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16.02.02 »Polen«-Heft der Bundeszentrale für politische Bildung

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. Februar 2002


Neuerscheinung: (Des-)Informationen
»Polen«-Heft der Bundeszentrale für politische Bildung

Die Bundeszentrale für politische Bildung fährt unter ihrem Präsidenten Thomas Krüger voll auf rot-grünem Kurs.

Besonders deutlich zeigt sich das in dem im Mai 2001 erschienenen 271. Heft der Reihe Informationen zur politischen Bildung über „Vorurteile-Stereotype-Feindbilder“. Vorurteilsbeladen ziehen dessen Autoren - darunter sattsam bekannte Vorkämpfer linker Vergangenheitsbewältigung wie Prof. Wolfgang Benz - gegen die „rechte Gefahr“ zu Felde.

Mehr Sachverstand ist im 273. Heft (4. Quartal 2001) zum Thema „Polen“ versammelt, zumindest wenn man die haarsträubende Einführung ausblendet.

Christine Hesse von der Bonner bdp-Zentrale schreibt dort über die deutsch-polnischen Beziehungen im 20. Jahrhundert: „Die wachsende Feindseligkeit gipfelte 1939 im deutschen Überfall auf Polen und im brutalen und unmenschlichen Vorgehen der deutschen Besatzungsmacht während des Zweiten Weltkriegs und wurde 1945 beantwortet durch Vergeltungsmaßnahmen an der in Polen bzw. in damals von Polen verwalteten Gebieten ansässigen deutschen Minderheit, die unter ebenfalls inhumanen Bedingungen zu Millionen ihrer Habe beraubt und aus ihrer Heimat vertrieben wurde.“

Die Schuldfrage wird nach der simplen Formel beantwortet, daß Polen mit der Vertreibung nur Vergeltung für deutsche Gewalttaten verübt habe. Zumindest ein knapper Hinweise auf den Vertrag von Versailles und die komplizierten Ursprünge des sich in der Zwischenkriegszeit gegenseitig hochschaukelnden Hasses zwischen den Nachbarvölkern wären geboten gewesen.

Skandalös ist der Umstand, daß unbedarfte Leser (leider gehören mittlerweile dazu auch viele Lehrer, die ebenso wie andere „Multiplikatoren“ zur Zielgruppe der Informationsreihe gehören) Frau Hesses Formulierungen so verstehen können, als ob nach dem Krieg eine deutsche Minderheitsbevölkerung aus polnisch verwalteten Gebieten vertrieben worden wäre.

Daß von Ostdeutschland und seinen fast ausschließlich von Deutschen bewohnten Provinzen Schlesien, Pommern und Ostpreußen nicht ausdrücklich die Rede ist, könnte Absicht sein. Schließlich handelt es sich um historische Inhalte, die linke „Gutmenschen“ am liebsten aus dem kollektiven Gedächtnis streichen würden.

Immerhin haben die nachfolgenden Beiträge ein deutlich höheres Niveau, weshalb die kostenlos erhältliche Neuerscheinung alles in allem lesenswert ist.

Dies gilt für die fünf Aufsätze des Leiters des Darmstädter Deutschen Polen-Instituts Dieter Bingen („Tausend Jahre wechselvoller Geschichte“, „Ausgestaltung der Demokratie“, „Gesellschaftliche Strukturen“, „Grundzüge der Außenpolitik“ und „Deutsch-polnische Beziehungen“) ebenso wie für Sonja Steier-Jordans Text „Bildungssystem im Übergang“ oder Andrzej Byrts Beitrag „Weg in die Europäische Union“.

Der polnische Vize-Außenminister Byrt liefert neben der Werbung für angebliche oder tatsächliche Vorteile eines EU-Beitritts seines Landes auch interessante Informationen. So erfährt der Leser, daß Polen im Jahr 2000 über 70 Prozent seines Außenhandels mit der EU abgewickelt hat, davon über ein Drittel mit Deutschland.

Der westliche Nachbar verzeichne in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen nach wie vor einen hohen Exportüberschuß, der sich laut Byrts Angaben in einer fünfstelligen Zahl neuer Arbeitsplätze ausgezahlt habe. Hinzu kämen weltweite Wettbewerbsvorteile, die sich deutsche Unternehmen wie VW, Henkel oder Beiersdorf durch kostensenkende Investitionen in der Republik Polen oder die Zusammenarbeit mit dortigen Partnern verschafft hätten.

Ob Andrzej Byrt Recht hat, wenn er die Zahl der EU-Gegner in Polen auf bloße 25 Prozent der Bevölkerung beziffert, ist allerdings ebenso zweifelhaft wie manch andere Details des neuen Polen-Heftes der Bonner Bundeszentrale. (LvV)

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