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27.04.02 / Nordische Schönheit / Kirsten Heiberg aus Oslo machte in Berlin Karriere

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. April 2002


Nordische Schönheit
Kirsten Heiberg aus Oslo machte in Berlin Karriere

Sie war die einzige norwegische Schauspielerin, die vor 1945 mit Erfolg in Hauptrollen im deutschen Tonfilm Fuß fassen konnte. Kirsten Heiberg wurde am 25. April 1907 in Kragerö (Norwegen) geboren und wuchs in Oslo in einem sehr kunst- und musikfreudigen Elternhaus auf. Als Kirsten die Schule absolviert hatte, trat sie in eine Art "Akademie" ein, deren Aufgabe es war, junge Mädchen in die Fächer Kunstgeschichte und Weltliteratur einzuführen. Bei Theateraufführungen dieser Einrichtung schoß eine den Vogel ab. Und das war Kirsten Heiberg. Sie spielte so packend - und mit solcher Einfühlungskraft, daß es nur e i n e Stimme gab: "Das Mädel hat Talent, die muß zur Bühne!" Schließlich glaubte es die junge Debütantin selbst und da auch die Eltern in den folgenschweren Schritt einwilligten, entschloß sie sich kurzerhand und meldete sich in Oslo zur Ausbildung als Schauspielerin an.

Kirsten Heiberg machte ihre Prüfung in Bergen, der zweitgrößten Stadt ihres Heimatlandes, die ein sehr gutes Theater besaß - und noch heute besitzt. Bald darauf konnte man ihr erstes Auftreten auf einer wirklichen Bühne erleben. Es gab unendlich viele Rollen, die Kirsten in Bergen spielen mußte. An ihre Wandlungsfähigkeit wurden die höchsten Ansprüche gestellt. Als sie dann einen Vertrag nach Oslo erhielt, durfte sie von sich sagen, daß sie es "geschafft" habe.

In Oslo kam sie zum erstenmal mit dem Film in Berührung. Die norwegische Tonfilmproduktion steckte damals noch in den Kinderschuhen, die ersten Ateliers waren erst im Aufbau begriffen, und die Filme wurden zum Teil in Gymnastiksälen oder anderen Behelfsräumen gedreht. Kirsten Heiberg spielte dann noch in zwei weiteren Filmen in Oslo und wurde darauf nach Stockholm verpflichtet, wo sie ebenfalls in drei Filmen mitwirkte.

Von Stockholm führte sie ihr Weg nach Wien. Dort hatte sie eine schicksalshafte Begegnung: sie lernte den Komponisten Franz Grothe kennen, den sie bald darauf heiratete und mit dem sie nach Berlin zog, das ihr bald zur zweiten Heimat wurde. In "Napoleon ist an allem schuld" und in "Frauen für Golden Hill" spielte sie ihre ersten Rollen in deutschen Filmen. Dann sah man sie in "Alarm auf Station III" und in "Der singende Tor" mit Gigli. Streifen wie "Achtung, Feind hört mit", "Falschmünzer", "Die goldene Spinne", "Liebespremiere", "Titanic" (1943) und "Die schwarze Rose" (1944) folgten.

Nach dem Krieg scheiterte ihre Ehe mit Franz Grothe. Kirsten Heiberg kehrte nach Oslo zurück, wurde aber dort "kaltgestellt"; sie galt als Vaterlandsverräterin. In Deutschland drehte sie zwar noch die Streifen "Hafenmelodie" (1949), "Opfer des Herzen" (1950) und "Bei Dir war es immer so schön" (1954), doch ihre Leinwandkarriere war auch hier beendet. Sie erkrankte an Krebs und starb am 2. März 1976 in ihrer Wohnung in Oslo. Franz Grothe war bei ihrer Beerdigung zugegen. kai-press

Foto: Archiv kai-press