaufführte. In Eichholz ist das umgekehrt. Auch Ornamente und Figuren sind eindeutig andere. Inzwischen ist vom Kopernikusmuseum bestätigt worden, die Kanzel in Eichholz ist die Kanzel, die schon vor dem Krieg die Eichholzer Kirche schmückte. Die Peller Kanzel bleibt somit verschollen.

Vor einigen Jahren erwarb das Kopernikusmuseum von einem Priester einen Engel. Über die Herkunft hat der Priester keine richtige Auskunft geben können oder wollen. Dieser Engel wird in der restaurierten St. Annen Kapelle (ehemals das Heilig-Geist-Hospital) in Frauenburg aufgestellt. Im Zuge der Recherchen zu der Peller Kanzel stießen wir auf alte Abbildungen der Peller Kanzel, die diesen Engel deutlich zeigt, wie er vor der Stütze der Kanzel steht, diese verdeckt und es so aussieht, als ob er die Kanzel tragen würde. Auf dem bekannten Foto der Peller Kanzel von 1929 wird der Engel durch die Kirchenbänke fast verborgen. Vielleicht wurde deshalb bisher der Engel im Frauenburger Museum nicht als Engel aus Pellen erkannt.

Ob sich über den Priester der Verbleib der Kanzel noch aufklären läßt? 

Christian v. der Leyen, Hemmingen

Inventar der Kirche in Pellen: Nach dem Krieg wurden viele Kunstschätze verschleppt. Der Altar der Kirche wurde in Eisenberg / Zelazna Gora wiederentdeckt. Die alte Peller Kanzel ist allerdings bis heute verschwunden. Foto: privat


Das Wort Gottes bewahrte vor Übergriffen

Betr.: Folge 51/52 - „Nemmersdorf“

Da ich den Fernsehfilm „Die große Flucht“ gesehen habe, kamen viele Erinnerungen in mir auf. Da ich damals im Alter von 13 Jahren im Dorf geblieben bin, habe ich die im Film gezeigten Greueltaten hautnah miterlebt. Unter anderem hatte ich aber auch ein gutes Erlebnis.

Es war an einem Sonntag Anfang März 1945, die Sonne schien schon recht warm, und in der Straße, wo wir wohnten, war es ruhig. Meine Mutter, die eine gläubige Frau war, las wie jeden Sonntag aus der Hausbibel. Auf einmal wurde es auf der Straße sehr laut, ich ging ans Fenster und erblickte einen Wagen voller betrunkener Russen. Sie kamen auf unseren Hof und drängten sich in unsere Küche. Ein besonders stark betrunkener Russe schlug mit seinem Säbel um sich, wobei er den Salztopf von der Wand fegte, unter dem eine Uhrkette mit zwei Schlüsseln hing. Er schrie mich an, ich solle ihm die dazugehörige Uhr geben, doch die war schon lange zuvor von anderen Russen gestohlen worden. Meine Mutter las die ganze Zeit unbeirrt weiter aus der Bibel.

Ein junger Offizier betrat kurz darauf den Raum und lauschte eine Weile der Stimme meiner Mutter, nahm dann aber den Betrunkenen an Arm und drängte ihn mit den anderen aus unserem Haus. Bevor er ging, murmelte er ein paar Worte, die ich im nachhinein mit dem Begriff „Kirche“ übersetzte. So sind wir durch das Wort Gottes vor schlimmen Folgen bewahrt worden.

Horst Santowski, Bielefeld

 

Begeisterter Eissegler

Betr.: Folge 1 - „Eissegeln in Ostpreußen“

Als begeisterter Eissegler und Kenner des früheren ostpreußischen Eissegelsports habe ich den Bericht mit Interesse und Freude genossen. Endlich wieder etwas über diesen fantastischen Sport in Ihrer Zeitung.

Insbesondere erstaunt es mich, daß immer noch derartig große Eissegler, mehrsitzig und mit 15 Quadratmetern Segelfläche, im Einsatz sind. Die Tendenz ist rück-läufig, große Eissegler mit über 20 Quadratmetern Segelfläche, mit drei Mann Besatzung sind eine Ausnahme. Vor 100 Jahren wurden derartige Schlitten für Ausfahrten auf großen Seen und Bodden/ Nehrung benutzt. Heute geht die Entwicklung zu Einsitzern, flexible Schlitten mit etwa sechs Quadratmetern Segelfläche.

Leider ist die Tradition dieses Sports in Ostpreußen, besonders die Internationalen Wettkämpfe am Schwenzait-See im Kreis Angerburg, nicht ausreichend gewürdigt. Zwischen den Weltkriegen wurden dort Großver- anstaltungen, ja selbst Weltmeisterschaften, mit überwiegend Teilnehmern aus baltischen Staaten ausgetragen.

Reinhard Donder, Lütjensee

Danke für den Auerbach

Betr.: Folge 48 - „Wenn der Kalendermann kam“

Sie sandten mir einen der beiden ausgelosten Auerbach-Kalender zu, für den ich mich hiermit herzlich bedanken möchte.

Mein Vater, 1903 in Westpreußen geboren, hatte in seiner Kinder- und Jugendzeit Jahr für Jahr den Auerbach-Kalender zu Weihnachten bekommen, und auch ich kann mich noch gut an den Sonderband über „Mätzchen Mohr“ und „Onkel Hannemann“ erinnern. Noch mit über achtzig Jahren hat sich mein Vater einen Auerbach-Kalender gewünscht, und nach einiger Lauferei über Flohmärkte und in Antiquariate habe ich auch einen bekommen können. Später, in seinem Nachlaß, war der Kalender leider nicht mehr zu finden, jetzt habe ich aber dank Ihnen wieder ein Exemplar. Nochmals vielen Dank! 

