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20.04.02 / Verkehrte Fronten: Palästinensischer "David" gegen israelischen "Goliath"

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. April 2002


Propaganda - eine Waffe in Arafats Hand
Verkehrte Fronten: Palästinensischer "David" gegen israelischen "Goliath"
von Jürgen Liminski

Der Krieg in Palästina verläuft auf zwei Ebenen. Auf der militärischen gleicht das Kräftemessen einer Übung von Tsahal. Israels Panzer dringen nach Belieben in die eine oder andere Stadt des palästinensisch kontrollierten Gebiets ein, besetzen sie, rollen wieder heraus, kommen ein paar Tage später wieder. Der militärische Goliath zermalmt den Gegner. Aber die Entscheidung fällt auf der anderen Ebene, auf der des Propagandakriegs. Dort sind die Palästinenser im Vorteil.

Arafat ist in der Rolle des David geübt. Schon im libanesischen Bürgerkrieg hatte er die Medien, mithin die Weltmeinung überwiegend auf seiner Seite. Damals fragte keiner, warum die Christen sich gegen die "palästinensischen Flüchtlinge" wandten und das Flüchtlingslager Tel Zaatar tagelang belagerten und schließlich einnahmen. Gräuelgeschichten überfluteten die westlichen Medien. Von den unterirdischen Bunkeranlagen, Waffenfabriken und Geheimgängen in Tel Zaatar und anderen Lagern, die strategisch um Beirut herum angelegt waren, berichtete kaum jemand. Die "Perle des Orients" war kurz davor, eingenommen zu werden, und der Westen schaute weg.

Mehr noch: Die sowjetisch geschulten Propagandameister der Palästinenser und Syrer hämmerten dem Publikum - vor allem in Europa - ein, wer die Guten und wer die Bösen im Nahen Osten sind und wer an der Misere der Palästinenser schuld ist. Die libanesischen Christen, sicher keine Unschuldsengel, trugen fortan das Kainsmal des Unmenschen. Das Ergebnis: Ihr Land ist von Syrien besetzt, die vorletzte Demokratie im Nahen Osten - vor Israel - wurde zur Farce.

Auch heute fragt kaum jemand danach, warum der Geduldsfaden der Israelis, den die amerikanischen Unterhändler Zinni und Cheney gesponnen hatten, wieder gerissen ist. Es waren palästinensische Selbstmordattentäter, die auf Biegen und Brechen den sich anbahnenden Dialog stören und zerstören wollten. Sie haben ihr Ziel erreicht.

Selbst wenn Arafat ins Exil gehen oder abgeschoben werden sollte, würde das den Krieg nicht beenden. Im Gegenteil, aus dem Exil lassen sich mit den heutigen Kommunikationsmitteln viel besser Fäden auch in die Anlehnungsmächte Irak und Iran spinnen. In Ramallah dagegen, so die israelische Sicht, lässt Arafat sich besser kontrollieren.

Dennoch will Arafat bleiben. Der Grund ist einfach: In der Opferrolle kann er besser die Massen mobilisieren, in der Region und in der Welt, und diese Massen braucht er, wenn er den Krieg gegen Israel gewinnen will. Arafat kennt aus praktischer Anschauung - aus seiner Zeit im Untergrund -, was die Theoretiker der Revolution und der Massenkommunikationsmittel seit den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wissen: Das Ziel jeder Propaganda ist es, "die Einstellung großer Menschenmengen zu beeinflussen, und zwar in umstrittenen kontroversen Fragen, in denen sich eine bestimmte Gruppe engagiert hat". So definierte 1927 der amerikanische Publizistik-Wissenschaftler Lasswell den Begriff der Propaganda. Arafat praktiziert es, und Journalisten aller Völker vereinigen sich hinter ihm.

Die Propaganda ist der Stein in Arafats Hand, Goliath Scharon muß sich in Acht nehmen. Seine Gewalt und Kraft kann diesen Krieg nicht beenden. Arafats Propagandaschleuder dagegen isoliert Sharon - in der Welt und vielleicht auch bald im eigenen Land.