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18.05.02 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Mai 2002


Leserbriefe

Kein "Erfurt" bei intakter Gesellschaft?

Betr.: Folge 18 - "Warum? - Deutschland nach der Tat von Erfurt"

Ein verhaltensgestörter Schüler tötet 16 Menschen und dann sich selbst. Als Mitglied von zwei Schützenvereinen hat er den Umgang mit Handfeuerwaffen bestens gelernt. Ihre Handhabung vermittelt ihm das Gefühl der Stärke. Er und seine Waffen seien unbesiegbar, glaubte er. Nichts hat er von dem Umgang der Menschen miteinander gelernt. Er steckte voller Probleme, und niemand in seiner Umgebung war in der Lage, ihm auf seine Fragen die richtigen Antworten zu erteilen.

In einer intakten Gesellschaft sollte es zu dem lebensnotwendigen Grundkonsens gehören, auf den Nachbarn zu achten und sich ihm gegenüber auch verantwortlich zu fühlen. Zu einer solchen Gesellschaft jedoch gehören Lebensgruppen, in denen die Menschen ein Zuhause haben. Es beginnt mit der Geborgenheit innerhalb einer Familie. Grundsätzlich sind es die Mütter, die ihren Kindern die Grundregeln des Zusammenlebens beibringen. Diese Familie wurde einst getragen und gestützt von der Umgebung einer christlichen Gemeinde.

Aber im 20. Jahrhundert verlor der Mensch alle göttlichen und irdischen Autoritäten. Familie, Kirche und Staat wurden zu Spielbällen egoistischen Sinnstrebens. Die Einbindung in sittliche und ethische Normen historischer Konvenienz wurde gegen eine ungebundene Verwirklichung absoluter Selbstverwirklichung eingetauscht. Die Folge war eine Ära der Gewalt, des Terrors und des Mordens. Begleitet wurde die Entwicklung mit der Lösung kultureller Tabus. Brutalität und Obszönität in den öffentlichen Medien, vom Fernsehen bis zu den Bühnen, vernichten die seither gewohnten Grenzen allgemeiner Scham. Die Kinder lernten in den Schulen zwar ihre Rechte gegen-über ihren Eltern und Lehrern zu vertreten, verdummten aber gleichzeitig auf ein weltweit niedriges Niveau. Disziplinarische Maßnahmen, die einst der engagierten Fürsorge für die Nachkommenschaft entsprachen, wurden zu Vergehen gegen die Unversehrtheit des Individuums als Körperverletzung klassifiziert. Die Gewalt zog in die Schulen ein. Es herrschte dort das Faustrecht des Stärkeren. Schüler rüsteten sich mit Messern und übten im harmlosesten Fall ihren Terror gegen Kleidung und Taschengeld ihrer Mitschüler aus.

Die Ohnmacht der politischen Funktionsträger wird damit dokumentiert, daß sie jetzt nach Gesetzen rufen, strenger und radikaler als je zuvor. Wenn ein Joschka Fischer sich nach Erfurt begibt, darf niemand vergessen, daß er das Symbol dafür ist, daß Gewaltanwendung gegen die Gesellschaft und den Staat das höchste Maß an Ansehen verschafft.

Wenn die Eltern wieder die Autorität über ihre Kinder zurückgewinnen, wenn die Schule wieder mit engagierten Lehrern eine Institution der Erziehung wird, nur dann werden unsere Nachkommen in Frieden den Zukunftsauftrag für ihre Gesellschaft, für ihr Volk erfolgreich erfüllen können. Herbert Gassen, Bruchköbel

 

 

Erfurt war kein "Amoklauf"

Betr.: Folge 18 - "Warum? - Deutschland nach der Tat von Erfurt"

Wieder einmal eine gute Ausgabe Ihrer Zeitung! Besonders der Artikel von Herrn Mahlitz in Kombination mit den klugen Zeilen von Christa Meves, von der man sonst leider viel zu wenig hört und liest! Wohl auch eine Zeiterscheinung.

