19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.02.02 Eine köstliche Satire

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 02. Februar 2002


Eine köstliche Satire
Hörspiel von Siegfried Lenz als Hörbuch

Zwei Stunden allein, und schon seid ihr reif für die Nervenklinik“, höhnt der „Attentäter“ Paolo und verzweifelt schließlich: „Nicht mal die Wahrheit kann man denen sagen, die lachen einfach.“ Gemeint sind die illustren Gäste des Marquis, die partout nicht wahrhaben wollen, daß ihnen Böses widerfährt. Alles halten sie für einen unübertreffbaren Spaß. - Welch eine Aktualität in einem Hörspiel, denn darum handelt es sich, das immerhin schon 1955 geschrieben und gesendet wurde! Das schönste Fest der Welt, eine Gesellschaftssatire von Siegfried Lenz, ist jetzt als Hörbuch im Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg, erschienen (MC/CD, Laufzeit 68 Minuten, 15,95 E). Berühmte Schauspieler wie Richard Münch, Heinz Reincke, Gisela Peltzer, Heinz Klevenow und auch Ida Ehre verliehen mit ihren Stimmen diesem „schönsten Fest“ den nötigen Glanz. Ein Fest allerdings, das zwei Fischer aus dem nahen Dorf mit einem Attentat aus den Angeln heben wollen, um gegen die Verschwendung zu demonstrieren und auf ihre Nöte hinzuweisen. Wie es ihnen gelingt, das Fest auf eine andere Art zu sprengen, und welche Rolle der gastgebende Marquis spielt, ist ergötzlich anzuhören. Erschreckend aber die Parallelen zur heutigen Wirklichkeit. Da bleibt einem nahezu die Luft weg, wenn man hört, wie Lenz einen Protagonisten sagen läßt: „Freuden sind langweilig geworden; was uns noch Kurzweil verschaffen kann, das sind ein paar annehmbare Katastrophen.“ Das klingt sehr nach der heute so vielbeschworenen „Spaß-Gesellschaft“. Es geht Lenz aber auch in diesem Hörspiel nicht zuletzt darum, die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit aufzuzeigen und ihren Kampf, diese Freiheit zu erlangen. SiS

Siegfried Lenz: Dichter aus Lyck Foto: Hoffmann und Campe