28.03.2024

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20.04.02 / Spurensuche in Maastrich

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. April 2002


Spurensuche in Maastrich
Ostpreußen auf der größten Antikmesse in Europa

Inmitten barocker Kurven zog ein schwerer silberner Krug die Blicke auf sich: Gerade Linienführung, feines grafisches Dekor - es könnte eine Art Deco sein. Aber er wurde 1627 in Königsberg hergestellt und stammte ursprünglich aus dem Besitz des gräflichen Hauses Dohna/Schlobitten (Bei Payer/Zürich).

Er ist nur eines der vielen wertvollen Stücke auf der alljährlich in Maastrich stattfindenden Antik- und Kunstmesse TEFAF. Über 200 Händler gestalteten diese überwältigende Verkaufsschau. Unter den von 120 Juroren geprüften Exponaten gibt es kaum eines unter 1000 Euro.

Die diesjährige Sensation war ein sehr großes Bild der Minerva von Rembrandt, die ein New Yorker Händler für mehr als 40 Millionen Euro anbot. Inmitten ihres Goldglanzes von Haar und Robe schaut die füllige Barockdame mit kühlem dunklen Blick am Besucher vorbei.

Auch in diesem illustren Umfeld mußten sich die wenigen Zeugnisse ostpreußischer Kultur nicht verstecken. Neben dem Dohna'schen Silber gab es noch weitere Prunkgefäße aus dem 17. Jahrhundert.

Die Kunstkammer Georg Laue, München, bot mehrere Bernsteinarbeiten an, darunter eine dreihundert Jahre alte Königsberger Arbeit. Es war ein vollständig von dem warmen honiggelb und braunen Material umhülltes Kästchen. Erst beim genauen Hinschauen erkannte man auf jeder Seite Platten von durchsichtigem braunen Bernstein, auf deren Untergrund Szenen graviert waren, die golden hervorschimmerten. Erstaunlich war auch ein Rosenkranz aus Bernsteinperlen, dessen Abschluß ein kleiner Schädel bildete.

Er war Teil einer Sammlung von 100 Memento-mori Arbeiten, die an Tod und Vergänglichkeit erinnerten - mahnend zwischen all den Kostbarkeiten dieser Ausstellung, die den menschlichen Erfindungsgeist und seine Freude an Schönheit feiern.

Nachdenklich machte auch ein schlichtes kreuzförmiges Reliquar aus Bergkristall aus dem 13. Jahrhundert, das der Kaiserin und Königin von Preußen gehört hatte. Ebenfalls aus dem königlichen Haushalt kam ein kleiner dunkelbrauner Schreibtisch mit sparsamen Metallverzierungen. Man sieht fast den Monarchen daran sitzen, der offensichtlich vor allem ein zweckmäßiges Möbel wünschte, keinen Prunk, aber elegante Formen, edelste Hölzer und gefertigt von Röntgen, dem besten deutschen Schreiner des späten 18. Jahrhunderts.

Samländischer Bernstein wurde seit Urzeiten bis in den fernen Osten exportiert. Ein Beweis dafür fand sich bei einem englischen Händler, der sich auf chinesische "Snuffbottles" (Schnupftabakbehälter) spezialisiert hat. Sie können bis zu 350 Jahre alt sein. Lustig sahen die vielen bunten, 6 cm hohen, einander ganz ähnlichen Fläschchen aus, die adrett aufgereiht auf den Regalen standen. Neben entzückenden Arbeiten aus Porzellan, Jade oder Email gab es auch drei Fläschchen aus Bernstein.

Bei einem Antiquar stand eine siebzehnbändige Ausgabe der Merian Topographia (1643-1726). Ein Band behandelt Brandenburg und Preußen mit der Beschreibung der Städte und Schlösser. Es ist sehr anrührend, in einem in Leder gebundenen, hellbraunen, vor Alter steifen Folianten die heimatlichen Namen zu lesen.

Auch wer nicht 40 Millionen Euro für seine Wohnzimmerdekoration hat, konnte diese schöne Messe genießen als ein mit tausenden weißer Tulpen dekoriertes Museum auf Zeit in der gediegenen und freundlichen Atmosphäre holländischer Gastlichkeit. Grita Kischkat