Widersprechen muß ich aber, wenn von dem "Amoklauf von Erfurt" geschrieben wird. Hier handelte es sich einwandfrei um eine geistig und organisatorisch geplante Mordaktion mit klarer Zielsetzung und nicht um einen Amoklauf. Letzterer wäre ja noch nachzuvollziehen, diese Tat aber nicht! Ich verweise hier auf den "Brockhaus": Amoklaufen, plötzliche Geistesstörung mit sinnloser Angriff- und Mordwut; oder "dtv-Lexikon": Amok, Amoklaufen, stark aggressiver Bewegungsdrang mit anschließender Amnesie, der bei Befallenen wutartige, wahllose Tötungsversuche auslösen kann. Ich kann hier beim besten Willen keinen Bezug zum bösartigen Erfurter Killer erkennen.

Christoph Nehring, Essen

 

 

Hektische Aktionen

Betr.: Folge 18 - "Warum? - Deutschland nach der Tat von Erfurt"

Nach den schrecklichen Ereignissen von Erfurt verfallen unsere Politiker wie immer bei ähnlichen Vorfällen in einen hektischen Aktionismus, der aber in zwei bis drei Wochen wieder verflogen sein wird. Sie sind es doch, die die Zustände der wertfreien Gesellschaft geschaffen haben, die Auflösung der Familie, die Sexualisierung der Kinder und die Abkehr vom Christentum.

Gottfried Dryssen, Jesteburg

 

 

Komplikationen wegen verlorener Papiere

Betr.: Folge 16 - "Für dumm verkauft"

In einer Erbangelegenheit brauchte ich die Geburtsurkunde meines Vaters. Ich habe 17 Stellen angeschrieben, um eventuelle Eintragungen über die Geburt meines Vaters zu erhalten. Ohne Erfolg!

Dann wurde mir vom Landgericht Bochum geraten, direkt in Polen anzufragen. Ich schrieb an das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig. Nach vier Monaten erhielt ich ein Antwortschreiben mit einer Anlage vom Archivum Panstwowe, Olsztynie, das den verpolnischten Namen meines Vaters enthielt und alles nun in polnisch geschrieben war. Das Wort "Zasviadczente (Negativbescheinigung), wie im Konsulat erklärt, enthielt es nicht. Erst bei einer Dolmetscherin erfuhr ich, daß es sich um eben solche handelte. Eine weitere Anlage des polnischen Schreibens war eine Rechnung über 96 Euro.

Meine Papiere sind durch menschenrechtswidrige Umstände verschwunden. Wir sind mit einem Pferdefuhrwerk auf der Flucht zwischen die Fronten gekommen, und die Russen haben uns befohlen, daß wir wieder umkehren und heimfahren sollten. Was seit diesem Tag Ende Januar 1945 bis November 1945 an Greueltaten von Russen und Polen an uns begangen wurde, darüber kann ich ein Buch schreiben.

Im November 1945 sagte man uns, daß wir am nächsten Tag abgeholt werden würden. Wohin man uns bringen würde, wurde allerdings nicht erwähnt. Man nahm uns damals das Wertvollste: Haus, Hof, Heimat!

Auf der Fahrt in Viehwaggons wurden wir immer wieder angehalten und ausgeraubt. Einmal hatten sie es auf mich, 9 Jahre, abgesehen. Ein uniformierter Pole mit einer eckigen Mütze hielt mir sein Gewehr entgegen. Ich hatte schreckliche Angst, weil ich schon oft gesehen hatte, wie Deutsche abgeknallt wurden. Der Uniformierte bückte sich aber nur und riß mir die Schuhe von den Füßen. Ab jetzt ging ich, Anfang Dezember, auf Strümpfen. In unserem Waggon war inzwischen aber mehr Platz, denn es wurden immer wieder Tote rausgetragen.

Mitte Januar erreichten wir Rendsburg. Ich hatte Typhus und eine Lungenentzündung, und mein Leben hing an einem seidenen Faden.

Wer unter diesen Umständen seine Papiere durchgebracht hat, kann sich glücklich preisen. Wir hatten nichts. Aufgrund dieser Erfahrung muß ich sagen, daß die Bezeichnung skandalös für die Entscheidung der Kardinäle Lehmann und Glemp, die Kirchenbücher nach Polen zu geben, äußerst mild gewählt ist. Wollen sie nach allem, was auch unseren katholischen Landsleuten genommen wurde, ihnen auch noch ihre Identität nehmen?

Ursula Wachsmann, Diepholz

 

 

Leider nicht verhört!

