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11.05.02 / Gedanken zur Zeit: Muttertag - nicht nur Anlaß für einen Blumenstrauß

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. Mai 2002


Gedanken zur Zeit: Muttertag - nicht nur Anlaß für einen Blumenstrauß
In unserer ideologisierten Welt mutiert die Mutter zur "Frau während der Zeit der Kindererziehung"
von Wilfried Böhm

Hin und wieder ist er noch in einem Kalender verzeichnet: der "Muttertag" am zweiten Sonntag im Mai. Wie auch sollte man diesen Tag politisch korrekt bezeichnen, nachdem die 68er samt ihren Mitläufern den langen Marsch durch die Institutionen und damit ihren dreißigjährigen Krieg gegen die Familien erfolgreich hinter sich gebracht haben? Vielleicht als "Tag der Bezugsperson"?

Als unermüdliche Ruferin in der Wüste unserer gesellschaftlichen Realität bricht die bekannte Psychotherapeutin Christa Meves ein gesellschaftliches Tabu. Sie wendet sich gegen das Totschweigen des Zusammenhangs zwischen der "Entmutterung" unserer Gesellschaft und der Arbeitslosigkeit, der überhohen Staatsverschuldung und dem viel zu hohen Krankenstand in der jüngeren Generation.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erzwang der sprunghaft steigende Arbeitskräftebedarf nach der Wiedereingliederung der ehemaligen Wehrmachtsangehörigen und der Eingliederung der Heimatvertriebenen in den Wirtschaftsprozeß die Suche nach neuen Arbeitskräften, zumal 1961 der Flüchtlingsstrom aus dem kommunistischen Machtbereich mit dem Bau der Mauer versiegt war. Die Frauen hatten in Krieg und Nachkriegszeit bei ihrer außerhäuslichen Berufstätigkeit großartige Leistungen vollbracht, so daß die Not zur Tugend wurde. Sie blieben als Arbeitskräfte unverzichtbar, auch um ihren Familien den Anteil am "Wirtschaftswunder" zu ermöglichen. Gesamtwirtschaftlich gingen die gesellschaftlichen Kosten der Berufstätigkeit der Frauen zu Lasten der Allgemeinheit und nicht zu Lasten der Gewinn- und Verlustrechnungen der Unternehmen, übrigens ebenso wie die sozialen Folgekosten der Anwerbung von ausländischen "Gastarbeitern".

Am Anfang habe, so Psychotherapeutin Meves, die Entwertung der Hausfrauenrolle gestanden, und "als Folge davon die Abtreibungserleichterung, der Gebur-

tenschwund, die Unumgänglichkeit und Höherbewertung der kontinuierlichen Berufstätigkeit der Frau, auch der jungen Familienmutter und dadurch das Entstehen eines Mißverhältnisses zwischen Arbeitsplatzbedarf und vorhandenen Arbeitsplätzen". Unbezahlte Familienarbeit von Müttern für ihre Kinder und alte Angehörige werde immer seltener. Das alles sei "die bittere Frucht einer Politik, die die Gewichtigkeit des Mutterberufs in einer unzulässigen Weise zu unterschätzen wagte".

Der Bevölkerungswissenschaftler Allan Carlson habe das auf den Punkt gebracht, als er feststellte: Die Unabhängigkeit der Frau von traditionellen Familienbanden sei durch den Preis einer allgemeinen Abhängigkeit vom Staat erkauft worden. Die immense Staatsverschuldung sei dadurch zwangsläufig hervorgerufen worden.

Zu diesen kapitalistischen Zwangsläufigkeiten haben groteskerweise ausgerechnet "linke" sozialistische Ideologen die Begleitmusik geschrieben. Diesen Umstand hat schon vor mehr als einem Jahrhundert Aldous Huxley in seiner "Brave New World" offengelegt, als er prophezeite, die Wörter "Mutter" und "Vater" würden aus unserer Sprache verschwinden, denn sie zu gebrauchen, gelte in der voll anonymisierten, voll automatisierten und voll kollektivierten Gesellschaft als unanständig. Meves kann denn auch berichten, daß in dem Uno-Text der "Weltfrauenkonferenz" die Wörter "Mutter" oder "Mutterschaft" überhaupt nicht mehr vorkommen. Da sich nach Meinung der Delegierten eine Frau grundsätzlich als diskriminiert empfinden müsse, wenn man sie als "Mutter" kennzeichne, handele es sich jetzt laut des "fortschrittlichen" Uno-Textes bei Müttern um "Frauen während der Zeit der Kindererziehung". Damit werde, so Meves, der Mutterschaft ihre Urgegebenheit aberkannt. Mutterschaft sei nach dieser emanzipatorischen Ideologie lediglich eine "Rolle", die eine Frau bedauerlicherweise auch noch heute gelegentlich zu übernehmen habe, aber möglichst schnell wieder beende.

Christa Meves stellt fest, schon seit über drei Jahrzehnten werde in Deutschland "mit erstaunlicher Verbohrtheit" unter dem Einfluß der 68er statt von "Mutter" das Wort "Bezugsperson" gebraucht. Das Ergebnis sei, daß der Ausdruck "Mutter" heute nicht mehr zeitgemäß ist. Damit würden, ideologisch bedingt, gleichwertige Beziehungssysteme neben das der "veralteten bür-

gerlichen Familie" gestellt, mit dem Ziel, die "zu überwinden". Huxleys als Warnung gedachte Prophetien seien heute abstruse Wirklichkeit und dementsprechend die negativen Auswirkungen des Ausverkaufs der Mutterschaft bedrohlich sichtbar geworden.

Wer trotzdem von "Mutter" spreche, werde beiseite getan, als habe er eine "reaktionäre Macke". Wenn schon, dann sage man politisch korrekt "Elternteil", was deutlich mache, "daß Mutter und Vater gänzlich gleich und infolge dessen auch legitim austauschbar seien". Der Schritt zur Gleichstellung der Betreuung durch gewerbliche Bezugspersonen sei kurz und mittlerweile zur Realität geworden.

Realistisch wie bei ihrer Analyse ist Meves auch bei ihren Schlußfolgerungen. Sie geht davon aus, daß diese Realität nicht wieder rückgängig gemacht werden könne. Aber eine Großreparatur von Fehlentwicklungen bei den Wertvorstellungen ist geboten. Meves verlangt die Anerkennung des berechtigten Anspruchs der Frau auf Anerkennung ihrer Familientätigkeit und das daraus abzuleitende Recht auf finanzielle Unabhängigkeit. Dabei denkt sie an die Ausbildung zur Mutterschaft als einem Beruf mit Rentenanspruch als Voraussetzung zur Sanierung der Familie sowie die Wiedereingliederung der Mütter in familiennahe Berufe nach der Familienphase.

Dem Zeitgeist zum Trotz: Die Mutter ist das Herz der Familie. Je weniger Familie, um so mehr Staat, um so mehr Gewalt und um so mehr soziale Unsicherheit. Der Muttertag ist mehr als ein Blumenstrauß. (Siehe Beitrag S. 20)