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18.05.02 / Furys ostpreußischer Bruder

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Mai 2002


Furys ostpreußischer Bruder
Ein Pferd wird zum Helfer und besten Freund auf der Flucht

Ein Kamerad, das muß nicht immer ein Mensch sein. In unserem Fall handelt es sich um ein Panjepferd namens Iwan. Ein Pferd, das durch Zufall in die Hände eines kleinen Jungens gerät und für ihn und seine Angehörigen vom Lebensretter über Schutzengel bis hin zum Seelendoktor alles ist und kameradschaftliche Würde an den Tag legt, wie kaum ein Zweibeiner sie hätte überbieten können.

Heinz Buchholz erzählt die Geschichte seiner Kindheit, die sich zwischen Krieg und Frieden in Ostpreußen und auf der Flucht gen Westen abspielte. Aufgewachsen auf einem Gut, dem Hochmannshof, in der Nähe der litauischen Grenze muß seine Familie im August 1944 vor den Russen flüchten. Als der Weg in Elbing durch einen Stoßkeil der Russen abgeschnitten wurde, war der einzige Ausweg die Flucht über das zugefrorene Frische Haff nach Danzig. Inmitten des großen Flüchtlingstrecks rollten auch die Wagen der Familie Buchholz die Ostseeküste entlang in den rettenden Westen. In Pommern gerieten sie erneut in das Frontgetümmel und landeten nach langer Irrfahrt im Großraum Neustettin. Hier wurden sie endgültig von den Russen eingeholt. Die Flucht schien vergebens gewesen zu sein. Es folgten schwere Zeiten. Zunächst fand sich Heinz Buchholz als Leibeigener der Russen wieder, dann als Zwangsarbeiter "unter polnischer Verwaltung". Seine jüngeren Ge- schwister und er sollten erst 1948 in Schleswig-Holstein eine neue Heimat finden.

Das gesamte Buch ist durchzogen von Rückblicken auf die glückliche Kindheit in Ostpreußen. Der vierzehnjährige Protagonist erzählt seinem Iwan, dem treuen Zuhörer, von den Erinnerungen seiner Kindheit: von Weihnachtsfesten, den Erlebnissen in der Schule und eben dem ganzen Leben auf dem Hochmannshof. Nur so scheint es Heinz Buchholz möglich gewesen zu sein, die grausame Realität und Brutalität gegen die Zivilbevölkerung sowie das große Elend auf der Flucht wenigstens ein wenig verkraften zu können.

"Iwan, das Panjepferd - Eine Kindheit zwischen Krieg und Frieden" ist ein Augenzeugenbericht brillanter Art, der sowohl für Alt als auch für Jung spannend und erkenntnisreich ist. Ein Buch, welches als Geschenk für die Kinder und Enkelkinder sehr zu empfehlen ist, da der Autor durch die Augen eines Kindes erzählt, eine einfache Sprache benutzt und gleichzeitig ein lebendiges Bild der Realität von Flucht und Vertreibung vor Augen führt. Nanette Kaiser

Heinz Buchholz, "Iwan, das Panjepferd - Eine Kindheit zwischen Krieg und Frieden", WWA-Verlag, Hamburg 2002, Leinen, 255 Seiten, 19,90 Euro