25.04.2024

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02.02.02 Widerstand: Arno Esch

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 02. Februar 2002


Widerstand:
Arno Esch
Am 6. Februar wäre der Memelländer 74 Jahre alt geworden

In einer bürgerlichen Familie wurde Arno Esch am 6. Februar 1928 in Memel geboren. Bis zum 6. Januar 1944 besuchte er die Staatliche Oberschule in Memel und wurde dann als Marinehelfer zum Kriegsdienst eingezogen und im April 1945 entlassen. Infolge von Flucht und Vertreibung fand er seine Familie im Mecklenburgischen wieder und legte 1946 an der Oberschule zu Grevesmühlen/Mecklenburg das Abitur ab. Im selben Jahr schrieb er sich an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock ein, um Rechts- und Wirtschaftswissenschaften zu studieren.

Politisch interessiert, wurde er bereits 1946 Mitglied der Liberal Demokratischen Partei (LDP) und eines ihrer aktivsten Mitglieder. Er gründete Orts- und Kreis-Verbände, wurde Landeshochschulreferent, 1948 Mitglied des LDP-Hauptausschusses, im Januar 1949 Mitglied des Zentralvorstandes seiner Partei. Kaum 20jährig war dieses eine erstaunliche politische Laufbahn.

Darüber hinaus publizierte er sehr umfangreich in mecklenburgischen Zeitungen sowie im Zentralorgan der LPD „Der Morgen“ zu Themen wie Gewaltenteilung, Abschaffung der Todesstrafe, Bürgerrechte und Aufbau einer unabhängigen und freien Studentenbewegung. Sein ganzes Leben war Arbeit und Leidenschaft für eine Sache, die der Erneuerung der Gesellschaft in der SBZ dienen sollte.

Immer wieder prägte er den Satz, daß der Sinn von Politik die Freiheit sei. Er trat für die Einbindung Deutschlands in ein kosmopolitisches Handeln im Rahmen gleichberechtigter Staaten ein und verfocht damit die Idee des Weltbürgertums. Den Gedanken seiner Zeit war er damit vorausgeeilt und hatte sich von der räumlichen Begrenzung der Länder gelöst. Aus diesen Gedankengängen heraus prägte er immer wieder den Satz „Mein Vaterland ist die Freiheit“. Vehement trat er für die Rechte einer Autonomie an der Universität ein, als diese in zunehmendem Maße durch die SED und die FDJ in Frage gestellt wurde.

Seine Aktivitäten und die seiner politischen Freunde an der Universität waren den Machthabern und der sowjetischen Besatzungsmacht nicht verborgen geblieben. In der Nacht vom 18. zum 19. Oktober 1949 wurden Arno Esch und weitere 13 LDP-Freunde aus Rostock und Mecklenburg verhaftet und nach Schwerin und später nach Moskau verbracht. Hier wurde am 5. April 1951 das Urteil ohne Verteidiger gefällt; Arno Esch, Friedrich-Franz Wiese sowie vier weitere LDP-Mitglieder wurden zum Tode durch Erschießen verurteilt. Obwohl es ab 1949 die DDR mit eigener Regierung, Verfassung und Gerichtsbarkeit gab, wurden die Urteile auf der Grundlage des Paragraphen 58 Absatz 2 des Strafgesetzbuches der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjet-Re publik gefällt.

Am 24. Juli 1951 starb der gebürtige Ostpreuße und Rostocker Jurastudent unter den Kugeln eines Erschießungskommandos in der sowjetischen Hauptstadt. Ein junger Mensch mit liberalem Gedankengut und überzeugter Pazifist war einer gnadenlosen Klassenjustiz der Besatzer zum Opfer gefallen.

In Mitteldeutschland war es Regierungspolitik, das Leben, Wirken und Sterben von Arno Esch und seiner politischen Freunde endgültig dem Gedächtnis der Lebenden zu entreißen. Auch im Westen Deutschlands erschien es im sozialliberalen Lager nicht mehr opportun, über die Opfer der SED-Herrschaft und der Sowjetmacht öffentlich zu reden. Dank der beharrlichen Arbeit des „Verbandes ehemaliger Rostocker

Studenten“ (VERS) war es möglich, das Andenken des Ermordeten in Deutschland zu bewahren. Im Jahr 1991 korrigierte das Militärkollegium des Obersten Gerichtshofes der UdSSR das damalige Urteil; Arno Esch wurde endlich rehabilitiert. Gerhard Fischer

Arno Esch: Studentenfoto