Heinz Schramm, Berlin

 

Dialysestation

Betr.: Folge 1 - „Dialyse-Defizit“

Die Dialysestation im Gebietskrankenhaus Königsberg wurde 1995 von dem deutschen Verein „Humanitäre Hilfe Oblast Kaliningrad/Königsberg e.V. (Sitz Oberammergau) mit Unterstützung der bayrischen Staatsregierung mit deutschen Geräten und Wasseraufbereitungsanlage ausgerüstet.

In den folgenden Jahren wurden auch Ersatzgeräte, Schlauchsysteme und Dialysefilter für 100.000 DM nach Königsberg gebracht. Natürlich sind sechs Geräte für das gesamte Gebiet viel zu wenig, und viele Nierenkranke können nicht behandelt werden und müssen sterben. In letzter Zeit laufen die vorhandenen Geräte nicht mehr optimal. Seit einem Jahr bemühte man sich erfolglos über Firmen, Dialyse- stationen und Zeitungen um neue Geräte. Nun gab es unerwarteterweise Zusagen für 27 Dialysegeräte und eine Umkehrosmose für 20 Plätze, die Mitte April nach Königsberg gebracht werden sollen. 

H. L. Scharffenberg, Oberammergau

Nierenkranke in Königsberg: Bis vor kurzem war die Versorgung der Dialysepatienten in Königsberg ka-tastrophal. Jetzt kann man aber wieder auf eine Besserung der Lage hoffen, da die benötigten Geräte gespendet worden sind. Foto: privat

 

Selbstbewußtsein der Ostpreußen

Betr.: Folge 1 - „Ostpreußen verpflichtet“

Mit großem Interesse habe ich Herrn v. Gottbergs Artikel über die Spannungen zwischen der ostpreußischen Landsmannschaft und der deutschen Regierung gelesen. Verwunderung erregte dieses kulturelle Desaster bei mir allerdings nicht. Erstaunt war ich über die Annahme der ostpreußischen Landsmannschaft, Deutschland habe ein Interesse an objektiver Geschichtsbewältigung.

Seit ich mich mit einheimischer Geschichte befasse, stelle ich fest, daß Augenzeugenberichte, Zeitdokumente und historische Abhandlungen von der „Schulgeschichte“ differieren, welche ein Kunstgebilde erzeugt hat, das das Niveau von Karl-May-Romanen hat. Es ist eine fast unlösbare Arbeit für einen Privatier, hinter die Wahrheit zu kommen. Es ist anzunehmen, daß positive Aspekte in der Geschichte in unserer Demutsgesellschaft ungeliebte Beilagen sind.

Das Selbstbewußtsein der Ostpreußen nach über einem halben Jahrhundert Emigration ist ein Störfaktor für eine quasimoderne Massengesellschaft, die versucht, durch Europaintegration ihrer eigenen Geschichte zu entkommen. Es ist nackter Neid auf diese Schicksalsgemeinschaft, die an ihren Traditionen festhält und sich deswegen nicht unbedacht in die Ellenbogengesellschaft pressen läßt.

Ulrich Drübbisch, Ahrensburg

 

Mein Soldbuch

Betr.: Folge 1 - „Die 10 Gebote für die Kriegsführung“

Ich war erstaunt über die 10 Gebote im Soldbuch. Ich besitze mein Soldbuch noch. Es ist am 27. März 1940 in Sonthofen/Allgäu ausgestellt worden. Es umfaßt 28 Seiten und vier zusätzlich eingeklebte. Darin stehen die persönlichen Daten, die Truppenteile, bei denen man war, Nachweise über Bekleidung und Ausrüstungsstücke, Impfungen, Lazarettnachweise, Urlaub, Beförderungen, aber keine 10 Gebote.

Für mich, und ich glaube für viele Soldaten, waren die 10 Gebote eine Selbstverständlichkeit, auch ohne daß sie im Soldbuch standen. 

Rolf Nebel, Zwönitz

 

Einseitige Entschädigung

Betr.: Folge 51/52 - „Auftakt des Grauens“

Richtig ist es, daß Das Ostpreußenblatt auch in seiner Weih-nachtsausgabe die Untaten der Roten Armee in Ostdeutschland anprangert. Nach den Definitionen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit im „Schwarzbuch“ von Professor Courtois haben sich Russen ebenso wie Polen und Tschechen des Völkermordes schuldig gemacht. Zwar gab es bisher gegen sie keine Nürnberger Prozesse, doch Völkermord verjährt nicht. Er schafft weder Recht nach Eigentum am Besitz des Ermordeten und Vertriebenen, nicht nach 50 Jahren und nicht nach 500 Jahren.

Gerade die Polen, die sich soviel auf ihr Christentum zugute halten, müssen sich sagen lassen, daß sie Nutznießer eines in seinem Ausmaß singulären Menschheitsverbrechens sind. Neulich war der Jubel in Polen über die Entschädigung für die sogenannten Zwangsarbeiter groß. Jedoch wurde damit ein Präzedenzfall geschaffen, der ebenso für das Raub- und Beutegut der Vertreiberstaaten gilt, denn wenn für Arbeit Entschädigung verlangt wird, um wieviel mehr sind dann Grund und Boden, Immobilien, Vermögen und bewegliche Habe sowie die Nutzung seit über 50 Jahren Gegenstand unstrittiger Ansprüche?

Selbst wenn diese sich vorerst nicht durchsetzen lassen, wird Deutschland doch nicht ewig Parteien und Regierungen haben, die in vorauseilendem Gehorsam gegenüber den Siegern die Interessen des eigenen Volkes mit Füßen treten. 

Adolf Frerk, Geldern