Betr.: Folge 16 - "Sudetendeutsche entschuldigen sich"

Als ich zuerst beim WDR 2 hörte, daß die Sudetendeutsche Landsmannschaft sich bei den Tschechen wegen der Verbrechen, die die Sudetendeutschen an den Tschechen verübt haben, entschuldigt hat, glaubte ich, mich verhört zu haben. Ich ließ das Radio an, aber ich hörte stündlich immer wieder dieselbe unglaubliche Nachricht.

Ich kann mir vorstellen, daß selbst die Tschechen darüber sehr erstaunt waren, denn nach Kriegsende fiel der tschechische Pöbel über die Deutschen her. Sogar Kinder mußten leiden, die doch gar nichts dafür konnten, was Hitler angerichtet hatte.

Ich selbst war damals 17 Jahre. Man beschimpfte uns als "némecke svinje" (deutsche Schweine) und trieb uns mit Schlägen aus unserem Haus. Im Eisenwerk Mährisch Ostrau-Witkowitz mußten wir zehn Stunden am Tag arbeiten und bekamen nur einen Teller Wassersuppe am Tag. "Ihr Deutschen sollt alle krepieren", sagte ein Aufseher mir direkt ins Gesicht. Schlafen mußten wir auf harten, verlausten Pritschen. Wer bei der Arbeit zusammenbrach, wurde als Simulant abgeschleppt. Wohin er kam, wußte niemand. Deutsch sprechen war unter Androhung von Prügel verboten. Vielleicht weil ich mit meinen blonden Zöpfen und den blauen Augen besonders deutsch aussah, wurde ich von einem Bewacher gefragt, ob ich in der HJ war. Als ich bejahte, bedachte er mich mit Fußtritten. Nach zwei Monaten fuhr man uns zusammengepfercht in Viehwaggons "Heim ins Reich" nach Mecklenburg. Wir kamen zuerst in ein Lager, dann gab uns ein Bauer gezwungenermaßen ein Zimmer. Da wir nur die Kleider, die wir am Leibe trugen, besaßen, schenkte uns die evangelische Kirche immerhin Kleider und Schuhe. Und jetzt, nach 57 Jahren, dieser unterwürfige Kniefall?

Erwine Lehming, Köln

 

 

Motivation

Betr.: Folge 15 - "Bundeswehr vor dem Kollaps"

Die Ausführungen von Herrn Komossa kann ich in vielen Punkten nur unterstreichen. Allerdings scheint mir bei aller verständlichen Kritik an der desolaten materiellen Versorgung der Bundeswehr ein entscheidender Aspekt zu kurz gekommen zu sein.

Gemeint ist die Motivation, die geistig-moralische Ausrichtung der Truppe. Eine offensichtlich gewollte, farb- und glanzlose Armee aus nüchternen Waffentechnikern ohne Corpsgeist und Sinngebung, losgelöst von großer Tra- dition und ohne bindende Vorbilder, kann die militärischen Aufgaben der Zukunft auch mit optimaler materieller Ausstattung nicht meistern. 

Gerd Kresse, Schwülper

 

 

Fährtenleser

Betr.: Folge 16 - "2. Weltkrieg"

Ich möchte noch zu meinem

Leserbrief korrigierend hinzufügen, daß wir im Kampf gegen die Partisanen in Jugoslawien Fährtenleser des Sicherheitsdienstes mitbekamen. Bei diesen handelte es sich um jene in Folge 16 erwähnten Serben und Kroaten in deutschen Uniformen, die ihre Landsleute auf Partisanenseite kurzerhand erschossen.

Heinz Lalla, Hamburg

 

 

Nationaler Gedenktag?

Betr.: Gedenktag

Die US-Regierung hat den 11. September zum nationalen Gedenktag zu Ehren der Opfer der Anschläge von New York und von Washington erklärt. An jedem künftigen 11. September wird das jeweilige Staatsoberhaupt eine Rede halten, und die Flaggen werden landesweit auf Halbmast gesetzt.

Meine Frage an unsere Politiker ist, wann es bei uns in Deutschland einen Gedenktag für die vielen Millionen deutschen Opfer des Zweiten Weltkrieges gibt? Jedes Jahr findet am 27. Januar eine Gedenkfeierstunde für die Holocaustopfer statt, dafür haben sich unser Bundespräsident und unsere Politiker eingesetzt. Es wäre gut und würdig, wenn diese sich auch für einen Gedenktag der vielen Millionen Opfer in unserem Volk einsetzen würden.

Gerhard Rogoll, Solingen